Essentielle Details

Moto Guzzi Stelvio: Durch die Toskana zur Perfektion

Motor
08.04.2011 18:03
Vergangenes Jahr hatte ich eine Urlaubsliebe. Sie hieß Moto Guzzi Stelvio NTX, und wir verbrachten drei herrliche Wochen, die meiste Zeit davon in Griechenland. Jetzt kommt die neueste Version der italienischen Reiseenduro auf den Markt. Stolz lud Moto Guzzi in die Toskana ein, um die neue Stelvio zu präsentieren. Und die Liebe flammte sofort wieder auf.
(Bild: kmm)

Die Herrschaften aus Mandello del Lario haben es mir aber auch leicht gemacht, indem sie angekündigt haben, dass sie der Stelvio alles ausgetrieben haben, was auch nur ansatzweise gestört hat. Und noch ein bissl mehr.

So ritt ich die Stelvio also quer durch die Region nordöstlich von Florenz (die außer aus wunderbarer Landschaft nahezu ausschließlich aus Kurven besteht), um sie auf Herz und Nieren zu überprüfen.

Wo haben sie diesen riesigen Tank versteckt?!
Die wohl gravierendste Änderung (aber erstaunlicherweise nicht die auffälligste) ist der Tank: Der fasst statt 18 jetzt unglaubliche 32 Liter Sprit. Unglaublich nicht wegen der Größe, das kann die Hauptkonkurrentin BMW R 1200 GS auch, sondern weil man ihr den dicken „serbatoio“ schlichtweg nicht ansieht. Hut ab, und weit über 400 Kilometer ohne Tanken fahren.

Doch auch im Detail hat sich viel getan. So schaltet sich das Sechsganggetriebe nun butterweich und fehlerlos, einer der Kritikpunkte beim Vorgängermodell. Wenn man jetzt schaltfaul fährt, liegt es eher am drehmomentstarken 90-Grad-V2-Motor mit seinen 110 Newtonmetern bei 5.500 Touren – bzw. 102 PS.

Der "Quattro-Valvole"-, also Vierventilmotor hat jetzt zwei Lambdasonden und eine integrierte Zünd- und Einspritzanlage. Damit serienmäßig ist jetzt eine Antriebsschlupfregelung, die Drehmoment wegnimmt, wenn das Hinterrad zu flott durchdreht. ABS ist übrigens auch serienmäßig, beides ist abschaltbar.

Die Stelvio hängt sehr sauber am Gas, lässt sich untertourig fahren, ohne zu ruckeln, freut sich aber auch über Drehzahlen. Ein Drehmomentloch braucht man gar nicht erst zu suchen. Der Sound ist etwas sanfter als bisher, weckt aber immer noch bei Weitem mehr Gänsehaut als bei der Konkurrenz, die allen voran aus München stammt.

Legendärer Motor eigentlich für Fiat 500 konstruiert
Unglaublich, was Moto Guzzi immer wieder aus dem Motor macht, der Ende der 50er-Jahre ursprünglich für den seligen Fiat 500 konstruiert wurde, dann aber doch nicht zum Zug kam. Seit Moto Guzzi Ende der 60er die Ausschreibung für ein Behördenmotorrad gewann, ragen die zwei charakteristischen Zylinderköpfe seitlich aus Motorrädern.

Ambitionierten und gemütlichen Ansprüchen gewachsen
So gemütlich die Stelvio ausschaut und auch zu fahren ist - das Fahrwerk ist auch sportlicher ambitionierten Fahrern gewachsen. Es ist vorne wie hinten manuell einstellbar, je nachdem, ob man rasant die Fußrasten testet oder gemütlich cruised, bzw. allein oder zu zweit unterwegs ist. Der Doppelschleifen-Rahmen, an dem der Motor sechsfach montiert ist, trägt durch Verwindungssteifigkeit das Seine zum Fahrspaß auf der 265 kg (257 kg in der Standardversion) schweren Maschine bei.

Der Windschutz ist dank neuer Verkleidung effektiver, allerdings sind die seitlichen Plastik-Windabweiser keine Augenweide. Die Doppelscheinwerfer ziehen jetzt ein wenig die Augenbrauen zusammen, statt wie bisher die Augen weit aufzureißen. Da die NTX nur in Mattschwarz erhältlich ist, hat sie optisch eine leicht böse Ausstrahlung.

Gut gerüstet für die Reise
Sehr praktisch ist das relativ große Fach unter dem Soziussitz, das sogar eine 12-Volt-Steckdose beinhaltet. Eine zweite befindet sich neben dem Tacho. An der NTX-Version serienmäßig sind die beiden großen Alukoffer, Zusatzscheinwerfer und allerlei Schutzbewehrung. Gegen Aufpreis sind auch Annehmlichkeiten wie Navigationssystem und Heizgriffe erhältlich.

Man sitzt jetzt noch besser auf der Stelvio. Der Sitz ist mit wenigen Handgriffen ohne Werkzeug höhenverstellbar, und der Hebel des Hauptständers stört den linken Fuß nicht mehr, wenn er mit dem Ballen auf der Raste steht. Auch Lenkerneigung, Hand- und Fußhebel sind adjustierbar.

Für die Moto Guzzi Stelvio 1200 8V NTX (wie sie mit vollem Namen heißt) werden in Österreich 16.499 Euro aufgerufen, samt Koffern, Zusatzscheinwerfern und diversem Motor-, Hand- und sonstigem Schutz. Die zivile Version kostet einen Tausender weniger. Weiterhin eine Kampfansage nach München – jetzt umso mehr.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Toll zu fahren, kräftiger Motor, guter Sound.
  • Man sieht sie nicht an jeder Ecke.

Warum nicht?

  • Kein Leichtgewicht.
  • Die seitlichen Plastikwindabweiser sind hässlich.

Oder vielleicht ...

  • ... BMW R 1200 GS oder eine der anderen großen Reiseenduros. Oder die Moto Guzzi Norge.
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(Bild: kmm)



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