"Hybridradantrieb"

Peugeot 3008 HYbrid4: Leisheit des Gleitens

Motor
13.08.2012 16:17
Wenn man morgens losfährt, fühlt es sich im Peugeot 3008 Hybrid ein bisschen an wie im Kinderkarussell, in einem Bus, der lautlos im Kreis fährt. Elektrisch gleite ich außer Hörweite der Nachbarn, bevor der Dieselmotor sanft anläuft. Ich kann diesmal nichts dafür, wenn jemand aufwacht. Die Frösche und der Hahn sind lauter!
(Bild: kmm)

Ich befinde mich im laut PR-Text ersten Diesel-Vollhybrid-Auto der Welt, dem Peugeot 3008 HYbrid4. Er vereint zwei Herzen ach in seiner Brust, genauer gesagt einen 163-PS-Vierzylinder für die Vorderräder und einen 37-PS-Elektromotor für die Hinterräder. Je nach Fahrsituation kommt man damit auf 200 PS Systemleistung (wobei in den Fahrzeugpapieren 163 PS stehen) und insgesamt 450 Nm.

Das klingt nach richtig viel, und der 1,7-Tonner lässt sich auch schnell auf Tempo bringen (Standardsprint in 8,5 Sekunden, Vmax 191 km/h), aber das ist nicht das Metier des Franzosen. Hier wird das Gleiten in Gelassenheit zur Maxime erklärt, es ist ein vor allem auch akustisch ruhiges Fahren, das hier die Nerven glättet. Als hätte man mit der Welt und auch mit dem Auto nichts zu tun, thront man in einer Art Flugzeugcockpit und gönnt sich einen kühlen Schluck Wasser aus dem riesigen Kühlfach zwischen den Vordersitzen (2 PETs passen rein!).

Neue Selbstständigkeit
Der Wagen ist in seinen Entscheidungen recht autark. Im Normalfall bestimmt er selbst (und das nahtlos), wann welcher Motor arbeitet, wann Bremsenergie in die unterm Kofferraum gelagerten Akkus fließt und welcher Gang eingelegt ist. Der Fahrer erfährt dabei nicht, in welchem Gang er unterwegs ist, auch die Drehzahl des Dieselmotors bleibt ihm verborgen, denn statt eines Drehzahlmessers befindet sich ein %-Power-Meter im Cockpit. Über die Kraftflüsse an sich hält ihn hingegen ein sehr übersichtliches Display auf der Mittelkonsole auf dem Laufenden, mit dem man deutlich mehr anfangen kann als in Konkurrenzfahrzeugen.

Neben dem Auto-Modus gibt es noch drei weitere: ZEV macht den 3008 kurzzeitig zum reinen Elektroauto (zwei Kilometer bzw. max. 50 km/h), der Sportmodus schickt alle Kräfte, die er kriegen kann, auf die Straße (inkl. schnelleren Gangwechsel und höheren Drehzahlen) und der 4WD-Modus treibt generell die Hinterräder mit an, was kein Allradantrieb im fahrdynamischen Sinn ist, sondern eher eine Anfahrhilfe bei erschwerten Bedingungen. Nennen wir ihn Hybridradantrieb. Generell gilt: Der Elektromotor arbeitet nur bis maximal 120 km/h.

Guter Kompromiss: Das Getriebe
Die Kraftübertragung passiert mittels eines automatisierten Schaltgetriebes. Die Zugunterbrechungen während des Schaltens (auch als Smart-Nicken bekannt) mildert der Elektromotor ab, was zwar nicht für den Komfort einer echten Automatik reicht, aber doch ein guter Kompromiss ist. Schließlich will man es leicht, günstig und sparsam haben. Auf jeden Fall hat es mehr mit Autofahren zu tun als ein stufenloses CVT-Getriebe, das sonst gerne in Hybridfahrzeugen in Dienst steht. Der Fahrer kann übrigens auch manuell per Lenkradpaddles schalten (dann wird im Tacho auch der gerade eingelegte Gang angezeigt). Info am Rande: In ein, zwei Jahren will Peugeot erstmals ein Doppelkupplungsgetriebe anbieten.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Verbindung Fahrer/Auto, denn man weiß nicht immer so recht, was es braucht und was genau passiert, wenn man was macht. Zum Beispiel, wie viel Gas man geben muss, um mit der Beschleunigung, die man sich gerade vorstellt, loszufahren. Da steigt man oftmals zu leicht oder zu stark aufs Gas, das Getriebe dreht den Gang manchmal aus, obwohl man doch nur ein bisschen zügiger unterwegs sein wollte, ohne gleich den Fuchsschwanz an die Antenne hängen zu wollen. Ganz nebenbei klingt der Diesel auch etwas laut und angestrengt, wenn man ihm seine volle Leistung abverlangt.

Schönes Stadt-Gleiten
Im Stadtverkehr kann der Hybridantrieb seine Stärken voll ausspielen. Immer wieder ist man elektrisch unterwegs, beim Stehen an der Ampel läuft natürlich kein Verbrennungsmotor. Das ist zwar auch bei Autos mit klassischer Stopp-Start-Automatik so, aber hier im Peugeot 3008 HYbrid4 bekommt man praktisch nichts davon mit, dass der Diesel wieder antuckert. Man fährt elektrisch an, und im selben Atemzug oder sogar etwas später läuft die Maschine mit, ohne Verzögerung. Sauber!

Im Stau ist natürlich irgendwann Schluss mit elektrisch fahren. Wenn die Batterie nicht durch Bremsen oder Schiebebetrieb aufgeladen wird, geht halt irgendwann nix mehr. Dann klettert auch der Verbrauch in die Höhe und entspricht einem ganz normalen, etwas schwergewichtigen Dieselfahrzeug. Insgesamt pendelte sich der Testverbrauch bei 6,3 Liter auf 100 Kilometer ein, als Normverbrauch gibt Peugeot 4,0 Liter (hier in der Version mit 17-Zoll-Alus; mit 16-Zöllern und schmäleren Reifen sind es 3,8 Liter; CO2 99 bzw. 104 g/km) an. Phasenweise wird man sich irgendwo dazwischen bewegen.

Hybriddieseln muss man sich leisten können
Ein paar Tausend Euro Aufpreis kostet der Elektrofahrsparspaß. Wie viel genau, verbirgt sich in unterschiedlichen Ausstattungen, eine Brot-und-Butter-Version ist nicht im Angebot. Bei 36.950 Euro fängt es jedenfalls an und reicht bis 39.210 Euro. Mit Lederpaket, Parkpiepser vorn und Metallic kommt der Testwagen auf 41.800 Euro.

Mit dabei ist ein bisschen Allrad (wie gesagt, "Hybridradantrieb"), viel Ruhe und was Besonderes (Diesel-Hybrid gibt's noch nicht so oft). Und der Effekt beim Wegfahren ist manchmal ähnlich wie mit einem laut röhrenden Ferrari: Es ist mir nicht nur einmal passiert, dass jemand miterleben wollte, wie so ein Familienschiff lautlos ablegt.

Warum?

  • Die erträgliche Leichtigkeit des Gleitens und das perfekte Zusammenspiel zwischen Diesel- und Elektromotor
  • Gute nachbarschaftliche Beziehungen

Warum nicht?

  • Leicht unpersönliche Beziehung zwischen Fahrer und Auto

Oder vielleicht …

… Peugeot 508 RXH und Citroen DS5 - sind mit dem gleichen Antrieb zu haben.

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(Bild: kmm)



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