Renault meint's ernst

Clio R.S.: Race Your Children – Launch Control ist Serie

Motor
02.03.2013 19:23
Launch Control als Serienausstattung, dazu ein Cup-Fahrwerk und die USB-Aufzeichnung von Telemetriedaten und Rundenzeiten, mit der man hinterher am PC an seiner Fahrweise feilen kann – Renault meint es ernst mit dem neuen Clio R.S. 200 PS und 240 Nm treffen auf 1.200 kg und verbreiten gute Laune, gleichermaßen auf den kurvigen Straßen Andalusiens wie auf der Rennstrecke von Guadix.
(Bild: kmm)

Nach einer Einführungsrunde bleibe ich an der Boxenausfahrt stehen, steige mit dem linken Fuß auf das gelochte Aluminiumbremspedal, ziehe beide Schaltpaddles zu mir, bis die Launch Control aktiv ist, gebe Vollgas und gehe von der Bremse. Ein Rattern geht durch den Wagen, als die 205er-Vorderräder kurz um Haftung auf dem nassen Asphalt ringen, dann geht es in 6,7 Sekunden auf 100 km/h und weiter, bis die knallroten Brembos vor der ersten Kurve in die320er-Scheiben beißen.

Bei der Präsentation am Vorabend haben die Renaulten häufig die Vokabeln "Formel 1" und "Rennsport" in den Mund genommen und damit auf ihren Ruf als Doppelweltmeister gepocht. So soll das Chrom-Leitblech in der Frontschürze an den Frontflügel eines Formel-1-Boliden erinnern, der Diffusor im Heck und ein Dachkantenspoiler dafür sorgen, dass der schnelle Kleine nicht überraschend Flügel verliehen bekommt und auch ansonsten einiges an technischen Feinheiten F1-Ursprung haben.

Diamonds are a car's best friends
Statt des Zweiliter-Saugers aus dem Vorgänger werkt hier ein munterer 1,6-Liter-Turbo-Direkteinspritzer, der den "Clio Renault Sport" auf bis zu 225 km/h beschleunigt. Bei gleicher Leistung bringt er 25 Nm mehr maximales Drehmoment, und das schon bei 1.750 statt bei 5.100 Touren. Damit beschleunigt es sich hervorragend aus Kurven heraus. Weiterer Vorteil: Der Downsizing-Motor ist fast ein Viertel sparsamer und begnügt sich im Normmittel mit 6,3 l/100km. Okay, tatsächlich liegt mein Schnitt hier auf der Rennstrecke bei über 30 Liter, aber jedenfalls komme ich weiter als früher. Im Inneren des Alutriebwerkes steckt Technik aus der – erraten – Formel 1: Die Nocken sind mit hochabriebfestem Kohlenstoff beschichtet, der Eigenschaften wie ein Diamant hat und für eine Verringerung der inneren Reibung sorgt.

Per R.S.-Drive-Knopf lassen sich die Lenkung, Gaskennlinie, Getriebe und Fahrhilfen beeinflussen. Im Race-Modus sind ESP und ASR komplett deaktiviert, auf "Sport" als sehr lange Leine ausgelegt und schon der Normal-Modus ist schärfer als die Abstimmung des Standard-Clio. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet je nach Fahrmodus in 150 bis 200 Millisekunden, automatisch oder sequentiell über die fixierten Schaltpaddles.

Zum Racer veredelt
Mit seinem Sportfahrwerk samt verstärkten Radlagern und Querlenkern liegt der R.S. 14 mm tiefer, seine vorderen Stoßdämpfer haben kleine "Sekundärstoßdämpfer" integriert, wodurch das Fahrzeug schnell ein- und langsamer ausfedert. Harte Fahrbahnschläge nimmt er dadurch smoother, bei langsamer Fahrt generell komfortabler, schnell bewegt dafür umso straffer. Das stammt aus dem – nein, diesmal aus dem Rallye-Sport.

Mein Rennstrecken-Clio hat das optionale Cup-Fahrwerk, das ihn weitere 5 mm tieferlegt und nochmals verhärtet. Mit dabei im 1.000-Euro-Paket sind eine direktere Lenkübersetzung und elegant-sportliche brillantschwarze 18-Zoll-Alus. Deutlich teurer ist das bestechende Siriusgelb um "wohlfeile" 1.600 Euro. Letzteres macht ihn optisch schneller, Ersteres drückt sich in Rundenzeiten aus. Stabil liegt der Clio in Kurven, neigt sich wenig und sorgt für keinerlei unliebsame Überraschungen. Beim Anbremsen wird hie und da das Heck neugierig, beim Herausbeschleunigen unterstützt mich das elektronische Sperrdifferenzial. Wenn ich zu schnell oder ungeduldig in die Kurve will, gibt's Untersteuern - gut, dass sich der Kleine brav aus dem Kiesbett wieder herauswühlt.

Style, Sport und Fun im Innenraum
Die großartigen Sportsitze halten mich fest umfangen, meine Sitzposition ist perfekt, dank Sitzhöhenverstellung, auch das dicke Lederlenkrad mit seiner rot genähten Mittenmarkierung kommt mir weit genug entgegen. Dahinter halten mich ein analoger Drehzahlmesser und ein Digitaltacho auf dem Laufenden, im 7-Zoll-Display auf der stylischen Mittelkonsole könnte ich mir allerlei aktuelle Leistungsdaten anzeigen lassen, das spare ich mir aber auf der Rennstrecke, ebenso wie das Aktivieren des Soundgenerators. Mit dem kann man sich lustigerweise einen echt synthetischen Motorklang über die Boxen einspielen lassen, der sich relativ authentisch über die Motordrehzahl steuert. Zur Wahl stehen etwa ein Renault Alpine oder ein Cup-Clio.

Doch auch ansonsten haben die Entwickler für Sound gesorgt, im Motorraum ist eine "Sound Pipe" zur Spritzwand verlegt, die Resonanzen per Membran verstärkt und den Innenraum versorgt, auch die Auspuffanlage soll ausdrücken, dass hier kein harmloser Kleinwagen unterwegs ist. Bei höheren Drehzahlen faucht es richtig von hinten. Allerdings ist der Sound nicht ganz so spektakulär, wie ich mir das wünschen würde, ein Mini John Cooper Works, der auch nur einen 1,6-Liter-Turbomotor hat, spielt klangtechnisch in einer anderen Liga.

Unterm Strich
Der Clio R.S. ist ein richtiger Spaßbolzen, der sich richtig gut fährt und einige Gimmicks hat, die es zumindest in dieser Fahrzeugklasse sonst nicht gibt - nach meinen schnellen Runden auf dem Circuito Guadix ziehe ich den USB-Stick ab und lasse mir Zeiten und Telemetriedaten auf dem Computer anzeigen. Und ich kann alles virtuell noch malö nachfahren.

Leistungsmäßig lässt der Renault Kollegen wie Polo GTI oder Ibiza Cupra stehen, auf Corsa OPC und Mini John Cooper Works fehlt nicht viel. Für 24.900 Euro ist schon einiges drin im Sportpaket, wie schlüsselloser Zugang, Fensterheber, Klimaautomatik, Navigationssystem, Bassreflex-Soundsystem, 17-Zoll-Alus, R.S.-Drive-Taste mit drei Fahrmodi oder auch Launch Control. Die Euro-pro-Spaß-Wertung spricht für ihn. Ab 8. April 2013 ist er zu haben.

Warum?

  • Spaßig zu fahren
  • Ist nicht so hart, dass er im Alltag nervt

Warum nicht?

  • Sound dürfte räudiger sein

Oder vielleicht …

… Citroen DS3 Racing, VW Polo GTI, Seat Ibiza Cupra, Opel Corsa OPC, Mini John Cooper Works

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(Bild: kmm)



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