3er-BMW degradiert

BMW 318i: Reichen drei Häferl unter der Haube?

Motor
24.12.2015 11:27

Nein ist so ein hartes Wort. Daher habe ich meinen Kollegen Stefan Burgstaller vom Print-Motorjournal der Kronen Zeitung zur gemeinsamen Erörterung einer Frage gebeten, die ich für mich längst beantwortet habe: "Reichen drei Häferl im 3er-BMW?" Wir haben das dann am Punschstand besprochen…

(Bild: kmm)

Seit dem Facelift der sechsten Generation wird der 3er-BMW auch mit dem Dreizylindermotor angeboten, der bisher nur im ohnehin schon tabubrechenden 2er Tourer sowie im Mini angeboten wurde. Okay, im BMW i8 steckt er auch, allerdings deutlich erstarkt und von künstlerisch wertvollem Sound aus den Lautsprechern bis zur Unkenntlichkeit übertönt.

Drei erwachsene Punschsorten gibt es hier: MaiTai-, Beeren- und Orangen-Punsch. Drei ist wohl wirklich die Zahl der Zeit. Auf sarkastische Art passt auch der Dreizylinder gut in den Dreier. Zum einen, weil die Zylinderzahl der Baureihenbezeichnung entspricht, zum anderen aber vor allem, weil der BMW - was Connectivity und Assistenzsysteme betrifft - ziemlich smart ist. Und genau so klingt der BMW 318i auch: wie ein Smart, nur leiser. Und das ist für mich ein noch größerer Affront, als dass BMW neuerdings frontgetriebene Vans baut.

"Also, mich stört der Motor nicht", wendet Kollege Burgstaller ein, obwohl er erst zweimal am Orangenpunsch genippt hat. "Er zieht gut durch und wenn man normal fährt, hört man ihn ja nicht. Nur wenn man ihn hochdreht - und das macht man ja nicht so oft." Klar, in Sachen Performance lässt sich BMW nichts nachsagen. Für einen 1,5-Liter-Benziner geht der kleine Turbo richtig gut. 220 Nm liegen schon ab 1250/min. an, was sich auch in den Fahrleistungen zeigt. Mit Automatik sind wir mit dem 1,4-Tonner in 9,1 Sekunden auf 100 km/h. Leider muss ich ihn dazu hochdrehen - mit den genannten Folgen für die Akustik.

Also lieber nicht drehen, dann brauche ich auch keine 10 Liter auf 100 Kilometer. "Ich hab ihn mit acht Litern gefahren", wirft der Kollege ein, "obwohl ich ihn auf der Landstraße ein bissl schärfer gefahren habe." Unter acht Liter zu verbrauchen, ist aber tatsächlich schwer. Als realistisch haben sich im weiteren Testverlauf 8,5 l/100 km herausgestellt, was drei Liter mehr sind als der angegebene Normverbrauch. Aber das ist die Regel bei Downsizing-Motoren.

"Was mir gut gefällt, ist, dass durch den leichten Motor weniger Gewicht auf der Vorderachse ist", lobt mein Punschpartner. "Der Dreier lenkt sehr dynamisch ein, fast schon eine Spur zu giftig." Vielleicht wollen sie in München das dynamische Image der Baureihe auf diese Art wieder etwas stärken, auch das Fahrwerk scheint mir eine Idee härter ausgelegt zu sein als vorher. "Die Achtgang-Automatik ist nicht ganz ideal auf den Motor abgestimmt, die findet nicht immer den richtigen Gang", moniert der Kollege - und dabei dachte ich, bisher, ich sei kritisch.

Abgesehen vom neuen Motor sind die Änderungen bei Generation 6,5 überschaubar. Optische Retuschen außen, Xenon Serie, LED-Scheinwerfer optional. Innen eine neu gestaltete Mittelkonsole, aber immer noch die fehlkonstruierte manuelle Sitzhöhenverstellung. Der Testwagen hat wunderschöne, mattierte Alublenden, die es mir echt angetan haben - bis Stefan Burgstaller die Mittelarmlehne hochklappt und auf den deutlichen Spalt zwischen Blende und Plastik deutet. Schaut fast aus wie mit der Hand abgeschnitten. Gewagt in einer Klasse, zu der Mercedes C-Klasse und Audi A4 gehören, die in Sachen Innenraumverarbeitung andere Stückln spielen.

Ansonsten ist der 318i ein BMW im besten Premium-Sinn. Das Head-up-Display ist jetzt mehrfarbig, das Autotainment kann LTE, das Navi ist schnell, schön und intuitiv, das Armaturenbrett ein Genuss in Sachen Klarheit, die Bedienung mit iDrive grundsätzlich wohl das Beste, was der Markt hergibt. Dazu das sportliche Fahrverhalten mit der präzisen Lenkung.

Unterm Strich bleibt: Beim Punsch reichen drei Häferl, beim BMW sind wir uns nicht ganz einig. Kollege Burgstaller könnte mit dem Dreizylinder leben, ich kann ihn nur ablehnen. Gerne im 2er Tourer, gerne im Mini - aber beim 3er-BMW hört sich der Spaß auf. Auch wenn der Einstiegspreis damit nur 31.000 Euro beträgt.

Als wir nach Hause fahren, bin ich froh, dass wir uns am Punschstand nicht über den neuen (sechszylindrigen) BMW 340i unterhalten haben. Weil ohne Führerschein darf man nicht mal einen Dreizylinder fahren.

Warum?

Gute Motorcharakteristik

Warum nicht?

Dreizylindersound, der an einen Smart erinnert

Oder vielleicht …

… ist einem der Sound einfach egal?

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(Bild: kmm)



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