Test am Rundkurs

Peugeot RCZ: Headturner zum Schnäppchenpreis

Motor
27.03.2011 23:14
Der Peugeot RCZ war eine der Studien, über die man auf Automessen (in dem Fall Genf 2008) immer sagt: Hoffentlich bauen sie den in Serie! Meistens wird nichts draus, doch die Franzosen haben es gewagt, das kleine Coupé auf die Straße zu schicken. Ein Test mit drehenden Köpfen, vibrierenden Ohren und weidenden Augen.
(Bild: kmm)

Auch wenn der Audi TT wie ein Schatten hinter ihm steht: Die Linien des Peugeot RCZ sind eigenständig und faszinierend. Im Perlmuttweiß des Testwagens kommt das besonders gut zur Geltung. Ich möchte einfach nur mit den Augen über das Blech schweifen, eine Augenweide. Dabei hat Peugeot nicht immer ein gutes Händchen fürs Design, vor allem die Front ist mir oft zu scheinwerferlastig, das Kühlermaul zu aufgerissen.

Die beiden Buckel im schwarzen Dach, die in die Heckkuppel übergehen, daneben die dynamischen Alubügel, ziehen Blicke auf sich. An der Ampel drehen sich die Köpfe für ihn schneller als für einen Porsche. Vielleicht weil er das Rasante mit dem niedlichen so gut verbindet.

Emotion statt Ewigkeit
Das Emotionale ist seine Stärke. Wo der Audi TT etwas ikonenhaft Kühles verströmt, findet man den RCZ sympathisch. Exemplarisch sei die zentrale Analoguhr in der (optional) mit herrlich genähtem Leder bespannten Mittelkonsole genannt. Mit ihren lustigen, unterschiedlich großen Ziffern strahlt sie aus: Er will doch nur spielen. Ginge es um ernsthaft sportliche Ambitionen, wäre das Zifferblatt nüchterner und vielleicht eine Stoppuhr integriert.

Spaß und Spiel ist die Domäne des Peugeot RCZ. So haben die Sounddesigner dem kleinen 1,6-Liter-Turbo-Vierzylinder einen Klang verpasst, der unter die Haut geht. Unten herum hält sich der 200-PS-Motor dezent zurück, um mit steigender Drehzahl immer lauter zu werden und ab 4.000 Touren richtiggehend zu brüllen, dass die Ohren vibrieren. Dieses Geräusch will man hören und gibt entsprechend Gas – bis es in den Ohren lästig wird.

Kraft bei jeder Drehzahl
Die Charakteristik des Motors offenbart keine Schwächen: Praktisch ab Standgas beschleunigt er sauber und kräftig, ein Turboloch ist nicht vorhanden, und nach oben greift er munter aus, bis bei 7.500/min. der Begrenzer eingreift (wobei der rote Bereich schon bei 7.000/min. anfängt). Der Sprint von 0 auf 100 gelingt in 7,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 235 km/h. Eine Schwäche gibt's vielleicht doch: das maximale Drehmoment von nur 250 Nm (mit Overboost 275 Nm).

Unterstützt wird der Spaß durch das knackige, harte Fahrwerk, das hohe Kurvengeschwindigkeiten zulässt, und die nahezu perfekte Lenkung, die leicht und zielgenau arbeitet und prächtiges Feedback gibt. So ist der RCZ wendig in den engen Kurven des Driving Camps in Pachfurth, Antriebseinflüsse durch zerrende Vorderräder gibt es kaum, die Traktion ist erstaunlich. Dank 2,61 Meter Radstand läuft er auch gut, wenn es nichts zu lenken gibt. Das hakelige Sechsganggetriebe macht allerdings einen auf Spaßbremse.

Nicht hundertprozentig gelungen ist das ergonomische Zusammenspiel von Lenkrad und Armaturenbrett. Man muss das Sportvolant relativ hoch einstellen, damit Kühlwasserthermometer und Tankuhr nicht verdeckt werden. Der Tacho ist in jedem Fall teilweise verdeckt, wenn auch nur für das rechte Auge. Auch weil er generell nicht sehr gut abzulesen ist, empfiehlt es sich, die digitale Geschwindigkeitsanzeige, die sich einblenden lässt, zu nutzen.

Der RCZ ist ein 2(+2)-Sitzer
Die beheizbaren Sportsitze (Heizungsknopf leider seitlich versteckt) bieten guten Seitenhalt, verlangen aber einen schlanken Hintern. Eng ist es auch hinten, aber das sei nur am Rande bemerkt. Die Notsitze haben beim Videodreh (siehe oben) immerhin den Kameramann aufgenommen (der ist aber auch einen Kopf kleiner als ich), ansonsten dienen sie als Ablagefläche oder dank umklappbaren Rücklehnen als Erweiterung für den 321 Liter großen Kofferraum (dann 639 Liter).

Die 200-PS-Version gibt es ab 33.700 Euro, wobei der Testwagen mit Nappalederausstattung, Navi mit Festplattenjukebox, JBL-Soundsystem, Xenon usw. gut 41.000 Euro kostet. Einstiegspreis für den 156-PS-Benziner: 29.990 Euro.

Gut gebrüllt, Löwe, könnte man sagen. Der RCZ macht dem Peugeot-Wappentier alle Ehre, durch Kraft wie auch durch das sounddesignte Brüllen des Motors mit den zwei (akustischen) Gesichtern. Der RCZ ist keine Ikone, aber ein schönes Designstück.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Sportliches Fahrverhalten, tolle Lenkung.
  • Schon von unten heraus kräftiger Motor.

Warum nicht?

  • Motorsound auf Dauer laut.
  • Enge Sitze.

Oder vielleicht …

  • … sollte ich meinen Hintern auf ein sitzadäquates Maß trainieren.
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(Bild: kmm)



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