Überraschungspaket

Ducati Multistrada Enduro: Aha-Erlebnis für Große

Motor
18.07.2016 08:59

Seit zwei Generationen der Ducati 1200 Multistrada haben Fahrer mit mehr als Schuhgröße 40 (vielleicht sogar 36) ein Ergonomieproblem. Bei der neu eingeführten Variante namens Enduro ist das plötzlich anders. Warum? Zweiarm- statt Einarmschwinge und vielleicht die Erkenntnis, dass man die Großen nicht der Konkurrenz überlassen will. Aber die Enduro ist grundsätzlich eher ein neues Bike als eine Sonderversion.

(Bild: kmm)

Für meine Fahrten durch Südtirol und Umgebung vergangenes Jahr hatte ich extra den serienmäßigen Hauptständer der Multistrada S zu Hause gelassen, weil meine Ferse immer auf seinem Hebel stand. Nicht minder störend war dann, dass beide Fersen immer an der Schwinge anlagen. Ein Problem, das Ducati-Chef Domenicali nicht kannte, wie er mir im Gespräch am Rande der Präsentation der zweiten Multistrada-Generation eingestand. Mag daran liegen, dass er selbst nur rund 1,70 m groß ist.

An der Multistrada Enduro ist das grundlegend anders. Weder Schwinge noch Ständer haben irgendwas mit den Fersen zu tun, die Sitz- und Stehposition (in Endurorasten; Lenker und Bremspedal verstellbar) ist perfekt. Meine Knie passen wie angemessen in die Aussparungen am Tank. Wobei der Ausdruck Spritfass angesichts 30 Liter Fassungsvermögen angemessener erscheint. Erstaunlich ist der generell schlanke Auftritt der hochbeinigen Schönheit, hat was von Wespentaille.

Die Sitzhöhe ist mit 87 Zentimetern ziemlich erwachsen, überhaupt hat die Multistrada als Enduro mächtig an Imposanz gewonnen. Die Federwege legten um drei auf 20 Zentimeter zu, die Bodenfreiheit stieg um 3,5 auf 20,5 Zentimeter. Mit dem stabilen Unterfahrschutz kommt man jetzt im Gelände ziemlich weit. Am besten stellt man in dem Fall die Elektronik auf offroad. Wie gut sich die Duc abseits des Asphalts bewegen lässt, bewies sie mit ihrer erfolgreichen Teilnahme am Prolog des Erzbergrodeos sowie in beeindruckenden Videos, die die Italiener im Internet verbreiten - Stein und Bein schwörend, dass das alles mit Serien-Bikes gefahren wurde.

Die Hard- und Software entspricht abgesehen von der Schwinge im Wesentlichen der Multistrada S, es bleibt also beim semiaktiven Fahrwerk, Traktionskontrolle, Tempomat, Kurven-ABS, Wheelie-Kontrolle, LED-Kurvenlicht und schlüssellosem Startsystem, es gibt weder Schaltassistent noch Reifendruckkontrolle, dafür aber den bekannten V2, der 160 PS leistet und bei 7500/min satte 136 Nm stemmt.

Im Detail wurde der Motor aber verfeinert. Dank eines neuen Mappings (das auch die zivilen Multistradas bekommen, auch nachträglich in der Werkstatt) spricht der Motor sanfter an und beklagt sich auch nicht über Drehzahlen unter 2000/min. Mehr Drehmoment gibt es untenrum obendrein. Die Gasannahme ist noch immer eher hart, aber gut zu handlen. Neu ist eine Berganfahrhilfe.

Absolut bestechend ist der bullige Sound, der sogar schon dem Serienauspuff entfährt. Es ist unter anderem diese Welle an Schall, die bisher viele über die Ergonomieprobleme hat hinwegsehen lassen.

Unterm Strich
Ducati stellt die Multistrada Enduro auf als direkte Konkurrentin von BMW R 1200 GS Adenture und KTM 1290 Super Adventure, was richtig gut gelungen ist. Sie fühlt sich in jeder Situation gut und vertrauenswürdig an, carvt behände um die Radien und lässt dabei vergessen, dass sie vollgetankt 254 kg wiegt, womit sie angesichts der Spritmenge im Verhältnis zu den Leichtgewichten der Klasse gehört.

Warum?

  • Erste Multi für Große
  • Gut fahren können in der Klasse alle, aber der Sound…

Warum nicht?

  • Das schlüssellose Startsystem ist praktisch, aber nicht jedermanns Sache.

Oder vielleicht …

… BMW R 1200 GS Adventure, KTM 1290 Super Adventure

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(Bild: kmm)



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