Stadträtin überzeugt

800 Beamte in Frühpension: “Ein toller Sozialplan”

Österreich
20.06.2016 16:50

Fast 800 Wiener Beamte werden am Dienstag von der Personalkommission aus "organisatorischen Gründen" (!) in den Ruhestand versetzt. Durchschnittsalter bei Antritt: 58,12 Jahre. Als einen "Skandal der Sonderklasse" bezeichnet der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel die umstrittene Frühpensionierungswelle bei den Wiener Stadtwerken. Stadträtin Sandra Frauenberger sieht das anders: "Das ist ein toller Sozialplan!"

Ob sie wollen oder nicht - 364 der 798 Beamten müssen noch heuer in Pension gehen. Nächstes Jahr folgen 253 und im Folgejahr 181 - aus "organisatorischen Gründen". "Es handelt sich hier um pumperlg'sunde Mitarbeiter", kritisiert Gemeinderat Wolfgang Ulm. Neben Fachbeamten, Werkmeistern und Telefonisten stehen auch Juristen und Ärzte auf der Liste - "qualifiziertes Personal, das man dringend im Bildungs- und Sicherheitsbereich oder als Unterstützung für Lehrer und Ärzte bräuchte", so Blümel.

Zum Vergleich: Im Jahr 2015 wurden 28 Mitarbeiter aus denselben Gründen frühpensioniert. Im Durchschnitt verabschieden sich die Betroffenen sieben Jahre früher in den Ruhestand. Die ÖVP fordert jedenfalls die Abschaffung jenes Paragrafen, der die vorzeitige Versetzung in den Ruhestand aus organisatorischen Gründen ermöglicht.

"Unternehmen wird Sozialplan finanzieren"
Stadträtin Sandra Frauenberger - zuständig auch für Personal - lobt hingegen die Maßnahme: "Das Unternehmen musste aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der Wettbewerbsfähigkeit Maßnahmen setzen. Die haben mit all den Beschäftigten - und die haben übrigens alle miteinander 40 Jahre für die Stadt gearbeitet - versucht, Lösungen zu finden, seien es Umschulungen oder anderweitige Verwendungen. Und bei denen, bei denen es nicht gelungen ist, für die haben sie einen Sozialplan gemacht, und mit dem Sozialplan sind wir jetzt konfrontiert." Und sie bleibt dabei: "Wichtig ist, es wird nicht der Steuerzahler zur Kasse gebeten, sondern das Unternehmen wird diesen Sozialplan aus seinen Ergebnissen finanzieren."

Dass die Opposition genau diesen Sozialplan in Grund und Boden kritisiert, ist der Politikerin egal: "Ein Sozialplan ist eine gute sozialpartnerschaftliche Einrichtung. Und ich weiß, sowohl Gewerkschaft als auch Unternehmensleitung haben es sich nicht leicht gemacht, die haben eineinhalb Jahre lang daran gearbeitet." Ob sie sich selbst vorstellen kann, in sechs Jahren in Pension zu gehen? Die Antwort von Frau Frauenberger: "Nein!"

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