Fett ausgestattet

Hyundai Santa Fe im Test: Oppan Gangnam Style

Motor
15.03.2013 10:00
Man würde gerne, kann es sich aber dann doch nicht ganz leisten, das schillernde Leben der Reichen und Schöngemachten. Doch man kann sich – gewusst, wie! – helfen. Dieses Thema hat mit dem Song "Gangnam Style" für einen Milliarden-Erfolg auf YouTube gesorgt – und der Hyundai Santa Fe bringt es auf die Straße.
(Bild: kmm)

Gangnam Style bezeichnet "den verschwenderischen und luxuriösen Lebensstil, den man mit dem Bezirk Gangnam der südkoreanischen Hauptstadt Seoul verbindet", heißt es bei Wikipedia. Der Rekordsong "karikiert dabei die Bemühungen zahlloser gewöhnlicher Menschen, diesen Lebensstil zu imitieren". Mein Testwagen, ein mächtig ausgestatteter, allradgetriebener Hyundai Santa Fe Style mit 2,2-Liter-Diesel und 197 PS bewegt sich in Abmessungen, Gewicht, Leistung und auch einem Teil der Ausstattung nur knapp unterhalb des M-Klasse-Mercedes, den ich kürzlich gefahren habe. Allerdings kostet er rund 30.000 Euro weniger. "Oppan Gangnam Style!"

Das Design des koreanischen SUVs ist sehr ansprechend, fast schon europäisch; das hat nichts Koreanisch-Billiges mehr, auch wenn es leicht zu Opulenz neigt. Chrom hier, ein Schwung da, akzentuierte Leuchten, die vorne wie hinten weit in die Flanken hineinreichen, ausgesprochen schöne Alufelgen, alles da. Sportlichkeit war wohl das Designziel, also kein Zufall, dass man sich bei BMW den Hofmeisterknick abgeschaut hat. Übersichtlichkeit nach hinten stand offenbar deutlich weiter hinten im Lastenheft. Trotz seiner stattlichen Abmessungen von 4,69 Meter Länge, 1,88 Meter Breite und 1,69 Meter Höhe wirkt der Santa Fe jedenfalls nicht klobig (die M-Klasse ist elf Zentimeter länger, inkl. Dachreling neun Zentimeter höher, einen Hauch breiter und 150 kg schwerer). In den Kofferraum passen 585 Liter, bzw. 1.680 Liter, wenn man die geteilte und verschiebbare Rückbank umlegt. Das funktioniert elegant mit Hebelzug links und rechts im Kofferraum. Der Kofferraumboden gibt mittels zweier Klappen zusätzlichen, unterteilten Stauraum im Untergeschoss frei.

Reichhaltige Ausstattung, aber…
Fahrer und Passagiere haben richtig viel Platz, auch auf der Rückbank, die in der besseren Ausstattungsvariante Style (der Einstieg heißt Premium) sogar beheizbar ist. Wenn sich die Lenksäule weiter längsverstellen ließe, würde sich mein rechtes Knie aber wohler fühlen. Auch Ablagen gibt es jede Menge, von den Türen bis zur Mittelkonsole, das Handschuhfach ist riesig. Generell umsorgt mich der Testwagen mit allerlei Komfort- und sonstigen Features. Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Lederausstattung, Xenon mit adaptivem Kurvenlicht, schlüsselloser Zugang mit Startknopf, LED-Tagfahrlicht, Bergabfahrhilfe, Spurverlassenswarner, drei Modi für die Lenkung, Hub-Schiebe-Glas-Panoramadach, Navi mit Soundsystem und Subwoofer, volle Airbag-Palette inkl.Knieairbag usw.

Allerdings merkt man allerorten, dass man hier zwar Gangam Style schnuppert, sich aber nicht wirklich im Premium-Segment befindet. Das muss einen nicht abschrecken, schließlich ist das alles eine Frage des Geldes; es sind Details, die den Unterschied machen, auch Hyundai hat nichts zu verschenken.

So sind mir die Oberflächen im Innenraum für ein Auto, das knapp 50.000 Euro kostet, eine Spur zu billig. Da hätte man lieber den in dieser Form völlig unnötigen Spurverlassenswarner gar nicht erst entwickelt und lieber in die Anmutung investiert. Der warnt nämlich nur akustisch und ist daher zum Abgeschaltetbleiben verdammt. Ich lasse mich nicht gern von einem Piepser nerven, wenn ich mal eine Linie streife. Auch die Beifahrerin nicht. Beim Navigationssystem lässt sich die anweisende Stimme nicht abschalten, sondern lediglich ihre Lautstärke auf null regeln – dann wird aber immer die Musik leiser, wenn eine Ansage käme. Der Bordcomputer ist umständlich zu bedienen; die Uhrzeitanzeige nur manchmal vorhanden bzw. muss per Knopfdruck aufgerufen werden. Der sieben Zoll große Bildschirm in der Mittelkonsole ist nachts auch auf dunkelster Stufe eher ein Blendschirm, lässt sich aber immerhin per Knopfdruck abschalten. Das Beifahrerleselicht blendet den Fahrer; für den Sound des Audiosystems gilt das Gleiche wie für die Innenraummaterialien; das Blinkergeräusch ist wohl Geschmackssache, verleidet mir aber das Blinken. Die Knöpfe am Multifunktionslenkrad sind zu glatt, um sie blind bedienen zu können. Eigentlich sehr schön ist die blaue Beleuchtung der Armaturen, aber: Wenn man sie so einstellt, dass sie nicht blendet, dann sind Tankanzeige und Temperatur im Rundinstrument zu dunkel. Sind diese beiden hell genug, blendet das Blau. Edel ist, dass die äußeren Türgriffe beleuchtet sind, sobald ich mich nähere. Billig ist dagegen, dass ich zum Aufsperren einen Knopf drücken muss, statt dass das Schloss via Sensor freigegeben wird. Die Peil-Markierung der Rückfahrkamera schwenkt mit dem Lenkeinschlag nicht mit, bringt also relativ wenig. Dass das Gebläse im Testwagen pfeift, muss jetzt nicht unbedingt ein generelles Problem sein.

Gutmütiger Begleiter auf allen Wegen
Der 2,2-Liter-Diesel geht nicht leise, aber nicht nervend und durchaus kraftvoll zu Werke, ab 1.800/min. schiebt er mit 421 Nm an. Dabei hält er sich akustisch zurück, sobald er warm ist. 9,8 Sekunden verspricht Hyundai für den Sprint auf 100 km/h, dazu muss man das recht hakelige Sechsganggetriebe aber schon gut erwischen. An der Tankstelle glänzt die Maschine mit gemäßigten Trinksitten: 7,7 Liter zeigt der Bordcomputer als Testverbrauch.

Das Fahrwerk ist recht komfortabel ausgelegt, nur die Autobahn in der Gegend von Brünn brachte das Fahrwerk an seine Grenzen. Der dortige Bodenbelag machte deutlich, dass die letzte Feinsinnigkeit dann wohl doch eine Preisfrage ist. Schnelle Kurven nimmt der Santa Fe leicht untersteuernd, der variable Allradantrieb ist nicht auf Performance, sondern auf Sicherheit ausgelegt. Auf Knopfdruck lässt er sich auf 50:50 fixieren. Fürs Gelände gibt es 18,5 Zentimeter Bodenfreiheit und eine Bergabfahrhilfe.

Unterm Strich
Mit dem Hyundai Santa Fe befindet man sich in einer ziemlich groß gewachsenen Fahrzeugklasse voller illustrer Marken und Autos, die eine Stange Geld kosten. Der Koreaner spielt da tapfer und durchaus elegant mit und lässt seinen Besitzer nur im Detail spüren, dass Luxus eigentlich richtig viel Geld kosten würde. Wer aber lieber bei Hofer statt beim Meinl am Graben einkauft und sich dabei dennoch etwas gönnt, der könnte hier richtig liegen. Der nicht schlecht ausgestattete Einstiegs-Santa-Fe kostet als 192-PS-Benziner 33.990 Euro, mit Allrad und dem großen Dieselmotor werden mindestens 39.990 Euro fällig, der Testwagen kostet mit viel Ausstattung und Glasdach 49.680 Euro. Wer nicht in Premium-Anmutung und –Details investieren will, fährt hier gut mit dem Gangnam Style.

Warum?

  • Elegantes, sportliches Design
  • Kraftvoller Motor
  • Für die Größe günstiger Preis

Warum nicht?

  • Schwächen im Detail

Oder vielleicht …

… das Schwestermodell Kia Sorento. Oder auf den Grand Santa Fe warten.

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(Bild: kmm)



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