Herz & Hirn

Lexus LC 500: Engel links, Teufel rechts – lechz!

Motor
11.09.2017 13:50

Diabolo-Grill, LED-Scheinwerferschlitze, wilde Kanten, ein Dach, das nach hinten hinaus zu schweben scheint - so sieht kein normales Sportcoupé aus. Sondern ein faszinierendes. Toyota-Tochter Lexus hat mit dem LC 500 einen 2+2-Sitzer auf die bis zu 21 Zoll großen Schmiederäder gestellt, der gleichermaßen puristische Benzinbrüder wie umweltorientierte Spritsparer mit Endorphinen versorgt.

(Bild: kmm)

Den Spagat schaffen die Japaner über den Antrieb. Der Lexus LC 500 bietet einen der letzten V8-Saugmotoren am Markt - oder einen V6-Hybridantrieb mit "Rechenschieberautomatik".

Die Spaßfraktion wird den mächtigen Fünfliter-V8 mit 477 PS und 540 Nm wählen, einen der letzten überhaupt am Markt, wo mittlerweile Turboaggregate dominieren. Mit Resonanzrohr und Klappenauspuff brüllt der Motor das Lied der guten, alten Zeit. Den Takt gibt dabei die exklusive Zehngang-Automatik vor.

Die alternative Alternative kommt mit 359 PS Systemleistung (299-PS-V6 plus 179-PS-E-Motor) und zwei Getrieben hintereinander: Lexus hat dem markentypischen CVT drei virtuelle Schaltstufen einprogrammiert und dahinter zusätzlich eine echte Viergang-Automatik gesetzt. Ergibt in Summe (bzw. Multiplikation) allerdings nicht zwölf, sondern zehn Schaltstufen weil im "echten" vierten Gang das CVT nicht weiterschaltet. Vorteil des Rechenschiebergetriebes: Der "Gummibandeffekt" mit aufheulendem Motor ist minimiert, das Ganze fühlt sich "echter" an als bei einem normalen CVT, vor allem beim Beschleunigen. Geht man vom Gas, muss man dennoch mit fürs Ohr ungewöhnlichen Drehzahlen leben.

Die Fahrleistungen sind in beiden Fällen sportlich: Der V8 spurtet in 4,7 Sekunden von 0 auf 100, maximal sind 270 km/h drin. Der Hybrid, der mit 1985 kg deren 50 mehr auf die Waage bringt, schafft 5,0 Sekunden und 250 km/h. Dafür sind mit ihm Realverbräuche unter 10 l/100 km kein Hexenwerk (Normverbrauch: 6,4 l/100 km), während der reine Benziner nicht unter 13 auskommt (Normverbrauch: 11,5 l/100 km).

Trotz Top-Leistung und aggressiver Optik spricht man bei Lexus nicht von einem Sportwagen, sondern von einem Gran Turismo, der nicht für die Nordschleife, sondern für die Landstraße abgestimmt ist. Dadurch liegt er auch auf schlechten Straßen ruhig und verbindlich statt holprig, die präzise und sehr gefühlvolle Lenkung sorgt für ein besonders geschmeidiges Fahren. Das Fahrwerk ist adaptiv, die optionale Hinterachslenkung (im Sport+-Paket samt Sperrdifferenzial um 5000 Euro) sehr empfehlenswert.

Wohlfühl-Innenraum
Der Fahrer sitzt gut integriert in einem sportlich-eleganten Interieur. Wenn ihn der Hafer sticht und er das Potential des Wagens herausfordert, kann sich der Beifahrer festkrallen wie selten in einem Auto - gleichzeitig am Türgriff sowie einem weiteren Griff rechts seitlich an der Mittelkonsole. Ungewöhnlich: die beiden Hörnchen für ESP und Fahrmodi seitlich am Tacho sowie die Konsole vor dem Beifahrer, die wie ein Jausenbrett mit Bröselabsaugung wirkt.

Navitainment & Co werden über ein Touchpad bedient, mit dem man einen Cursor über das Display schiebt. Erreicht er eine Schaltfläche, gibt das Touchpad eine Rückmeldung an den Finger. Durch Draufdrücken wird die Schaltfläche ausgelöst. Klingt seltsam, ist es auch. Im besten Fall kann man von gewöhnungsbedürftig sprechen.

Der Klang des "Mark Levinson"-High-End-Audiosystems mit 13 Lautsprechern entschädigt für Bedienungsprobleme und bietet den musikalischen Hochgenuss, den man sich von Lexus als Hauptsponsor der Wiener Staatsoper erwartet.

Unterm Strich:
Die Optik ist aufsehenerregend, der Innenraum gelungen, es handelt sich (abgesehen vom Supersportler LFA) um den schönsten Lexus ever. Und der Antrieb? Fans der deutschen Hip-Hopper "Fettes Brot" habe vielleicht bereits eine Textzeile aus dem Hit "Jein" im Kopf: Engel links, Teufel rechts - lechz! Denn appetitlich sind beide Versionen. Hier der emotionale V8 mit dem starken Antritt von 477 Pferden und dem herrlichen Sound, dort der etwas schwächere Hybrid, der allerdings beim Standardsprint nicht weit zurückfällt und im Realbetrieb einige Liter weniger verbraucht. Das direktere Fahrerlebnis bietet der V8, die Vernunft schielt auf den Hybrid. Und auf den Kaufpreis: Mit 104.900 Euro ist der Lexus LC 500h 17.000 Euro billiger als der Lexus LC 500.

Warum?

  • Weil er sich hervorragend fährt.
  • Weil er einen der letzten V8-Sauger überhaupt bietet.
  • Auch der Hybrid hinterlässt einen guten Eindruck.

Warum nicht?

  • Wer ein CVT-Getriebe grundsätzlich hasst, wird auch mit der Rechenschieberautomatik nicht glücklich werden.

Oder vielleicht …

… Jaguar F-Type - und BMW 6er, findet jedenfalls Lexus.

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(Bild: kmm)



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