Lichtrevolution

Audi A8: Wir loten die Grenzen des Superlichts aus

Motor
13.03.2014 21:43
Bei einem Auto von einer Lichtgestalt zu sprechen, ist im Allgemeinen etwas vermessen. Beim Audi A8 jedoch trifft es durchaus zu. Die aktuelle Generation lässt sich mit dem wohl Besten ausrüsten, was im Moment in einem Auto erhältlich ist – LED-Matrix-Scheinwerfer, deren Fernlicht angeblich nun wirklich niemanden mehr blendet. Wir haben die Grenzen des Superlichts ausgeleuchtet.
(Bild: kmm)

Die Technik kurz erklärt: In jedem Scheinwerfer sitzen 25 Leuchtdioden, die per Software einzeln angesteuert werden. Eine Kamera scannt die Gegend nach Lichtquellen wie etwa die Lichter anderer Autos, sodass die Scheinwerfer quasi um sie herumleuchten können. Die LED, welche diese Lichtquelle anleuchten würde, wird gedimmt oder abgeschaltet. Wer es genau wissen will: 966.105.422 verschiedene Lichtverteilungen sind möglich.

Wie verhält sich das in der Praxis?
Wenn man neu ist in diesem Auto, wird einem nachts nicht langweilig, weil man immer mitverfolgen kann, wie sich der Lichtstrahl verändert. Es ist durchaus faszinierend, mit welcher Präzision die LEDs an anderen vorbei- oder Ecken hineinleuchten. Fahrer vorausfahrender Fahrzeuge werden auf dunklen Bergstrecken eher von rückstrahlenden Straßenschildern geblendet, die von unseren LEDs angestrahlt werden, als über die Rückspiegel. Will heißen: Wer vor dem A8 mit funzeligen Halogenscheinwerfern dahinfährt, dem wird wunderbar heimgeleuchtet.

Bei klaren Lichtsituationen, also etwa auf Überlandstraßen ohne Mittelstreifen, reagiert das System auf jedes beleuchtete Kraftfahrzeug. Radfahrer brauchen ein starkes Licht, damit sie erkannt werden. Wer am Straßenrand steht, sei es als Fußgänger oder in einem unbeleuchteten Auto, wird geflasht.

Auf einer kurvigen Strecke ist ein aufmerksamer Autofahrer bisweilen eine Spur effektiver als die LED-Matrix: Er erkennt am Lichtschein, ob hinter einer Kurve oder Kuppe jemand entgegenkommt. Der Audi reagiert allerdings schnell, schneller als der Durchschnittsautofahrer.

Einzig auf der Autobahn stößt das System an seine Grenzen. Zwar reagiert es zuverlässig auf alles, was in unserer Richtung fährt, ebenso auf Pkws und Motorräder im Gegenverkehr – Lastwagen erkennt es aber nicht, wenn nur das (zu schwache) Licht ihrer Positionsleuchten auf die Kamera trifft. Und so kann man teilweise zuschauen, wie das gleißende LED-Fernlicht die Nacht im Führerhaus eines Lkws zum Tage macht. Nach Audi-Angaben wird zwar generell weniger Licht nach links geschickt, um die Lkw-Blendung zu reduzieren, der subjektive Eindruck ist dennoch sehr hell.

Der Sinn des Ganzen bzw. die Idee dahinter ist nicht nur, dass man sich das händische Abblenden spart, sondern dass man immer mit maximaler Lichtausbeute unterwegs ist.

Der "Laufblinker", der beim LED-Matrixlicht immer dabei ist, trägt eher nicht Wesentliches bei.

Und sonst?
Der Audi A8 ist purer Understatement-Luxus, hier trägt man den Pelz nach innen. Es wird sich niemand nach ihm umdrehen, Laien könnten ihn auch für einen A6 halten. Statt zu protzen, genießt man hier eher den dezenten Luxus in einem herrlichen Innenraum, auf feinstem Leder thronend (Leder Valcona Komfortsitz 6.200 Euro), vielleicht ein klassisches Konzert im Ohr (BOSE Surround Sound 1.500 Euro) und lässt das Auto selbsttätig dem Vordermann folgen, während einem der Sitz wirklich angenehm den Rücken massiert. Das Infotainment-Display, das aussieht, als könne man es einfahren lassen, verschwindet tatsächlich auf Knopfdruck. Das kann die Konkurrenz nicht.

Der A8 beherrscht eine gute Mischung aus Entkoppeltsein und Verbindlichkeit, denn zwar ist das Fahrwerk auch in Comfort-Stellung eher sportlich-präzise, die Akustik lässt aber nur feine Töne zu, auch der Dreiliter-V6 sendet angenehmen Klang, auch wenn man seinen 258 PS die Sporen gibt. Was gar nicht wirklich nötig ist, denn mit 580 Nm ab 1.750/min. kann man auch ganz entspannt kräftig vom Fleck kommen. Toller Motor.

Navieingaben passieren per Fingermalerei auf dem Touchpad. Das funktioniert sehr gut, ist aber bei BMW eine Spur praktischer umgesetzt, weil das Pad in den Controller integriert ist. Einziger echter Kritikpunkt ist der hier vorhandene seitliche Parksensor, der wegen Dauerpiepsen meist fehl am Platz ist. Das Abschalten der Sensoren deaktiviert leider auch die Rückfahrkamera.

Understand Understatement?
Die besonderen Fähigkeiten des Audi A8 liegen im Dunkeln. Nicht weil sie nicht zu finden wären, sondern weil die LED-Matrix-Scheinwerfer wirklich eine tolle Erfindung sind. Etwas über 1.000 Euro kostet das Superlicht im Testwagen, was angesichts des Gesamtpreises von über 130.000 Euro nicht weiter ins Gewicht fällt. Understatement kann man sich auch was kosten lassen.

Warum?

LED-Matrix gibt's im Moment nur im A8

Warum nicht?

Wer nur das Superlicht will, spart sich rund 100.000 Euro und wartet, bis es im A3 eingeführt wird

Oder vielleicht …

… auf der Autobahn ohne Fernlicht fahren

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(Bild: kmm)



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