Rasender Schwede

Saab 9-3 SportCombi: Schwede mit Leidenschaft

(Bild: Saab)

Von wegen kühler Schwede. Der Saab 9-3 SportCombi weckt schon im Stand Emotionen. „Fährt sich der wirklich so sportlich, wie er ausschaut?“ fragt es sich in meinem benzindurchströmten Herzen. Und weil der Testwagen die Topversion Aero ist, kommt vom Kopf sofort die Antwort: „Logisch!“

Der Kopf behält Recht und das Herz hat eine rechte Freude, und das schon beim Einsteigen. Die hellen, dunkel abgesetzten Ledersitze duften, vermitteln sportliches Upper-Class-Feeling und bereiten den Fahrerhintern schon auf ausgiebige Kurvenritte vor. Sportlich auch das Lederlenkrad mit den Aluapplikationen, auch wenn sich die Kante beim Fahren etwas unangenehm in die Hand drückt. 

Gut gesaabt
Saab ist anders als andere, und das ist gut so, wir brauchen Autos für Individualisten. Angenehme Saaberei: Auf Knopfdruck gehen am Armaturenbrett alle Lichter bis auf die Tachobeleuchtung aus (genial bei langen Autobahn-Nachtfahrten); die Ziffern der Tachoskala sind im Bereich ab 140 km/h kleiner und enger gesetzt.

Der Zündschlüssel steckt neben dem Fahrersitz in der Mittelkonsole und gibt dem 184 kW / 250 PS starken 2,8-Liter-V6-Aluminium-Turbomotor das Startsignal. Dass ich es während der ganzen Testzeit immer wieder schaffe, den Schlüssel dorthin zu bewegen, wo er bei den meisten anderen Autos steckt, zeigt nur, wie notwendig das Gehirn ein bisschen Abwechslung braucht. 

Elchlaute von sanft bis röhrend
Geradezu böse klingt der V6 und macht gleich deutlich: Hier rührt sich was, der Schwede will gefordert werden. Man merkt, dass Saab eine lange Turbotradition hat, kraftvoll schiebt er an, mit zurückhaltendem Brummen. Nur oben herum lässt er ein wenig den Elch röhren. Das Sentronic-6-Gang-Automatikgetriebe passt wie Köttbullar zu Ikea, wenn man (wie beim Testwagen) die Schaltwippen am Lenkrad mitordert. Dann kann man sich aussuchen, ob man am Volant oder am Schalthebel schaltet. Natürlich kann man das Wechseln der Gänge auch dem Automaten überlassen, aber der schaltet mir beim Gasgeben zu früh runter, was die zügige Fahrt etwas unruhig gestaltet. Außerdem kommt man nicht in den Genuss des kräftigen Schubes von unten. 

(W)Elch Freude!
Auch lange Strecken sind ein Vergnügen im 9-3 SportCombi Aero. Wenn er losgelassen wird, galoppiert der Elch, als wenn es kein Morgen gäbe: 7,8 Sekunden auf 100 (6,9 mit Schaltgetriebe) und 240 (245) km/h Höchstgeschwindigkeit sehen auf dem Papier sogar harmloser aus, als sie im echten Leben wirken. Und die Familie freut sich mit, denn das Fahrwerk mit dem ReAxs Hinterrad-Lenksystem gehört zu den komfortableren, dafür dürfte es für sportlich ambitionierte durchaus härter sein, damit Kurven noch ein paar Endorphine mehr sprudeln lassen.

Einziges Manko auf Fahrwerksseite: Bei flottem Gasfuß wird die Frontpartie ziemlich leicht, was die Fahrt vor allem auf unebenem Grund unruhig gestaltet. 

Für einen Lifestyle-Kombi ist der Kofferraum erstaunlich groß, wenn auch mit 419/1273 Litern nicht übermäßig, die umgeklappten Rücksitzlehnen formen eine ebene Ladefläche und im Kofferaumboden finden sich noch ein paar Extra-Fächer. Besonders praktisch ist das Abdeckrollo, das sich zum Beladen schräg nach oben schieben lässt, man muss es also nicht immer ganz öffnen. In dieser Ladestellung vergessen sollte man es aber nicht, sonst sieht man nicht mehr hinten raus.

Richtig aufregend ist das Heck gestaltet. Das Profil ist keilförmig und führt zu einer D-Säule, die die Form eines Eishockeyschlägers hat. Die Milchglas-Heckleuchten reichen bis knapp unters Dach und erstrahlen durch LEDs. 

Weitere Antriebsversionen:
Benziner: Zwei-Liter-Vierzylinder-Turbos bieten 110 kW / 150 PS, 129 kW / 175 PS oder 155 kW / 210 PS.

Common-Rail-Diesel: Zwei 1.9 TiD Motoren mit 88 kW / 120 PS (acht Ventile) und 110 kW / 150 PS (16 Ventile) mit direkter Mehrfach-Einspritzung, Turbolader mit variabler Geometrie (VNT) und wartungsfreiem Partikelfilter.

Preise ab 29.550,-- Euro, der Aero kostet mit Automatik ab 45.460,-- Euro

Fazit:
Der Saab SportCombi Aero ist ein Auto, das umso mehr Spaß macht, je länger man es fährt. Cooler Typ für eine lange, leidenschaftliche Verbindung.

Stephan Schätzl