Le High Tech

Citroën DS5 Hybrid4 pfeift mit Härte auf die Tradition

Motor
20.03.2012 13:00
Ich nehme Platz auf dem bequemen Fahrersitz, lasse die Tür satt ins Schloss fallen, drücke den Startknopf, greife über mich, um per Knopfdruck das Head-Up-Display einzustellen und die Dachsonnenblende zu öffnen, mein Blick schweift über die Vielzahl an Informationen im stylischen Cockpit – bis mir auffällt, dass ich einfach nichts höre, obwohl der Motor bereits läuft…
(Bild: kmm)

Es ist der Citroën DS5 Hybrid4, der mich hier stilvoll umfängt und mir den Eindruck eines Flugzeugcockpits vermittelt. Der Motor läuft nicht wirklich, wird das aber nahtlos tun, sobald ich anfahre. Ein kleines "Ready" im Display zeigt mir an, dass die Systeme auf Go stehen.

Von sportlich bis rein elektrisch unterwegs
Erstmals basiert ein Hybridantrieb auf einem Dieselmotor. Der Vierzylinder-Turbo beschickt mit 163 PS und 300 Nm (von 1.750 bis 3.500/min) die Vorderachse und wird von einem Elektromotor an der Hinterachse unterstützt, der auf 27 PS bzw. in Spitzen auf 37 PS kommt (100 Nm, in Spitzen 200 Nm). Insgesamt stehen damit maximal 200 PS und 450 Nm zur Verfügung, nämlich dann, wenn der Modus-Wahlschalter auf der Mittelkonsole auf "Sport" steht, der Elektroantrieb fungiert als Booster. So beschleunigt der 1,7-Tonner in 8,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Normaler- und vernünftigerweise wird man aber meist im "Auto"-Modus unterwegs sein. Damit fährt der DS5 bis 70 km/h immer wieder rein elektrisch, solange man sich mit dem Gasfuß zurückhält und der Akku durch Bremsenergierückgewinnung ausreichend geladen ist. Der "Powermeter" zeigt an, ob gerade Ladung verbraucht oder gewonnen wird. Statt aufs Tempo drückt man eher auf den Verbrauch: Der Normverbrauch beträgt 3,8 l/100 km (mit 17-Zoll-Felgen; 4,1 l/100 km mit 18- bzw. 19-Zoll-Felgen).

Im Allrad-Modus sind beide Motoren dauerhaft im Einsatz, sodass die Vorderräder mit maximal 163-Diesel-PS angetrieben werden, die Hinterräder mit maximal 27 PS. Ist der Akku leer, geht die Antriebsleistung an der Hinterachse nicht ganz verloren. In diesem Fall springt der vom Stop&Start-System genutzte Starter-Generator als Elektromotor ein und liefert bis zu 11 PS.

Bis zu vier Kilometer rein elektrische Fahrt sind im ZEV-Modus möglich. Der DS5 wechselt automatisch zurück in "Auto", wenn man schneller als 60 km/h fährt oder stark beschleunigt.

Gelassenes Gleiten auf der Hybridwelle
In der Praxis fährt es sich sehr souverän im Citroën DS5 Hybrid4. Immer wieder hört man nichts aus dem Motorraum, und selbst wenn der Verbrenner aktiv ist, wirkt er gepflegter als in der normalen Diesel-Version. Das ist allerdings nicht technisch zu erklären (weil Motor und Dämmung identisch sind), sondern eher durch die Elektrounterstützung oder die andere Fahrweise, die ich hier ganz automatisch an den Tag lege.

Die Kraftübertragung passiert über EGS6, so heißt das automatisierte Schaltgetriebe, das mich in anderen Modellen schon Nerven gekostet hat, weil man bei jedem Schalten "nickt". Hier im DS5 Hybrid4 hat man ihm Manieren anerzogen, indem der Elektromotor jeweils die Schaltunterbrechung überbrückt. Das funktioniert sehr gut, wenn auch nicht ganz so sanft wie bei einem Doppelkupplungsgetriebe oder einer Wandlerautomatik. Es hat aber den Vorteil, dass es weniger kostet, leichter ist und günstig in Sachen Kraftstoffverbrauch ist. Außerdem fährt es sich damit vom Geräuscheindruck her bei Weitem angenehmer als mit einem stufenlosen (CVT-) Getriebe, das sonst gerne für Hybridfahrzeuge verwendet wird.

Wenn das die Deesse noch erleben würde!
Das Fahrwerk des DS5 ist für einen Citroën erstaunlich straff, so wie es Citroën der DS-Reihe ins Eigenschaftsheft geschrieben hat. Allerdings fehlt ihm bei gröberen Bodenunebenheiten etwas die Souveränität, die der Wagen mit dem Avantgarde-Maß sonst an den Tag legt.

Der Innenraum ist geschmackvoll avantgardistisch gestaltet, die Materialien hochwertig. Lediglich die Plastikfläche rund um den eleganten Mini-Schalthebel und den Fahrmodus-Wahlschalter kann nicht ganz mithalten und erweist sich als kratzempfindlich. Außerdem fehlt eine Ablagemöglichkeit für Kleinigkeiten.

Als lästig im Fahrbetrieb erweist sich die schmale Windschutzscheibe, die über einen Steg in eine kleine Zusatz-Seitenscheibe übergeht. Dieser Steg behindert häufig die Sicht, und insbesondere wenn die Scheibe schmutzig und nur der Wischerbereich sauber ist, ist der blinde Bereich geradezu riesig.

Der Hybrid-DS5 ist ab Mai zu Preisen ab 40.850 Euro (knapp 5.000 Euro mehr als der 163-PS-Diesel mit Automatik) erhältlich. Die anderen DS5-Motorisierungen stehen schon beim Händler, der Einstiegspreis für den 156-PS-Benziner oder den 112-PS-Diesel liegt bei knapp über 32.000 Euro. Je nach Motorisierung wird manuell, automatisiert oder automatisch geschaltet.

Der Citroën DS5 ist der einzige Vertreter in der DS-Baureihe, der dem Geist der seligen Deesse nahe kommt und sich implizit in ihre Ahnenreihe stellt. DS3 und DS4 sind schick gestaltete, straffe Autos, die auf Tradition pfeifen. Citroën mag das Kürzel "DS" losgelöst von der Tradition als wohlklingenden Namen sehen, im Fall des DS5 treffen sich aber Historie und Gegenwart im Kopf der Interessierten. Insofern erscheint mir das Konzept des DS5 nicht ganz stimmig, vor allem weil der Wagen tatsächlich hart gefedert ist. Es muss nicht zwingend eine Hydropneumatik sein, aber im Vergleich zur seligen Deesse federt der DS5 geradezu ruppig. Das Design ist avantgardistisch, aber sicher nicht so zeitlos wie das der alten Dame. So bleibt unterm Strich ein mutiges, schönes, stylisches Auto mit einem sehr modernen Antriebskonzept, das auffällt und polarisiert.

Warum?

  • Erster Diesel-Hybrid am Markt
  • stylisch, auffallend, polarisierend
  • sparsam

Warum nicht?

  • Relativ hartes Fahrwerk
  • schlechte Übersichtlichkeit

Oder vielleicht …

  • … Peugeot 508 mit Dieselhybrid
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(Bild: kmm)



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