Fesch und praktisch

Renault Kadjar: Schön, brav und trotzdem Bose

Motor
29.02.2016 09:49

Was lange währt, wird endlich schön, könnte man sagen. Renault hat das richtig große Geschäft im richtig großen Markt der kompakten SUVs bisher den anderen überlassen - einschließlich dem Markenbruder Nissan Qashqai, der die technische Basis liefert. Dafür ziehen die Franzosen jetzt die Style-Karte und trumpfen mit einem Feschak auf, der so gut wie nirgendwo aneckt. Er heißt Renault Kadjar. Im Fall des Testwagens Renault Kadjar Bose.

(Bild: kmm)

Vor allem dieses Rot finde ich herzerfrischend, passt gut zum Auftritt mit den wohlproportionierten Wölbungen, den fließenden Linien und den prägnanten (nicht serienmäßigen) LED-Scheinwerfern. Der seitliche Kunststoffschutz für die Türen ist etwas gewagt geschwungen, aber durchaus speziell.

Innen freuen sich die Augen gleich weiter. Aufgeräumte Gestaltung, netter Zierkunststoff und silberne Blenden hie und da, wenig Knöpfe, weil das meiste dem durchaus übersichtlich strukturierten Navitainment mit Touchscreen einverleibt wurde. Dass der Sound hier von Bose kommt, erkennt man im sich in der Windschutzscheibe spiegelnden Markenlogo wie auch am für diese Klasse ausgesprochen guten Musikklang. Wie bei Renault üblich kommt ein Bediensatellit hinterm Lenkrad zum Einsatz.

Alles fürs Fahren Relevante hat der Fahrer mit einem zentralen, digitalen Rundinstrument im Blick, das man je nach Lust und Laune unterschiedlich konfigurieren kann. Ein nettes Detail ist das kleine Pflänzchen, das daneben wächst, wenn man spritsparend fährt.

Im Detail offenbart der Innenraum die eine oder andere Schrulle, etwa den Tempomatschalter zwischen den Sitzen oder die an der Vorderseite der Mittelarmlehne versteckten Schalter für die Sitzheizung. Unverständlich ist, warum die Türfächer so klein gestaltet wurden, dass große PET-Flaschen nicht einmal mit Gewalt unterzubringen sind.

Ansonsten ist aber jede Menge Platz vorhanden, sei es für Passagiere auf allen Plätzen oder Gepäck. 472 bis 1.478 Liter passen in den sehr variablen Kofferraum. Gegen Aufpreis lässt sich mehr als 2,50 m lange Ladung über den umklappbaren Beifahrersitz schieben.

Der Kadjar fährt sich französisch
So rundlich schön, wie er aussieht, fährt sich der Renault Kadjar auch. Hier geht es nicht um prägnante, klare Linien und präzise Kurvenradien. Das Fahrwerk ist französisch weich gedämpft, die Federn sind hingegen eher hart, was dem SUV-mäßig hohen Schwerpunkt geschuldet sein dürfte. Auch die 19-Zoll-Alus tragen ihren Teil dazu bei, dass kein wirklich geschmeidiger Eindruck aufkommt. Die Lenkung ist leichtgängig und auf entspanntes Cruisen ausgelegt. Wenn es mal etwas sportlicher zugehen soll, fehlt um die Mittellage das exakte Zurückstellen.

Zwiespältiger Eindruck des Dieselmotors
Drei Motoren stehen im Kadjar zur Wahl: ein 130-PS-Vierzylinder-Benziner, ein 1,5-Liter-Diesel mit 110 PS sowie ein 1,6-Liter-Diesel, der 130 PS leistet und den Testwagen antreibt. Das tut er dank 320 Nm absolut kraftvoll, auch kultiviert - aber für ihn scheint das Wort Turboloch erfunden worden zu sein. Unter 1.750/min. rührt sich nichts. Was an und für sich noch nicht so schlimm wäre, wenn die Kraft dann nicht so abrupt einsetzen würde, dass ein entspanntes, sanftes Fahren kaum möglich ist. Auch die Hochschaltempfehlung schickt einen immer wieder in dieses Turboloch. Gibt man dem Kadjar die Sporen, bewegt sich der 1,6-Tonner in 10,5 Sekunden auf 100 km/h.

Unauffällig verhält sich der intelligente Allradantrieb, der nur für diese Motorisierung und vorläufig auch nur mit manuellem Schaltgetriebe erhältlich ist. Dank einer kleinen Grafik neben dem Tacho kann man immer verfolgen, wie viel Kraft von der Vorderachse nach hinten abgezweigt wird. Antriebseinflüsse in der Lenkung werden dadurch vermieden, allerdings kostet Allrad natürlich Sprit. Im Testdurchschnitt waren es 7,5 l/100 km (Normverbrauch 4,9 l/100 km). Per Schalter auf der Mittelkonsole kann man den Allradantrieb abschalten oder per Sperre permanent alle vier Räder antreiben lassen.

Für den Allrad-Kadjar werden mindestens 28.990 Euro fällig, für die topausgestattete Bose-Version 34.090 Euro. Der Testwagen kommt inklusive Extras auf knapp 40.000 Euro - inklusive 704 Euro für die begehrenswerte Lackierung mit dem passenden Namen: Dezir-Rot.

Warum?

  • Weil er wirklich gut aussieht

Warum nicht?

  • Weil sich der Dieselmotor unangenehm fährt

Oder vielleicht …

… Nissan Qashqai, VW Tiguan, Mazda CX-3 und die anderen kompakten SUVs

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(Bild: kmm)



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