Training für Mutige

Hier reißt’s brutal das Hinterrad weg – und jetzt?

Motor
27.05.2011 08:54
Strahlender Sonnenschein im südöstlichen Niederösterreich, ein Motorradfahrer durchfährt in Schräglage zügig eine Kurve – als es ihm plötzlich das Hinterrad wegzieht. Die Folge: kein Sturz, sondern ein starker Lerneffekt für den Biker, der ihm unter Umständen künftig Maschine und Gesundheit retten kann.
(Bild: kmm)

Wir befinden uns hier nicht in "freier Wildbahn", sondern beim "Improve"-Motorradtraining der 2Rad-Akademie im Driving Camp Pachfurth, und Auslöser für den Heckrutscher war weder eine nervöse Gashand noch eine Ölspur oder Rollsplit auf der Fahrbahn, sondern eine sogenannte Dynamikplatte, die lichtschrankengesteuert und mit einstellbarer Heftigkeit das Hinterrad zur Seite reißt, wenn man drüberfährt.

Zugegeben, vor dem ersten Mal war ich durchaus etwas nervös. Es gibt angenehmere Gedanken als den, dass einem gleich in Schräglage das Hinterrad unterm Allerwertesten weggezogen wird, auch wenn man weiß, dass zu Beginn bei Weitem nicht der ärgste Level eingestellt ist. Doch Runde um Runde gewinnt man mehr Sicherheit, das Tempo wird höher und die Auslenkung der Platte weiter. Zu guter Letzt wird der Kurs auch noch beregnet, um gleich noch eine weitere Motorradfahrerangst einzubauen: Nässe. Doch selbst das stellt kein Problem dar – wenn man es richtig macht. Wie?

Man lenkt mit dem Blick. Immer.
"Hierher schauen!" Instruktor Gerhard will nicht aus Egozentrik angesehen werden, sondern weil so ziemlich jeder nach dem Heckrutscher instinktiv da hinschaut, wo er gleich die Kreisbahn verlässt – und im richtigen Leben der Gegenverkehr ein hartes Urteil spricht. Blickt man aber stattdessen in die Kurve hinein, also dorthin, wo die Straße weitergeht und man ja tatsächlich hin will, meistert man die heikle Situation gelassen und problemlos. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr die Richtung von der Blickführung abhängt. Und was mit dem richtigen Blick selbst in einer scheinbar aussichtslosen Situation noch geht.

Manchem Teilnehmer gelingt die Blickführung besser, als sich Natascha vom Driving Camp ins Kreisbahninnere setzt, um zu fotografieren (in Notsituationen im Straßenverkehr kann der sich ja stattdessen einen blonden Schutzengel vorstellen, den er anschauen kann).

Kurven, Kurven und nochmals Kurven
Ziel des Improve-Trainings ist generell, das Kurvenfahren in jeder Variation zu perfektionieren. Spitzkehren bergauf und bergab auf engstem Raum, langsamer als Schritttempo; oder auch schnelles Fahren auf dem Rundkurs mit einer sauberen Kurvenlinie, mit einem Scheitelpunkt, der nicht zum Frisieren, sondern zum Anvisieren da ist. Und immer wieder merkt man, wie wichtig die passende Blicktechnik ist. Von ihr hängt sowohl die Sicherheit als auch die Rundenzeit ab.

Und letztlich auch der Spaß. Der kommt hier im Training sowieso nicht zu kurz, erst recht bei der letzten Übung, dem freien Fahren auf dem Rundkurs des Driving Camps. Hier kann man frei und unbeschwert drauflos fahren, ohne andere Verkehrsteilnehmer oder plötzlich auftauchende Hindernisse fürchten zu müssen. Da lässt sich's leicht feilen. Und Instruktor Gerhard fährt nacheinander jedem Teilnehmer hinterher, um Tipps zu geben, wie er noch besser oder schneller fahren könnte.

Am Ende des Tages verleiht die 2Rad-Akademie zwar keinen Doktortitel, dafür nimmt man eine Gewissheit mit: Auch wer überzeugt ist von seinen perfekten Fahrkünsten, kann hier noch was lernen. Und selbstkritische Biker sowieso.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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