Power & Vibrations

Alfa 159 Sportwagon mit erstarktem Diesel

Motor
14.01.2009 12:27
Ein Alfa hat immer ein bisserl was von Goldketterl auf behaarter, gebräunter Männerbrust. Gut aussehend, straff, ein Papagallo, der auf sein Äußeres achtet. Und so, wie es bei dieser Spezies Mann Familienväter gibt, gibt es den Alfa 159 auch als Stationwagon, was so etwas Ähnliches wie ein Kombi ist, den Laster-Nimbus aber anderen überlässt. Sportlichkeit und unzurückhaltendes Auftreten ist die Devise, und ja nicht leise treten!
(Bild: kmm)

Man muss diesen Typ Mann mögen, ebenso wie diesen Typ Auto, dann sieht man über die kleinen Macken im Alltag hinweg und freut sich, dass man sein Leben mit so einem tollen Kerl verbringen kann!

Allein diese Augen! Dreifachscheinwerfer unter zusammengezogenen Augenbrauen, dazwischen der fette Alfa-Wappengrill. Grimmig verheißen sie im Rückspiegel: Hier kommt der Mach-Platz-Hirsch! Und dann dieser Hintern! Ein Knackarsch, wie er im Buche steht. Von Kombi kann man da natürlich nicht reden, das sportive Element kommt hier voll zum Tragen. Immerhin fasst der Kofferraum aber 445 bis 1.235 Liter, dafür muss man allerdings eine hohe Ladekante überwinden und die Ladung durch eine schmale Luke schieben.

Extra-Power für den großen Diesel
Wir haben den 159 SW Q4 mit Allradantrieb und dem neuen großen Dieselmotor gefahren, der jetzt 209 statt 200 PS leistet. Die Kraftkur hat ihm gut getan, und bei einem Leergewicht von 1.815 kg hat er jedes PS und jeden Newtonmeter (es sind 400 bei 1.500 U/min.) dringend nötig, um sich würdig fortzubewegen. Damit schafft er den Sprint auf 100 in 8,6 Sekunden und läuft 224 km/h, wenn man ihn lässt. Dabei spielt sich der Motor mit typischem Alfa-Fünfzylinder-Sound durchaus in den Vordergrund, wenn auch etwas mürrisch, als wenn er schlecht geschlafen hätte. Das Mürrische findet sich auch in einer zähen Kraftentfaltung im kalten Zustand. Unter 1.500 U/min. rührt sich generell nichts, was beim Anfahren nervig ist (Kavaliersstart geht so: Vollgas geben, kurz warten, dann Kupplung langsam kommen lassen). darüber schiebt er mörder an.

Fahren macht Spaß
Die äußerst gefühlvolle Lenkung gibt wunderbares Feedback über die Kommunikation zwischen Gummi und Asphalt. Dafür, dass die Kraft in jeder Situation problemlos auf die Straße kommt, sorgt im Testwagen der Q4-Allradantrieb, der standardmäßig 57 Prozent des Antriebsmoments auf die Hinterräder und 43 Prozent auf die Vorderräder schickt. Das sogenannte Torsen-C-Differenzial verteilt die Kraft dann variabel, je nach auftretendem Schlupf. Das funktioniert hervorragend, der Alfa liegt wunderbar auf der Straße, gibt sich dabei sogar recht komfortabel und ist kaum aus der Ruhe zu bringen. Über Holperschwellen sollte man allerdings langsam fahren, da setzt er unerwartet früh auf.

Was der Alfa mit einem Küchentisch gemein hat
Die Kraft wird serienmäßig über ein gut gestuftes Sechsganggetriebe übertragen, das allerdings am Testwagen nicht reibungslos zu schalten war. Besonders vom zweiten auf den dritten Gang fühlt es sich jedes Mal an, wie wenn man morgens nach dem Aufstehen auf dem Weg zur Espressomaschine mit dem Oberschenkel am Eck vom Küchentisch hängen bleibt.

Der Innenraum ist echt Alfa: schöne Rundinstrumente, aber nicht mehr die Tachoröhren wie früher, Rundinstrumente auch in der Mittelkonsole, ansprechende Flächen und - jedenfalls im Fall des hellen Leders im Testwagen - wunderschöne gerippte Sitze, wobei sich die Lederrippen sogar in den Türverkleidungen wieder finden.

Im Detail hapert’s aber dann ein wenig. Die Klimaanlage führt ein undurchschaubares Eigenleben, die Temperatur ist schwer zu regeln und die Lüftung dreht gern plötzlich auf; der Hebel für den Tempomat ist beim Griff zum Blinker häufig im Weg (außerdem schaltet man ihn beim berühmten Knielenken unweigerlich ein bzw. beschleunigt damit). Ablagen sind Mangelware und zu klein, ins Türfach passt nicht einmal meine CD-Mappe. Dafür öffnet man manchmal versehentlich den Kofferraum, weil der Schalter für die Innenraumbeleuchtung direkt neben der Kofferraumfernentriegelung platziert ist. Und die Sitzheizungsregelung befindet sich wie im Citroën unsinnigerweise versteckt am Sitz. Cool ist dagegen der MP3-Player-Anschluss im (zu kleinen) Handschuhfach.

Vibrations in jeder Hinsicht
Keine Frage, der Alfa hat eine starke Ausstrahlung. Er ist kein Laster, sondern ein Feschak im sportlichen Anzug, mit Charaktergesicht und Ecken und Kanten, die eine Persönlichkeit manchmal ausmachen (vielleicht ist es ja die schelmische Persönlichkeit des Autos, die sich an der Klimaanlage austobt). Good Vibrations also, aber auch einige von der unangenehmen Sorte: Am Testwagen kamen mit steigender Drehzahl unangenehme Vibrationsgeräusche von vorne. Und auch von hinten rechts hat es vibriert, manchmal auch von links. Aber wer Perfektion erwartet, fährt auch nicht nach Italien – und trotzdem folgen wir regelmäßig dem Ruf nach bella Italia!

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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