Der Rase-Styler

Mini John Cooper Works: Nichts für Grobmotoriker

Motor
02.11.2015 09:22
Uuuuh, das war knapp! Fast hätte ich mit dem Mini John Cooper Works den weißen Straßenleitpfosten abrasiert. Aber immerhin habe ich das Auto nicht gestreift, das beim Überholen auf der schmalen Landstraße zwischen Klammhöhe und der B18 den Weg eng gemacht hat. Das kleine Kraftpaket nimmt es mit der Spurtreue nicht gar so genau, wenn man voll beschleunigt…
(Bild: kmm)

Mit 231 PS ist der sportliche Bayern-Brite der stärkste Serien-Mini aller Zeiten, die 205er-Vorderräder bekommen einiges zu tun, wenn ab 1.250/min. 320 Nm über sie herfallen. Und das spürt man am Lenkrad, das zerrt, wenn's ernst wird. Beziehungsweise spaßig. Es erfordert höchste Konzentration, den Kraftzwerg exakt zu bewegen. Grobmotoriker werden Probleme bekommen, denn die Lenkung ist sehr direkt ausgelegt, weshalb heftige Korrekturen nicht sehr ratsam sind. Kraft und Feingefühl sind da eine ideale Kombination.

Du kannst nicht immer 17 sein
Aber man weiß, worauf man sich einlässt, wenn man hier Platz nimmt. Schon an der leicht martialischen Optik mit Rallyestreifen, Doppelrohrauspuff und Dachspoiler ist zu erkennen: John Cooper Works steht für pures Vergnügen. Das Fahrwerk gehört zum Besten, was man in der Klasse bekommen kann und hat bei aller Härte in der aktuellen Generation an Komfort zugelegt. Der Racer-Mini ist quasi mit seiner Klientel ein Stück erwachsener geworden, bietet ja auch mehr Platz als früher und hat mit 1.220 kg ein wenig Wohlstandsspeck angelegt (ausstattungsbereinigt liegt das Gewicht auf dem Niveau des Vorgängers, sagt der Hersteller).

Den sprichwörtlichen Gokart-Charakter hat man dem Mini John Cooper Works mit ganz leichten Abstrichen erhalten. Mit 2,49 Meter Radstand und 3,87 Meter Länge ist er noch immer kurvengierig wie kaum ein anderer, kann aber eine gewisse Untersteuerneigung nicht ganz verleugnen. Dass man in engen Kurven mit dem Gaspedal vorsichtig umgehen muss, versteht sich natürlich von selbst, wenn man nicht zackig den Radius verlassen will. Die serienmäßige Differenzialsperre müht sich redlich, die Kraft auf den Boden zu bringen. Top sind die Brembo-Sportbremsen.

Klingt wie ein Großer - und zieht auch so
Sehr erwachsen verhält sich auch der Motor; man muss ihn nicht treten, damit er voll im Saft steht, man kann aber. Anstrengen muss er sich grundsätzlich nicht, jedenfalls hört man es ihm nicht an; das klingt alles recht sonor und nicht im Geringsten wie ein Kleinwagen. So weit, so unspektakulär - es sei denn, man aktiviert den Sportmodus und damit den akustischen Nachbrenner. Dann brabbelt und spotzt das Zweiliter-Triebwerk aus dem Auspuff wie ein Mini-Feuerwerk. Nebenbei werden auch noch Gas- und Lenkungskennlinie schärfer. Im Fall, dass das adaptive Fahrwerk und/oder die Automatik an Bord sind, auch diese.

Die optionale Sechsgang-Sportautomatik ist eine gute Wahl, wenn man sportlich fahren will, auch wenn sie über 2.000 Euro Aufpreis kostet. Coole Sache, die Gänge mit den Schaltpaddles zu flippern, wobei auch die Automatik an sich ein gutes Händchen hat. Im Green-Modus beherrscht sie sogar das Segeln (also ausgekuppelt dahinrollen). Ganz nebenbei bringt sie zwei Zehntel beim 100er-Sprint (6,1 Sekunden, nachgemessen) und einen Liter beim Normverbrauch (5,7 l/100 km). Apropos Spritsparen: Die Stopp-Start-Automatik ist so flink, dass sie tatsächlich nicht stört. Ein Highlight der Automatik: In Verbindung mit dem Navi kann sie sich auf die vor einem liegende Strecke einstellen und dementsprechend den richtigen Gang wählen, z.B. zwischen zwei Kurven nicht raufschalten.

In Sachen Ausstattung spielt der Mini John Cooper Works alle Stückln, vor allem wenn man in der Sonderausstattungsliste völlert. In diesem Kleinwagen ist ein großer Teil von dem verfügbar, was man von BMW kennt, vom empfehlenswerten Head-up-Display (mit Plexiglas-Screen, zeigt auch Drehzahl an) über Harman-Kardon-Sound bis zur Top-Connectivity mit fixer SIM-Karte. Das Navi beherrscht auch die Anzeige der Echtzeit-Verkehrslage. Serienmäßig an Bord sind unter anderem Keyless Start, Fahrmodi und LED-Scheinwerfer.

32.350 Euro kostet der Mini JCW in Basisversion, der Testwagen kommt auf 43.000 Euro. Unter anderem sind die optionalen 18-Zoll-Felgen montiert, die zwar prinzipiell gut aussehen, aber den Eindruck erwecken, als wären die Reifen zu schmal: Ihre Speichen stehen weit über die Flanken hinaus. Optisch ist das Geschmackssache - praktisch geht das richtig ins Geld und auf die Nerven, denn die Gefahr, damit einen Randstein zu streifen, ist immens.

Der Mini ist schon so etwas wie eine Institution. Kein ernsthafter Racer, aber ein Lifestyler mit echten Fähigkeiten, mit dem man andere richtig ärgern kann. Das lässt sich Mini durchaus teuer bezahlen, dafür bekommt man aber auch vieles, was man sonst in der Klasse lange suchen muss.

Warum?

Weil er einfach unbändig Spaß macht.

Warum nicht?

Ein Cooper S kostet unter 26.000 Euro - und hat auch fast 200 PS

Oder vielleicht …

… Mini Cooper S, Ford Fiesta ST, VW Polo GTI, Audi S1, Peugeot 208 GTI, Renault Clio Sport. Auch ein Honda Civic Type R ist da schon drin.

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(Bild: kmm)



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