Alter Schwede!

Mit dem Saab Cabrio in der Toskana

Motor
14.01.2009 14:00
„Che bella macchina!“ Italiens Tankwarte sind sich offenbar einig, was die optischen Qualitäten des Saab 9-3 Cabrio angeht. Dass sie Diesel in den Tank füllen sollen, packen dagegen die wenigsten auf Anhieb. Cabrio und Diesel ist halt doch noch etwas ungewöhnlich, vor allem wenn das Cabrio so schwarz, schnittig und relativ tief auf schönen Alufelgen dasteht wie der Testwagen. Hat aber seine Vorteile auf einer herrlichen Tour durch die Toskana.
(Bild: kmm)

Der Diesel fällt auch nicht wirklich auf. Sogar meine Reise begleitende Beifahrerin hat mich beiläufig gefragt „Ach, das ist ein Diesel?“, als ich wieder mal einem Tankwart den Weg zum richtigen Zapfhahn gewiesen habe. „Ja, ein Diesel.“ „Aha!“ Dank Partikelfilter sind wir ohne schlechtes Gewissen durch die wunderbaren Landschaften gedüst, der Verbrauch hat sich bei sieben Litern eingependelt, ohne dass wir es sonderlich ruhig angehen lassen hätten. Mit 150 PS bringt man schon was weiter, wenn man nicht an der Drehzahl spart: 100 km/h sind in 10,5 Sekunden erreicht, erst bei 205 km/h endet der Vortrieb.

Mit französischem Fahrwerk in italienischer Weingegend
Auf den kurvigen, verwinkelten Straßen des Chianti war es auch nicht der Motor, der eine gemütliche Gangart einforderte, sondern das Fahrwerk. Es ist eines von der weichen französischen Sorte. Die flotte Kurvenhatz macht es nicht mit, was immerhin verhindert, dass Beifahrer einen leicht grünen Ton im Gesicht bekommen (wer’s richtig sportlich mag, wähle die Version „Aero“ – siehe Fahrbericht des 9-3 Kombi in der Linkbox). Wenn man es übertreibt, holt einen aber eh das serienmäßige ESP auf den Pfad der Tugend zurück. Für ein sicheres Gefühl sorgen auch die Überrollbügel, die im Falle eines Überschlages hinter den Rücksitzen emporschießen.

Saab, nicht Jeep
Abgelegene Landstriche sind nur vorsichtig zu erreichen, Feldwege bringen den Saab bisweilen an seine Grenzen – und den Unterboden zum Aufsetzen. Das Fahrwerk ist dafür, dass es so weich ist, einfach zu tief (der Weg von der Hauptstraße zu unserem Feriendomizil mitten auf dem Feld mitten in der sienesischen Toskana hat uns folglich ein bisschen Geduld abgefordert). Und die breiten Reifen sind zwar schön, brauchen aber befestigtes Terrain: Im toskanischen Outback haben wir uns im Regen mal kräftig festgefahren. 

Die leichte Farbveränderung im Gesicht kam dann doch noch auf, als die Beifahrerin während der Fahrt im Reiseführer blätterte. Lesen während der Fahrt ist gerade im Chianti keine gute Idee, nicht nur, weil einem dabei unweigerlich schlecht wird, sondern weil man schlicht zu viel von der traumhaften Landschaft versäumt. Ein Cabrio ist da das optimale Gefährt, weil nach allen Richtungen offen. Das Stoffdach öffnet und schließt sich auf Knopfdruck in weniger als 30 Sekunden, und auch im Regen lässt es sich offen fahren, wenn man nur schnell genug ist.

Auf Kartenlesen kann man ohnehin verzichten, wenn man sich das Navigationssystem gönnt. Der automatische Copilot ist zwar ein bisschen geschwätzig und sieht bisweilen Abzweigungen, wo keine sind, ist aber ansonsten ein recht angenehmer Reisegenosse.

Cabrio für die italienische Reise
Für die große Reise ist das Saab Cabrio jedenfalls eine gute Wahl. Der Kofferraum fasst sogar bei geöffnetem Dach 352 Liter, die allerdings eher schwierig zu erreichen sind, weil das Dach im Weg ist. Ist das Dach geschlossen, passt richtig viel rein in den Stauraum. Damit sich das Dach öffnen lässt, darf in dem Bereich im Kofferraum, wo es sich hinfalten soll, keine Ladung liegen. Das checkt der Saab aber automatisch. Genial ist die Einsteigvorrichtung der Vordersitze: Per Hebelchen an der Oberseite lassen sich die Lehnen nach vorne klappen, zusätzlich lässt sich der Sitz mit demselben Hebel nach vorne und hinten fahren. So kann man die Rückbank auch perfekt als erweiterten Stauraum nutzen. Sehr praktisch ist auch die elektrische Sitzverstellung mit Memory-Funktion.

Das Fahren ist richtig komfortabel, nicht zuletzt wegen des Daches, das aus drei Lagen besteht und richtig gut dämmt, sogar bei höheren Geschwindigkeiten wird es nicht viel lauter als in einer Limousine. Die Sitze sind bequem und angenehm straff und bieten so viel Seitenhalt, wie man für das Fahrwerk benötigt. Platz ist genügend da, wenn man nicht gerade auf der Rückbank Platz nimmt. Auch Ablagefächer gibt es in ausreichender Zahl, und das ist wichtig: Sonnenbrillen, CDs und Getränke sollen ja griffbereit sein. Oder auch die Mautkarte.

Apropos: Der Fensterheber auf der Fahrerseite fährt das Fenster auf Knopf-Antippen zwar ganz herunter, zum Schließen muss man das Knopferl festhalten, was an Autobahnmautstellen oder in Parkhäusern lästig ist. Für die Beifahrerseite gibt es eine Dauerstellung überhaupt nicht.

Heizung mit Sonderfunktion
Etwas Gutes ist den Schweden für die Heizung/Belüftung eingefallen. Öffnet man das Verdeck, schaltet die Klimaautomatik automatisch auf Offen-Betrieb um, d.h. die Klima-Funktion wird abgeschaltet, ebenso die Einstellung nach Temperatur. Stattdessen gibt es eine zehnstufige Heizung, die man nach Gefühl einstellen kann. Manuell kann man die Klimafunktion natürlich wieder einschalten, etwa wenn man in Florenz bei 30 Grad (im Schatten) im sonnigen Stau schmort. 

Beim Zusammenstellen der Sonderausstattungen zahlt es sich aus, an den Parksensor zu denken, denn das hohe Heck des Saab Cabrio ist relativ unübersichtlich. Das tut der Freude am Fahren auf engen Gassen aber keinen Abbruch, selbst in den kleinsten Dörfern haben wir uns ohne Kratzer um die Ecken gequetscht, ob in Casole d’Elsa oder Radda in Chianti. Auch Florenz war problemlos zu überstehen.

Fazit:
Der Saab 9-3 Cabriolet mit dem 150-PS-Diesel ist ein guter Begleiter, im Urlaub wie auch im Alltag: sparsam, geräumig und praktisch. Er sieht zwar ein wenig sportlicher aus, als er ist, fad wird einem mit ihm aber nicht.

In der Ausstattung „Vector“, wie der Testwagen, kostet der Wagen ab 43.600,-- Euro, Navi ist da noch nicht mit drin. In der Grundausstattung „Linear“ werden nur 36.000,-- Euro fällig.

7 von 10 Cappuccinos (da kann man die Haube auch abnehmen)
Eine Hand voll Cantuccini extra für den Schweden, der nicht nur in Italien noch etwas Besonderes ist.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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