Kick-Mobil

Honda CR-V: Mit Trompeten und Fanfaren fahren

Motor
18.06.2013 15:03
Unser Dauertestwagen, der Honda CR-V 2.2 i-DTEC, taucht ein in die Welt der Schlachtgesänge, Fahnen und Begeisterung. Mit unserem IT-Chef Harald Kaplan am Steuer und jeder Menge Fan-Utensilien geht es zum Match…
(Bild: kmm)

Ein SUV also. Eine Fahrzeugklasse, die ich mit einer gehörigen Portion Skepsis beäuge. Groß, unförmig, unhandlich und Spritfresser fallen mir als Assoziationen dazu spontan ein. Die Chance für Honda zu beweisen, dass Vorurteile nur selten mit der Wahrheit gleichzusetzen sind. Als zusätzliche Aufgabe darf er seine Qualitäten als "Fan-Mobil" unter Beweis stellen. Fußballfans sind durchaus recht genügsame Zeitgenossen. Eine sichere und möglichst erholsame An- und Abreise, ein Sieg ihres Teams und ausreichend Möglichkeiten, den flüssigen Reiseproviant in Griffweite positionieren zu können, reichen für zufriedene Mienen aus.

Vorerst einmal gilt – sicher ist sicher – der erste Blick dem Betriebshandbuch. Wobei - Buch trifft den Nagel auf den Kopf. Aufgrund der vielen elektrischen Annehmlichkeiten mutieren die Anleitungen inzwischen zu ordentlichen Schmökern. Dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, sie für Smartphone oder Tablet anzubieten. Hilfreich wäre zumindest eine kurze Schnelleinstiegsanleitung – Licht, Scheibenwischer, Sitze, Spiegel – gewesen. Doch genug Papier – fürs Erste, wie sich erst herausstellen sollte - gewälzt. Das weiße Prachtstück soll sich in der harten Realität beweisen.

Bedienung mit Eigenheiten
Groß, fast ein wenig respekteinflößend wirkt der Honda. Die eigenständige Formgebung, die Heckansicht hat etwas von einem Volvo, hebt ihn wohltuend vom oft nichts aussagenden SUV-Einheitsbrei ab. Später fällt erst auf, dass er von der Länge her gar nicht so der Riese ist, der er zu sein vorgibt. Im Innenraum machen sich sofort der angenehme Sitz und die aufgeräumte Mittelkonsole bemerkbar. Insgesamt wirkt der Innenraum recht wertig. Premiumgefühl kommt hingegen keines auf. Fast deutsche Nüchternheit herrscht hier im Gegensatz zum mutigen Blechkleid vor.

Die Knöpferlarmada am Lenkrad lässt mich hingegen kurz die Stirn runzeln. Trotz vorigem Anleitungsstudium erschließt sich die Funktion insbesondere der Telefonkopplung nicht sofort. Vor allem da die wieder zu Rate gezogene Beschreibung nicht ganz mit der Realität übereinstimmt. Mit etwas Geduld klappt es dann doch und funktioniert tadellos. Ganz allgemein ist das der größte Kritikpunkt: Die Bedienung wirkt zersplittert und nicht ganz durchdacht. Hier besteht noch einiges an Verbesserungspotential, um auch nicht ganz so technikaffinen Fahrern einen benutzerfreundlichen Einstieg zu bieten.

He super Honda, olé, olé, super Honda!
Die ersten Kilometer führen zu einer wohltuend entspannten Haltung. Der Motor ist nur sehr leise zu hören und die Gänge wechseln sich fast wie von selbst. Rundum zufrieden throne ich über dem Unbill des Abendverkehrs. Als Automatikfahrer kommt mir zudem sehr entgegen, dass sich der Honda meiner schaltfaulen Fahrweise keineswegs abgeneigt zeigt. Sehr positiv fällt mir auch der zweite asphärische Spiegel, um den toten Winkel abzudecken, auf der Beifahrerseite auf. Eine sinnvolle und sicherheitsfördernde Maßnahme, die man sonst meist vergebens sucht.

Beim Einparken in der Garage zeigt sich zweierlei. Der Wagen ist einerseits viel wendiger als gedacht, woran auch die leichtgängige Lenkung ihren Anteil hat. Die fehlende Sicht nach hinten kaschiert andererseits die Rückfahrkamera komplett, wohingegen ich den Parksensor anderswo schon besser gesehen habe. Steht der Wagen, wäre es am besten, wenn die akustische Warnung zumindest in der Lautstärke auf ein Minimalmaß gesenkt wird oder ganz verstummt.

Fanfahrt ins Stadion
Mit vorwiegend positiven Eindrücken geht es dann los Richtung Graz. Das Ziel ist die UPC Arena und das Spiel der Runde zwischen Austria Wien und Sturm Graz. Die Fanutensilien – Trikot, Schal etc. – verschwinden im großen Kofferraum. Die Getränke finden ihren Platz in der Vielzahl an Becherhaltern. Für den Rest fehlen aber erstaunlicherweise die Ablagen. Das Handschuhfach entspräche eher dem eines Kleinwagens und sonst bietet der Honda diesbezüglich auch nicht viel. "Der ist doch so groß. Wieso gibt’s da so wenig Platz für Kleinzeugs", ist einer der Kommentare des Beifahrers. Der gegen die Mittagsmüdigkeit erstandene Coffee-to-Go verschwindet wiederum fast vollständig im Becherhalter. Während der Beifahrer es als unterhaltsamen Zeitvertreib betrachtet, den Becher herauszufischen, wäre ich als Fahrer nicht sehr begeistert.

Flott geht es gen Süden. Der 150 PS Diesel hat keinerlei Mühe, die Fuhre sehr ansprechend zu bewegen. Dank Allrad machen auch die Kurven am Wechsel Laune, läuft der Wagen doch wie auf Schienen gelassen dahin. Mit ihm gebe ich mich ebenso ganz entspannt. Ein Detail wäre meiner Begeisterung noch zuträglich gewesen. Nicht gerade der Größte tue ich mir schwer, die Knöpfe auf der Mittelkonsole ohne Anstrengung zu erreichen. Wäre sie doch nur ein, zwei Zentimeter weiter vorgezogen.

Fans fahren mit Fanfaren
Mit Fanfaren und Trompeten sowie mit wehenden violetten Schals war die triumphale Ankunft vor der UPC Arena geplant. Die Hupe sorgt jedoch für den einen oder anderen Lacher. Statt eines der Größe des Autos entsprechenden tiefen "Roars" meldet sich mehr eine Fistelstimme. Naja, vielleicht ist der Honda CR-V im Grunde seines Herzen dann doch mehr der zurückhaltende Biedermann.

Heiser und vom Anfeuern geschafft geht es danach retour nach Wien. Begeistert werden die vielen Stromanschlüsse angenommen. Schließlich braucht das eine oder andere Gerät schon dringend frische Energiezufuhr. Erneut stellt der Honda seine tadellose Langstreckentauglichkeit unter Beweis. Die automatische Abblendlicht- und Fernlichtschaltung arbeitet bis auf einen Ausrutscher ohne Fehl und Tadel. Lediglich die Schenkelauflage hinten wird als etwas zu kurz bemängelt.

Am Ende folgt der unweigerliche Tankstopp. Allerdings nicht, weil der Tank schon leer wäre, sondern um dem folgenden Kollegen das Fahrzeug im bestmöglichen Zustand zu hinterlassen. Der Honda hat sich nämlich nicht einmal die Hälfte des Tankinhalts für den Trip gegönnt. Um aber scheinbar dem verbrauchsarmen Dieselgott zu huldigen, ist eine Verbeugung fällig, denn die Tankentriegelung ist, warum auch immer, sehr weit unten angebracht. Wirklich praktisch und nicht selbstverständlich ist, dass der Tankdeckel in der Tankklappe integriert ist, man macht sich also nicht die Finger schmutzig.

Letztendlich hat der Honda CR-V vor allem eines geschafft. Er hat mich mit der Fahrzeuggattung SUV ausgesöhnt. Zwar wäre sie noch immer nicht meine erste Wahl, aber die Skepsis ist einem gewissen Wohlwollen gewichen. Der Honda im Speziellen gibt sich wilder, als er im Grunde ist. Grundsolide und ohne Allüren gibt er den treuen, zuverlässigen Begleiter, der unaufgeregt seinen Dienst verrichtet.

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(Bild: kmm)



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