Mit Solarflächen

Das erste vollelektrische Wohnmobil – geht das?

Motor
28.08.2017 13:27

Auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf ist das erste rein elektrisch fahrende Wohnmobil zu sehen. Der Allgäuer Hersteller Dethleffs leistet da Pionierarbeit, auch wenn das rundum mit Solarzellen bestückte Alkovenmobil "e.home" nur ein Konzeptfahrzeug ist. Sinnvoll kann das beim derzeitigen Stand der Technik kaum sein.

(Bild: kmm)

Schon an der mit Solarzellen bedeckten Außenhaut ist zu erkennen, woher der Wind weht bzw. der Strom fließt: 31 Quadratmeter einer speziellen Solarfolie erzeugen Strom für den Elektro-Camper. Nun darf man aber nicht glauben, dass man damit große Sprünge bzw. weite Reisen machen könnte, denn die Kapazität beträgt bei idealen Bedingungen lediglich maximal 3000 Watt, also 3 kW. Irgendwo an einem abgelegenen See stehen und dort autark wohnen sollte sich aber ausgehen, da alle Verbraucher elektrisch betrieben werden.

Um den 80 kW/108 PS leistenden Antriebsmotor zu betreiben, sollte man den Wagen besser an die Stecksode hängen, dann sind die modernen FIAMM Natrium-Nickelchlorid-Batterien innerhalb von 24 Stunden zu 80 Prozent voll (mit einem speziellen Schnellader geht es in zwei Stunden). Maximal haben sie eine Kapazität von 3 x 76 Ah bei 400 V, insgesamt also 91,2 kWh. Die Reichweite soll bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h maximal 200 Kilometer betragen.

Reine Zukunftsmusik mit tollen Elementen
Der Dethleffs e.home auf der Grundriss-Basis eines Globetrotters XXL ist ein reines Konzeptfahrzeug und derzeit auch das einzige seiner Art im Wettbewerbsumfeld. Dethleffs-Geschäftsführer Alexander Leopold ist sich aber sicher, dass sich mit der Umstellung auf einen vollelektrischen Antriebsstrang für das komplette Fahrzeugkonzept neue Herausforderungen und Chancen ergeben. "Die E-Mobilität wird einhergehen mit einem fundamentalen Wandel in der Nutzung von Reisemobilen", glaubt er.

Logisch sei für ihn daher auch der Verzicht auf eine zusätzliche Energieart zum Betrieb von Verbrauchern im Fahrzeug. Das bedeutet, dass auch im Wohnbereich alle Funktionen mit Strom statt etwa mit Gas abgedeckt werden. Deshalb also auch die großflächige Solarzellen-Beklebung, mit der etwa 3.000 Watt Leistung generiert werden können. Oder die an mehreren Stellen montierten Latent-Wärmespeicher-Platten, die bei Temperaturen über 26 Grad Energie aufnehmen und diese bei kühleren Temperaturen am Abend langsam wieder abgeben. Oder Flächen-Heizelemente in Boden, Wand und Möbeln, die per Infrarot-Wärmequellen den Innenraum erwärmen, sehr effizient sein sollen und zudem ein angenehmes, wohliges Wärmegefühl entstehen lassen.

Um den Blick in die reisemobile Zukunft abzurunden, wurden in der Dethleffs-Studie auch Technologien eingesetzt, die den Komfort erhöhen. Etwa eine spezielle Folientechnik, die im ausgeschalteten Zustand als Spiegel genutzt werden kann und eingeschaltet ein helles, flächiges Licht streut. Oder eine elektrische Fensterverdunklung, die zwischen den Scheiben der Isolierfenster sitzt und als Blend- oder Hitzeschutz elektrisch gedimmt werden kann. Natürlich sorgt ein Elektroboiler für warmes Wasser, wird auf einem Elektro-Ceranfeld gekocht und kommt ein energieeffizienter Kompressor-Kühlschrank zum Einsatz.

Der Kampf ums Gewicht
Mit der herkömmlichen Nutzung von Reisemobilen sind die Leistungsdaten kaum in Einklang zu bringen. Und auch wenn es bei dem Dethleffs-Unikat mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,6 Tonnen keine entscheidende Rolle spielen mag, gibt es doch noch ein weiteres Problem: Die Batterien wirken sich heftig auf das Gesamtgewicht des Fahrzeugs aus. Rund 300 kg packt die E-Studie auf ein vergleichbares Diesel-Reisemobil drauf - dabei kämpft die Branche doch heute schon angesichts der 3,5-Tonnen-Grenze beinahe um jedes Gramm.

Dethleffs sieht sein e.home deshalb in erster Linie als Technologieträger. "Ein erster Schritt zur Vorbereitung der Elektromobilität", sagt Dethleffs-Marketingchef Helge Vester, dessen Einschätzung, dass es "bis zu einer größeren Verbreitung am Markt wohl noch drei bis fünf Jahre dauern wird", eher als optimistisch gelten darf. Aber auch er ist überzeugt, dass der Euro-6-Diesel mittelfristig noch alternativlos ist. "Wenn er richtig gereinigt wird, ist er ja auch sauber."

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(Bild: kmm)



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