Frühe Einschulung

F: Neuer Vorstoß zur Integration von Zuwandererkindern

Ausland
29.01.2011 08:13
Die Vorverlegung des Pflichtschulalters auf drei Jahre, kein Unterricht in der Herkunftssprache und der strikte laizistische Charakter der Schulen - das sind einige der Maßnahmen, die in Frankreich ein Expertenbericht zur besseren Integration von Einwandererkindern vorschlägt. Das Papier geht von der Feststellung aus, dass die Schulen in Frankreich gegenwärtig nicht imstande seien, den Rückstand der Migrantenkinder wettzumachen. Premier Francois Fillon hat die zuständigen Minister nun beauftragt, auf Basis dieser Expertise konkrete Maßnahmen auszuarbeiten.

"Es ist bereits eine Entwurzelung und eine Schwierigkeit für ein Kind, sich in einem neuen Land niederzulassen; wenn es sich überdies in eine Schule mit großen Schwierigkeiten integrieren muss, so dient das der Integration nicht", betonte die vom Hohen Integrationsrat (HCI) mit dem Bericht beauftragte Expertin Barbara Lefebvre.

Der Hohe Integrationsrat wurde im Jahr 1989 durch eine Regierungsverfügung des damaligen sozialistischen Premierministers Michel Rocard eingeführt. Das Organ hat beratende Funktion, um auf Anfrage des Premiers Vorschläge zur Verbesserung bei der Integration von Einwandererkindern in den Schulen vorzulegen.

Experten gegen Unterricht in der Herkunftssprache
Die Autoren der Expertise sprachen mit Hunderten Vertretern des Schulwesens und präsentierten ihre Feststellungen schließlich am Freitag Premierminister Fillon.

So fordert der Bericht auch die Abschaffung des Unterrichts in der Herkunftssprache der Zuwandererkinder - dieser Unterricht wird gegenwärtig von bestimmten Ländern in Hinblick auf eine mögliche Heimkehr der Auswanderer finanziert.

Studie: Laizismus muss "strikt respektiert" werden
Der Integrationsrat betont weiter, dass die religiöse Identität der Migrantenkinder oft zu einer Ablehnung der Werte der Französischen Republik führe. Daher müsse sowohl im Unterricht als auch von den Menschen der Laizismus "strikt respektiert" werden.

Aufgrund der besonders starken ethnischen Spannungen müssten zusätzliche Mittel zur pädagogischen Vermittlung der Werte der Republik vorgesehen werden. In gewissen Mittelschulen tun sich die Lehrer laut Studie schwer, die Geschichte des Holocaust oder des Konflikts im Nahen Osten objektiv darzulegen.

Die führende Grundschulgewerkschaft SNUIPP-FSU kritisierte eine "autoritäre Auffassung der Integration" in dem Bericht. "Die Laizität in der Schule, das Erlernen des Französischen ab dem Kindergarten, die Kontakte mit den Familien, all das haben wir bereits", sagte Gewerkschaftssekretär Sebastien Sihr - und fügte hinzu: "Man müsste sich eher fragen, warum die Lehrer nicht über mehr Mittel verfügen, um anständig arbeiten zu können."

Hohe Konzentration von Ausländern in Vorstädten
Für das Versagen der Schule als Integrationsfaktor macht der HCI die wirtschaftlichen Veränderungen, die Verarmung der Bevölkerung und die Konzentration von Ausländern insbesondere in benachteiligten Vorstadtgebieten verantwortlich.

Laut HCI ist in mindestens einem Fünftel der französischen Familien zumindest ein Elternteil ein Einwanderer. Die höchste Konzentration von Ausländern findet man im nördlich von Paris gelegenen Departement Seine-Saint-Denis mit 57 Prozent gefolgt von Paris mit 41 Prozent und zwei weiteren Departements bei Paris, Val-de-Marne und Val-d'Oise, mit je 40 Prozent.

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