Last but 1

Abschiedstour mit dem vorletzten Mazda RX-8

Motor
15.02.2011 16:46
Au, das tut weh. Da hält Mazda mit dem RX-8 als einziger Hersteller eisern am Wankelmotor fest, hat ihm sogar gerade noch ein Facelift samt sanfter technischer Überarbeitung spendiert – und dann das: Ab sofort ist der Sportler wegen verschärfter Abgasvorschriften in Österreich nicht mehr erhältlich. Schade um den Wagen mit dem Turbinensound und dem Endlosdrehzahlband. Wir sagen leise servus, geben aber kräftig Gas auf einer kleinen Abschiedstour.
(Bild: kmm)

Euro 5 zu erreichen, entspräche wohl der Quadratur des Kreiskolbenmotors, und damit passt der RX-8 einfach nicht in diese Zeit. Wobei sich der Schaden, würde man ihn weiterhin importieren (für die USA und Japan wird er ja weiter gebaut), in Grenzen hielte: Er fristet ein Nischendasein, von der Faceliftversion gibt es hierzulande genau zwei Stück, so viel wie Scheiben im Motor rotieren. Mein Testwagen ist also the last but one, der Vorletzte seiner Art.

Ehrlicher Exot, kein Blender
Die Abschiedstour führt mich nach Kärnten (dort sitzt der Mazda-Importeur), im tiefsten Schnee. Drei Eigenschaften prädestinieren den RX-8 für diese Reise besonders: Heckantrieb, die Freestyle- genannten Selbstmördertüren hinten und ein mit 290 Litern passabler Kofferraum. Mein 165-cm-Snowboard passt problemlos auf die Rücksitze, das Gepäck für den Dreitages-Skiausflug zweier Personen stellt auch keine Herausforderung dar. Reiseziel: das Nassfeld, nicht zuletzt weil ich da auch beim fettesten Schneefall keine Ketten brauche. Wichtig, wenn serienmäßig 19-Zoll-Alus montiert sind. Und: Im Falkensteiner-Hotel kann ich es mir edel gut gehen lassen, ohne dass ich mir ohne Oberklasse-Kutsche unstandesgemäß vorkomme.

Da passt der RX-8 gut hin, denn er punktet voll in der Nixschickimickiwertung. Dazu noch in der Exotenwertung, der Platzwertung (außer bei Ablagen im Innenraum) – und natürlich in der Spaßwertung: Der Heckantrieb ist ein Garant für das jubelnde Herz eines spaßorientierten Autofahrers, und das DSC versteht es, diesen Drang zu unterstützen. Das Antischleuderprogramm lässt so viel Schlupf und damit Driften zu, dass sich ungeübte Autofahrer auf Schnee schon fragen könnten, ob es vielleicht deaktiviert ist (ja, es lässt sich ausschalten). Und eine Droge ist auch eingebaut: Das Sperrdifferential heißt „Super LSD“.

Drehen ohne Ende
Aber Unbedarfte kommen hier aus dem Staunen ohnehin nicht mehr heraus: Einen Drehzahlmesser, der bis 10.000 Touren reicht, bekommt man in einem Auto selten zu sehen. Und die Skala ist ernst gemeint. Gelber Bereich ab 8.500/min., roter Bereich ab 9.000/min. Das Arge ist: Der Motor dreht mit einer Behändigkeit da hinauf, als gäbe es kein Morgen. Wie eine Turbine läuft er völlig vibrationsfrei und klingt dabei derart unauffällig, dass man fast aufs Schalten vergisst. Bis einen ein Piepsen bei 9.000/min. daran erinnert bzw. bei 9.500/min. der Drehzahlbegrenzer eingreift (bei kaltem Motor ist schon bei 5.000/min. Schluss).

Die Drehzahlen braucht er auch, denn unten herum rührt sich nicht viel. Doch da, wo andere schon im Begrenzer würgen, geht’s hier erst richtig los, das maximale Drehmoment von 211 Nm liegt bei 5.500/min. an, die Maximalleistung von 231 PS sogar erst bei 8.200/min. Will man Sportwagenfahrleistungen abrufen, erfreut man sich häufig am knackigen Sechsganggetriebe. Dann wird man mit einem Hundertersprint in 6,4 Sekunden belohnt, das Höchsttempo beträgt 234 km/h.

Das Bilsteinfahrwerk übermittelt die Fahrbahnbeschaffenheit über die Recaroschalensitze direkt und unmissverständlich ins Gesäß, der Wagen liegt wie ein Brett. 1.315 kg verteilen sich fifty-fifty auf die beiden Achsen, was gut ist fürs Fahrverhalten. Die Lenkung arbeitet direkt, könnte aber etwas mehr Gefühl vermitteln.

Zeitreise mit dem Mazda RX-8
Die Tour mit dem Mazda RX-8 hat was von einer Zeitreise, zurück in Zeiten, als der Spritverbrauch noch kein großes Thema war, als die ganzen komfortablen kleinen Helferlein noch nicht allgegenwärtig waren. Es geht hier sehr ursprünglich zu. Kein Parkpiepser, keine Sitzheizung, kein Bordcomputer, die Außentemperatur wird nur auf Knopfdruck und dann statt der Heizungseinstellung angezeigt. Der Blinker blinkt ohne Komfortfunktion. Und das DSC tut ja auch ein bisschen so, als wäre es nicht da.

Was fehlt, ist ein ordentlicher Tacho. Das Tempo wird nur in einem kleinen Digitaldisplay angezeigt, obwohl eigentlich Platz genug wäre: Im rechten Rundinstrument prangt einsam die Tankanzeige, der Rest ist leer. Das gilt übrigens auch relativ schnell für den Tank, denn der Spritverbrauch ist – na ja, sagen wir: etwas hoch. 16 bis 18 l/100 km waren es im Test, mehr als in großen, starken SUVs.

Beim Preis waren für Mazda alle gleich: 47.790 Euro kostete der RX-8 Revolution Top, mit Einheitsausstattung, eine Aufpreisliste gab es nicht. Immerhin waren Bose-Soundanlage, Xenonlicht, Klimaautomatik, Alus und Tempomat Serie. Den 192-PS-Motor gab’s schon seit dem Facelift nicht mehr in Österreich, Turbo gab’s nur beim Vorgänger RX-7. Beim RX-8 hat Mazda den Entwicklungsaufwand gescheut. Daher war es auch nie die Leistung, die zur Kaufentscheidung geführt hat. Andere sind schneller, andere sind sparsamer, andere kosten weniger. Aber andere haben weder Wankelmotor noch diese lustigen Türen.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Wankelmotor
  • Freestyle-Doors

Warum nicht?

  • hoher Verbrauch

Oder vielleicht …

  • … Nissan 370Z, Audi TT
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele