Top-Abgaswerte

Mercedes-Update senkt Stickoxid um 82 Prozent!

Motor
21.07.2017 14:00

"Muss man immer erst schimpfen?" könnte man banal sagen. Nachdem Diesel-Fahrverbote immer mehr ins Gespräch kommen und die "Kampagne" gegen den Diesel immer härter wird, wie Volkswagen-Chef Matthias Müller und andere Hersteller nicht zu Unrecht beklagen, scheint in der Autoindustrie Bewegung in die Dieselfrage zu kommen. Plötzlich wird "freiwillig" nachgerüstet. Wie effektiv das entsprechende Software-Update Schadstoffe beseitigt, hat ein Test nun gezeigt.

(Bild: kmm)

Fakt ist, sinnvoll abgasgereinigte Dieselmotoren haben kein Feinstaubproblem, jedenfalls nicht mehr als Benziner, und sogar Elektroautos tragen kaum weniger zur Feinstaubbelastung in Städten bei, weil die Ursache zum größten Teil bei Reifenabrieb, Bremsen und Wiederaufwirbelung liegt.

Fakt ist aber auch, dass das Abgas von Verbrennungsmotoren Stickoxid enthält und gereinigt werden muss. Was das betrifft, haben die Hersteller bestehende Gesetze definitiv weiter ausgelegt, als es moralisch vertretbar ist, auch wenn rechtlich gesehen vielleicht alles in Ordnung ist. Bevor dieser Punkt nun wirklich in Frage gestellt (bzw. die Frage zuungunsten der Hersteller beantwortet) wird, beginnt nun eine freiwillige Rückruf- und Nachrüstwelle:

Daimler bittet drei Millionen Fahrzeuge mit Euro-5- und Euro-6-Dieselmotoren in die Werkstatt, Audi schließt sich nun mit 850.000 Fahrzeugen an (inklusive VW und Porsche mit baugleichen Motoren), die mit neuer Software ausgestattet werden sollen, um für saubereres Abgas zu sorgen. Der Zeitpunkt ist kein Zufall, findet doch am 2. August der Dieselgipfel der deutschen Bundesregierung statt. BMW sieht jedoch vor diesem Datum keinen Handlungsbedarf, dennoch halte man "es für konsequent und logisch, den Blick auf ganz Europa zu richten", sagte ein Sprecher.

Immenser Unterschied durch Umrüstung
Hat sich die Forschung so viel weiterentwickelt? Oder hätte man gleich sauberere Autos bauen können? Jedenfalls scheint das Software-Update von Mercedes unfassbar effektiv zu sein. Die Zeitschrift "Auto Motor und Sport" hat mit den Messspezialisten von "Emission Analytics" eine V-Klasse mit dem neuen Update im realen Straßenverkehr getestet. Das Ergebnis: Der Testwagen, ein V 250 d mit SCR-Katalysator, stieß anschließend nur noch 92 mg NOx pro Kilometer aus. Damit blieb der Dauertestwagen, den die Redaktion 100.000 Kilometer gefahren ist, sogar unter der Euro-6c-Grenze von 168 mg/km, die ab September 2018 für alle neu zugelassenen Fahrzeuge gilt. Bei einer zuvor getesteten V-Klasse ohne Update lag der NOx-Ausstoß bei 506 mg pro Kilometer. Damit hat das Update beim Testwagen den NOx-Ausstoß um 82 Prozent gesenkt! Weder Diesel- noch Harnstoff-Verbrauch stiegen signifikant.

Allerdings relativiert "AMS" das Ergebnis, das gute Abschneiden des Testwagens lasse sich nicht automatisch auf alle drei Millionen Autos übertragen. Bei vielen der betroffenen Fahrzeuge handelt es sich nämlich um Euro 5-Autos, die noch nicht über ein SCR-Reinigungssystem mit AdBlue-Beigabe verfügen.

Brüssel erhöht Druck auf VW
Ins Rollen gekommen ist der Diesel-Abgasskandal bekanntlich durch Volkswagen. Die Millionen von Fahrzeugen, die betroffen sind, werden derzeit nachgerüstet. Was den Zeitplan angeht, erhöht die EU nun den Druck auf die Wolfsburger. EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska erwartet von VW eine 100-Prozentige Rückrufquote bis Jahresende. Für nicht umgerüstete Autos fordert sie für 2018 die Stilllegung.

Bienkowska vor einem pauschalen Diesel-Fahrverbot. So würde den Herstellern das Budget entzogen, in emissionsfreie Autos zu investieren.

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(Bild: kmm)



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