Der große Wurf

Mazda CX-5: SUV mit erstaunlichen Qualitäten

Motor
26.04.2012 12:18
Mazda baut ansprechende, ehrliche Autos, aber eigentlich sind sie schon etwas überwuzelt. Die Modellpalette ist am Markt vorbei gealtert, wie man bei Mazda eingesteht, während im Hintergrund leidenschaftlich am Projekt Zukunft gearbeitet wurde. Doch jetzt brechen neue Zeiten an: Der Mazda CX-5 ist dermaßen auf der Höhe, dass es mancher dem Hersteller kaum zugetraut hat.
(Bild: kmm)

Der CX-5 ist so spritzig, wie es seine Motorleistung verspricht, im Innenraum so groß, wie es die Außenmaße erwarten lassen, so sparsam und umweltfreundlich, wie es ein modernes Auto sein muss – und unglaublich leicht. Es sei dahingestellt, ob Mazda den Trend verschlafen oder sich einfach nur die notwendige Zeit genommen hat, von einem weißen Blatt Papier ausgehend ein in allen Details durchdachtes Kompakt-SUV zu konstruieren.

Der Mazda CX-5 hat ein einprägsames Gesicht (soll von einem Geparden abgeleitet sein), ist gefällig, nicht sexy, aber auch nicht langweilig gezeichnet und auf eine Art schnittig, die dieses Knallblau zu einer echten Option macht. Die große Frontpartie und die weit ausgestellten Radhäuser verleihen dem neuen Mazda einen maskulinen Anstrich, ohne dass er dabei zu wuchtig wirkt. Und obwohl das Fahrzeug mit einer Länge von 4,56 Meter schon beinahe die Grenzen der Kompaktklasse überschreitet, wirkt es gar nicht so groß. Besonders die Seitenlinie kaschiert geschickt die tatsächlichen Außenmaße. Beim Einparken übernehmen diese Aufgabe auf Wunsch Parkpiepser und Rückfahrkamera.

Der CX-5 hat Größe in jeder Hinsicht
Im auffallend hochwertigen Innenraum herrschen geradezu opulente Platzverhältnisse: Der lange Radstand, der mit 2,70 Meter dem des Mazda CX-7 entspricht, zahlt sich aus. Auf der Rückbank sitzen auch Großgewachsene hinter Großgewachsenen bequem, sogar mit Hut und auf Weltreisen. In den Kofferraum passen 503 bis 1.620 Liter, was so manches Gepäckabteil eines Kombis oder Mitbewerbers ziemlich klein aussehen lässt. Und das Schöne: Man zieht einfach an den seitlichen Hebeln im Kofferraum, schon klappt die im Verhältnis 40:20:40 geteilte Rückenlehne in ihren Einzelteilen flach nach vorne, die Sitzflächen senken sich ab. Sehr komfortabel. Beim Zurückklappen besteht keine Gefahr in Sachen Gurteinklemmen.

Die Sitze sind bequem und geben einen guten Seitenhalt. Der Fahrer blickt auf einen übersichtlich gestalteten Arbeitsplatz. Die Instrumente lassen sich gut ablesen. Die Steuerung des Audio-, Navigations- oder Freisprechsystems erfolgt nun einfach (wenn auch nicht ganz so intuitiv wie etwa bei einem BMW-iDrive) über einen griffgünstig platzierten zentralen Dreh-Drück-Knopf in der Mittelkonsole oder gleich direkt über den Touchscreen. Praktisch sind auch die vielen Ablagen und das große Handschuhfach.

Spaß-sam und umweltfreundlich
Mazda schreibt Fahrspaß und Umweltfreundlichkeit ganz groß auf die Fahnen des CX-5. Für den Platz unter der Motorhaube stehen ein 2-Liter-Benziner und zwei zweistufig turbogeladene 2,2-Liter-Diesel zur Wahl. Ersterer leistet 165 (mit Frontantrieb) bzw. 160 PS (mit Allrad), die Diesel kommen auf 150 oder 175 PS (unabhängig vom Antrieb). Die Selbstzünder erfüllen die Abgasnorm Euro 6, und sparsam sind sie alle: Der Benziner verbraucht mit Frontantrieb 6,0 l/100 km, der kleine Diesel 4,6 Liter mit Front- und 5,2 l/100 km mit Allradantrieb. Mazda ist stolz drauf, dass man keine "fade" Öko-Version nötig hat. Dabei setzt Mazda nicht – entgegen dem derzeitigen Trend – nicht auf Downsizing, sondern auf eine mit 14:1 extrem geringe Verdichtung. Das gab es bisher noch bei keinem Serien-Diesel.

Kraftvolle, rau-sanfte Dieselmotoren
Die Diesel hatte ich die Gelegenheit zu testen, dabei präsentierten sich beide als muntere Gesellen, die für Fahrspaß sorgen, auch schon in der schwächeren Version, die das Zeug zum Volumenmodell hat. Der Klang ist kernig, aber dennoch weich, ohne Nageln. Die Kraft kommt aus dem Keller, schon ab 1.000 Touren beschleunigt das Triebwerk sauber und ohne Mucken. Die 150-PS-Version liefert maximal 380 Nm zwischen 1.800 und 2.600/min. aus, die stärkere Variante kommt auf 420 Nm bei 2.000/min. Während der Fahrt treten Geräusche generell in den Hintergrund, es stellt sich Ruhe ein, wenn man es aufs Gleiten anlegt, wofür der Antrieb bestens geeignet ist.

Mazdatypisch darf man es auch sportlich angehen lassen. Darauf ist auch das Sechsgang-Schaltgetriebe ausgelegt, das (nicht zufällig) an das knackige Getriebe des MX-5-Roadsters erinnert. In der Topversion gelingt der Spurt von 0 auf 100 km/h in 8,8 Sekunden, 207 km/h werden als Maximaltempo angegeben.

Ein Herz für Ungeduldige
Das Stopp-Start-System namens i-stop ist in allen Modellen Serie und bestens auch für Ungeduldige geeignet. Es stellt den Motor ab und startet ihn (wenn man auf die Kupplung steigt bzw. von der Bremse geht) so schnell, wie man sich das nur wünschen kann. Es würde sich glatt eine neue YouTube-Videowelle mit VW-Chef Winterkorn anbieten ("Warum können die des?!").

Auch die Sechsgang-Wandlerautomatik (2.100 Euro Aufpreis) strapaziert nicht die Nerven: Sie gönnt sich beim Anfahren keinerlei Gedenkmoment. Und auch während der Fahrt macht sie einen flotten Eindruck, schaltet zur richtigen Zeit sanft und schnell. Dennoch erhöht sich der Normverbrauch beim Diesel um 0,3 Liter, und auch beim Standardsprint kostet sie ein paar Zehntel (anders beim Benziner: identischer Verbrauch, deutlich bessere Beschleunigung).

Beeindruckender Leichtbau
Fahrwerk und Lenkung sind direkter und verbindlicher als beim Platzhirschen VW Tiguan, aber weicher als bei BMW, ein guter Kompromiss also für ein SUV der Kompaktklasse. Es macht sich auch das im Vergleich zur Konkurrenz deutlich geringere Gewicht bemerkbar: Der leichteste CX-5 wiegt gerade mal 1,3 Tonnen, der schwerste (175-PS-Diesel mit Allradantrieb) kommt auf 1.475 kg. Zum Vergleich: Ein vergleichbarer VW Tiguan wiegt 1.620 kg, der entsprechende Audi Q3 1.585 kg.

Assistenten an Bord
Der Mazda CX-5 bekommt auf Wunsch eine ganze Menge Sicherheitsassistenten mit auf den Weg. Bereits ab der zweiten Ausstattungsstufe serienmäßig ist ein City-Notbremsassistent, der bis 15 km/h eine Kollision verhindern soll und bis 30 km/h verhindern oder zumindest abmildern kann. Weniger gelungen ist der Spurverlassenswarner, der akustisch je nachdem aus den linken oder rechten Lautsprechern warnt, aber so laut und unangenehm, dass es einen aus dem Tiefschlaf direkt in den Herzinfarkt reißt. Als Sekundenschlafwecker geeignet, als Spurverlassenswarner wünsche ich mir ein vibrierendes Lenkrad, sonst nichts. Weiters verfügbar sind Totwinkel- und Fernlichtassistent.

Bereits in der Basisversion ist das Fahrzeug ordentlich ausgestattet. Neben acht Airbags sind u.a. Klimaanlage, Zentralverriegelung, elektrische Komfort-Fensterheber vorn und hinten, Reifendruckkontrolle, Bordcomputer, Berganfahrhilfe, 17-Zoll-Stahlfelgen sowie ein Audiosystem mit Aux- und USB-Eingang dabei. Der Diesel mit Allrad ist ab der zweiten Komfortvariante erhältlich und kostet dann 31.890 Euro. Der Preis relativiert sich, wenn man die Ausstattungsliste studiert. Hier kommen u.a. Leichtmetallfelgen, eine Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat, HMI-Steuerung fürs Bord-Infotainment samt Bluetooth und 5,8-Zoll- Farbdisplay sowie Nebelscheinwerfer und das automatische Notbremssystem zum Einsatz. Prinzipiell werden drei Ausstattungsstufen angeboten, als Extras stehen nur das integrierte TomTom-Navi (500 Euro), das Schiebedach (770 Euro) und Metallic-Lack (555 Euro) in der Liste.

Es hat lange gedauert, bis Mazda ein Kompakt-SUV gebracht hat, VW musste sich schon 2007 mit dem Tiguan schon als Nachzügler bezeichnen lassen. Doch mit Siebenmeilenstiefeln haben die Japaner jetzt aufgeholt, was bisher gefehlt hat, und das ist nicht nur ein Kompakt-SUV, sondern Modernität durch und durch. Der Mazda CX-5 ist tatsächlich ein großer Wurf, der in seiner Bedeutung für die Marke nicht hoch genug einzuschätzen ist. Markteinführung ist jetzt, doch es sind schon so viele Fahrzeuge (1.600 von 2.000 pro Jahr geplanten) vorbestellt, dass derzeit kein neuer Liefertermin vor Jänner 2013 zu haben ist.

Warum?

  • Sparsames Leichtgewicht, das Fahrspaß bringt
  • Tolle Platzverhältnisse
  • Stopp-Start-System und Automatik für Ungeduldige geeignet

Warum nicht?

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(Bild: kmm)



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