Kompakt-Überraschung

Opel Astra Sports Tourer: Alles gut – bis auf …

Motor
18.03.2016 18:58

Unfassbar. Ich pfeife den Rio Douro entlang, Kurve um Kurve, bergauf, bergab, das Auto liegt hervorragend, schiebt auch in ambitioniert gefahrenen Ecken nicht geradeaus, der Dieselmotor macht von unten heraus mächtig Dampf - fast vergesse ich, dass ich in einem Opel Astra Sportstourer sitze, so geschmeidig läuft alles. Wäre das ein Fehlersuchbild, es gäbe nicht viel zu finden. Bis auf …

(Bild: kmm)

… eine kleine Ausnahme. Aber dazu später. Denn es gibt so viel Gutes zu erfahren in der seit 1963 zehnten Generation der Kadett-/Astra-Reihe. Opel hat stürmische Zeiten hinter sich, ebenso wie ein nicht sehr schmeichelhaftes Image. Doch jetzt setzen die Rüsselsheimer wieder richtig fett die Segel: komplett neue Motoren, High-Tech-Ausstattung und totaler Leichtbau - der neue Astra ist bis zu 190 Kilogramm leichter als der alte, wirkt aber trotzdem solide.

Geblieben sind die Außenmaße des Kombis, 4,70 m lang, 1,87 m breit, 2,66 m Radstand, doch die Platzverhältnisse sind um Hausecken besser. Ich fühle mich auch auf der Rückbank wohl, selbst wenn vor mir jemand sitzt, der so groß ist wie ich (knapp 1,90 m). Und kann problemlos aufrechte Haltung bewahren, was in Zeiten wie diesen grundsätzlich wichtig ist. In den Kofferraum passen jetzt 540 bis 1630 Liter, die Klappe öffnet und schließt sich gegen Aufpreis per Fußkick unters Heck.

Ungewöhnliche Ausstattungsdetails - und ein Fehler
Mein Lieblingsplatz ist dennoch vorn links, schließlich fahre ich gern und der Astra ist ein Auto zum Gernfahren. Die gefühlvolle Lenkung mit dem griffigen Lederkranz, das butterweich zu schaltende Sechsganggetriebe (mit etwas lang geratenen Wegen), alles unterstützt meine Ambitionen. Geht es zu heiß her, sorgt die Sitzlüftung für Kühlung, mit Sitz- und Lenkradheizung sowie Massagesitzen ist der Astra für alle Eventualitäten gerüstet.

Alles hier im Innenraum wirkt aufgeräumter denn je. Ein bis zu acht Zoll großer Touchscreen am Armaturenbrett ist die zentrale Bedieneinheit, für die Klimatisierung (und nicht nur dafür) gibt es trotzdem analoge Elemente - bravo! Doch unterhalb hat Opel etwas platziert, das fast wie ein absichtlicher Fehler wirkt: Mitten in der Mittelkonsole, hinter der Klavierlackblende mit der Chromspange, befindet sich nicht etwa ein Ablagefach, sondern der Sicherungskasten! Auf die Spange kann man einen unnötigen Duftspender klemmen, oder aber eine Handyhalterung. Ansonsten ist das Ding komplett nutzlos.

Immerhin kann man das Smartphone via Apple CarPlay oder Android Auto verbinden. Und noch etwas Kommunikatives hat der Astra: Opel OnStar. Das ist ein persönlicher und Telematik-Dienst, mit dem im Fall eines Unfalles automatisch Hilfe angefordert wird, über den man aber auch jederzeit eine Sprachverbindung in eine Zentrale hergestellt werden kann, die z.B. die Navigationsdaten für ein Restaurant ins Auto schickt, um nur einige Beispiele zu nennen. All das über eine fest im Auto eingebaute SIM-Karte, also nicht über ein verbundenes Handy. Ab August ist im Auto auch ein integrierter WiFi-Hotspot verfügbar.

Opel macht den Astra zur Lichtgestalt
Was früher nicht unbedingt Opels große Stärke war, ist nun ein Aushängeschild des neuen Opel Astra: Was Ausstattung und Assistenzsysteme betrifft, ist er mehr als up to date. So ist er in dieser Fahrzeugklasse der einzige Vertreter mit (übrigens aus Wieselburg stammenden) LED-Matrix-Scheinwerfern, die bei aufgedrehtem Fernlicht andere Verkehrsteilnehmer aus dem Lichtkegel aussparen, um sie nicht zu blenden.

Und der Astra schaut optional per Frontkamera nach vorn und bietet dadurch Verkehrszeichenerkennung, Spurassistent mit aktiver Lenkkorrektur und Kollisionswarner mit automatischer Notbremsung (geschwindigkeits- und ausstattungsabhängig bis zum Stillstand). Features wie Toter-Winkel-Warner, Parkassistent oder Rückfahrkamera sowieso. Natürlich kosten die Schmankerl extra oder sind in Ausstattungspaketen enthalten.

Motoren von 95 bis 200 PS
Für die Testfahrten stand der Top-Dieselmotor, ein durchzugsstarker 1,6-Liter-Biturbo zur Verfügung. Der kostet zwar (weil nur in den teureren Ausstattungsvarianten erhältlich) mindestens 27.000 Euro, ist damit aber wohlfeil und eine echte Empfehlung wert: Bei 1500/min. stemmt er 350 Nm, doch schon bei 1.250/min. sind es bereits 320 Nm. Kraft ist also immer vorhanden. Kaum vernehmliches Knuspern nach dem Kaltstart weicht schnell völliger akustischer Unauffälligkeit. Ein vorbildlicher Motor, auch die 1350 kg dieser Version des Astra Sports Tourer gehen schwer in Ordnung (das Einstiegsmodell wiegt nicht einmal 1,2 Tonnen). Fürs Gespräch unter Freunden: In 8,1 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, maximal geht er 220 km/h. Normverbrauch: 4,2 l/100 km.

Das Motorenangebot entspricht dem des Fünftürers, es gibt insgesamt vier Vierzylinder-Benziner (1,4 Liter mit 100, 125 oder 150 PS, 1,6 Liter mit 200 PS), einen Dreizylinder-Benziner mit 105 PS und vier 1,6-Liter-Diesel (95, 110, 136 und 160 PS).

Unterm Strich
Wenn das kein Quantensprung ist: Vom übergewichtigen, imagemäßig schwer vermittelbaren Entlein mit beengten Platzverhältnissen hat sich der Astra zum durch und durch gelungenen Schwan gemausert. 18.090 Euro kann man als Kampfpreis für das Einstiegsmodell verstehen, überhaupt stehen zur Markteinführung (und angeblich deutlich darüber hinaus) kräftige Abschläge in der Preisliste. Wäre das ein Fehlersuchbild, würde man wohl auf den Preis tippen.

Warum?

  • Imposante Ausstattungsoptionen
  • Praktisch und doch formschön
  • Hervorragend zu fahren

Warum nicht?

  • Wer sich gern an Kleinigkeiten aufhängt, wird es mit dem Fauxpas in der Mittelkonsole schwer haben.

Oder vielleicht …

… VW Golf Variant, Ford Focus Traveller, Skoda Octavia Combi, Peugeot 308 SW, Seat Leon ST, Renault Megane Grandtour, Toyota Auris Touring Sports, Hyundai i30 Kombi, Kia Cee’d SW, Honda Civic Tourer, Audi A3 Sportback

Die Historie der Kadett-/Astra-Kombis:

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(Bild: kmm)



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