Gasometer live

The Gaslight Anthem lieferten Karriere-Querschnitt

Musik
09.11.2014 10:26
The Gaslight Anthem haben ihr Gastspiel am Samstag in Wien mit "Stay Vicious", dem druckvollen Opener ihres neun Albums "Get Hurt", gestartet. "Wir wollten ein hartes Riff im Stil von Black Sabbath mit einem Chorus, der an The National oder Nick Cave erinnert, zusammenführen. Welch ein Spaß!", sagt Sänger Brian Fallon. Gut unterhalten haben sich Band und Fans auch beim Konzert.
(Bild: kmm)

The Gaslight Anthem, die Rock-Punk-Formation mit Pop-Appeal, brachte ein langes Set, einen gut ausgewählten Querschnitt aus dem bisherigen Schaffen, laut und erdig gespielt, wobei flotte Gassenhauer wie "Howl" und "Handwritten" am schärfsten klangen. Eigenes Material würzten sie mit Zitaten von Dead Man's Bones (Fallon hat sich in der Vergangenheit als Fan dieser Indie-Band von Schauspieler Ryan Gosling bekannt) und Black Sabbath ("War Pigs"). Vom aktuellen Opus kam das bombastische "Red Violins" gut rüber.

Gegen die Simplizität
Manche Kritiker hätten gerne mehr kompromisslose Stücke wie "Stay Vicious" auf "Get Hurt" gehabt. "Oh nein", winkte Fallon ab und lachte laut. "Das wäre zu heavy." Andere wiederum bemängelten, dass die Platte nicht so eingängig sei wie der Vorgänger "Handwritten". Dazu der Sänger: "Die Idee war, uns diesmal musikalisch auf und ab, hin und her zu bewegen. 'Handwritten' musste man nur einmal hören, um die Platte zu verstehen. Bei 'Get Hurt' entdeckt man erst nach zehnmaligem Zuhören bestimmte Dinge, das Album wächst langsam."

"Handwritten" war das Debüt der Gruppe aus New Jersey bei Universal, ein bisschen in Richtung großer Durchbruch habe man mit der Produktion geschielt, gestand Fallon freimütig. Aber am Ende lautete die Erkenntnis: "Wir sehen uns eigentlich immer noch mehr als Punkband. Wir sind keine Foo Fighters. Das ist eine tolle Band, ich mag Dave Grohl und die anderen Burschen, nette Kerle, gute Musik. Aber ich habe nicht diese Persönlichkeit. Wir wollen keine Stadionrockband sein, sondern eine respektierte Rockband mit vielen Fans, die auch ohne Hits und Weltruhm auskommt."

Keine Wiederholung
"Stay Vicious" sei eine direkte Reaktion auf den kommerziellen Erfolg von "Handwritten", erzählte Fallon. "Da waren plötzlich Leute bei unseren Konzerten, die nur die Single '45' kannten. Die kamen zu uns, weil sie nur diesen einen Song im Radio gehört haben." Den Herrschaften von Gaslight Anthem sei schnell klar geworden, dass sie nicht ein Album der selben Bauart nachlegen sollten: "Ich liebe 'Handwritten' immer noch, allerdings wollten wir uns mehr Raum erlauben, damit wir in Zukunft jede Platte machen können, die wir wollen." Die Vielseitigkeit von "Stay Vicious" habe das Tor dazu weit geöffnet, gab sich der Frontman überzeugt.

Die Diskussion, ob und wie viel sich Bands verändern dürfen, sei sowieso unsinnig: "Jede Platte von Tom Waits klingt typisch Tom Waits - und doch anders. Oder Bruce Springsteen. Der hat mit einer Folk-Platte begonnen, hat dann Rock gemacht, dann wieder akustisch gespielt", so Fallon. "Alle Künstler, die ich mag, ändern sich ständig. Man kann nicht immer die selbe Musik machen. Man sollte das tun, was man selbst mag. Am Ende des Tages mögen dich die Leute - oder halt nicht."

Zu viel "Boss"
Apropos Springsteen: Ärgert es Brian Fallon eigentlich, in Medien ständig mit dem "Boss" verglichen zu werden? "The Gaslight Anthem haben einen Punkrock-Background, aber ich mag auch Bruce, keine Frage. Es war schön, dass er uns öffentlich gelobt und mit uns gesungen hat. Großartig! Aber dass wir plötzlich nur mehr in einem Atemzug mit Springsteen genannt wurden, war nervig, weil unsere anderen Wurzeln völlig ignoriert wurden. Hätte ich nie etwas von Springsteen gehört, würde es The Gaslight Anthem trotzdem geben. Es wäre eine andere Band vielleicht, aber es gäbe sie. Ohne Replacements oder ohne The Clash gäbe es aber keine The Gaslight Anthem."

Nächstens Jahr stehen Auftritte bei Festivals an, dann wäre es Zeit für eine Bandpause, erzählte Fallon, der sich dann einem Soloprojekt widmen will. An die Zukunft von The Gaslight Anthem denkt er trotzdem bereits: "'Handwritten' und 'Get Hurt' sind richtige Studio-Platten mit viel Produktion. Ich fühle, dass wir uns wieder zurück bewegen und direkter aufnehmen sollten. Ich mag den Sound von Jack Whites Alben, dieses Live-Feeling würde ich auch mit The Gaslight Anthem gerne einmal auf Platte bringen."

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