Für junge Römer

smart fortwo Cabrio: Kleines Luftfahrzeug

Motor
14.01.2009 13:54
Ich gebe zu, ich habe smarts immer ein wenig belächelt. „Das ist doch kein Auto“ und so. Die halbautomatische Schaltung hat’s mir schon gar nicht angetan. Dann habe ich gesehen, dass Rom geradezu überschwemmt ist von smart fortwos – und bin neugierig geworden, italophil wie ich bin. Sollte der smart im Herzen ein italienisches Auto sein? Vielleicht auch noch in der Idealversion mit deutschen Qualitäten?
(Bild: kmm)

Um es kurz zu machen: Er ist. Einst hat der alte Fiat 500 die Bewohner der Ewigen Stadt mobilisiert, mit Faltdach und 13,5 PS. Ein Unfall war damals kein Vergnügen, von Sicherheit natürlich keine Spur. Heute entspricht der smart der Idee des Kleinstautos, ist dabei sogar noch 20 Zentimeter kürzer und spielt in Sachen Sicherheit einige Stückln: ABS, ESP, Bremsassistent, zwei oder (auf Wunsch) vier Airbags und drei NCAP-Sterne. Im Fall des Testwagens kommt eine flotte Motorisierung (1-Liter-Turbo) dazu. Außerdem als schlagendes Argument: ein eingebauter Parkplatz.

Nie mehr Parkplatz suchen
Tatsächlich habe ich mit dem smart noch nie einen Parkplatz gesucht, sondern immer gleich einen gefunden, wenn ich ihn gebraucht habe (auch wenn der Vorgänger 20 Zentimeter kürzer war und man jetzt nicht mehr quer in Parklücken stehen darf). Beim Fahren ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich gedanklich auf Motorradmodus umstelle, also an einer Schlange vor der Ampel vorbeifahren möchte. Zum Glück bin ich im zweiten Augenblick bisher noch immer draufgekommen, dass der smart zwar extrem kurz, aber nicht extrem schmal ist.

Wie ein Auto kommt er mir trotzdem nicht vor, er fühlt sich einfach nicht so an. Insofern hatte mein Vorurteil schon seine Berechtigung, verliert aber seinen negativen Beigeschmack. Natürlich kann man nicht das Fahrverhalten eines Vier-Meter-Autos erwarten, die kleinen Räder und der kurze Radstand (1,86 Meter) fordern ihren Tribut. Aber das ESP müht sich redlich und erfolgreich. Viel Komfort muss auch nicht sein, der smart ist kein Langstreckenauto, und daran, dass man über Holperschwellen langsam zu fahren hat, gewöhnt man sich schon aus Selbstschutz schnell.

Flott mit Kniekehlenschaltung
Auf kurzen Strecken macht er aber richtig Spaß. Der Testwagen mit 84 PS und nur 820 Kilogramm ist in 10,9 Sekunden auf 100 und überrascht damit den einen oder anderen Autofahrer an der Ampel. Wenn man ambitioniert unterwegs ist, sollte man allerdings nicht die Automatik aktivieren, weil die in dem Fall mit der Wahl der Schaltpunkte etwas überfordert ist. Dann also lieber per Hand die Kniekehlenschaltung betätigen (das Schalthebelchen liegt direkt neben der Kniekehle). An die leichte Verzögerung und das Nicken beim Schalten gewöhnt man sich im smart ganz gut (Was mich im Citroen C4 genervt hat, gehört hier irgendwie dazu. Nur Einparken bergauf oder bergab und wenn es sehr eng ist, ist etwas mühsam). Kehrt wieder Ruhe ein, genügt ein Knopfdruck am Hebel, und der smart schaltet automatisch, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Die Bremsen halten gut, allerdings ist das Pedalgefühl gewöhnungsbedürftig, es erinnert mich stark an mein erstes Auto, einen VW Käfer Baujahr 1971, wobei der smart natürlich ungleich stärker zupackt.

Zwischendurch ein Blick nach innen. Der Innenraum bietet erstaunlich viel Platz (ich bin 1,88 groß und sitze gut!), nur mein linkes Bein fühlt sich ein wenig beengt. Poppig ist er auch, wie man sich den smart eben vorstellt. Aufgesetzte Uhr und Drehzahlmesser, das Lenkrad (mit scharfen Plastikkanten) leider nicht verstellbar, kein Handschuhfach (Aufpreis), nur offene Ablagen, Klima auf Wunsch, die Bedienung nicht ganz ideal (etwa der Lautstärkeregler am Search- statt am Powerknopf des Radios, oder der versteckte Knopf für das Umschalten des Tacho-Displays und: kein Scheibenwischer-Tippkontakt!).

Dach auf!
Besonders lässig ist es, mit dem smart Cabrio durch die City zu düsen. Erst recht mit der kraftvollen MP3-Stereoanlage (kostet extra): Sound wie ein großer! Das Dach öffnet sich auf Knopfdruck sogar bei voller Fahrt (bis zu 145 km/h). Zuerst fährt das Faltdach nach hinten, dann klappt das ganze Verdeck hinten nach unten. Allerdings trägt es ziemlich auf, die Sicht nach hinten ist minimal. Um die Dachholme zu entfernen, muss man stehen bleiben, sie (ganz easy) ausbauen und im Kofferraumdeckel verstauen. Der öffnet sich wie bei einem Pickup, darüber ist in jedem Fall das Dach, wodurch man nicht einmal eine Kiste Mineralwasser im 220 Liter großen Kofferraum verstauen kann.

Cabriofeeling im Winter
Das Cabriofeeling ist konzeptbedingt etwas eingeschränkt, es bleiben die kleine Scheibe an den riesigen Türen und die B-Säule stehen. Dafür ist dieses kleine Luftfahrzeug auch für den Winterbetrieb geeignet, mit offenem Dach kann man bald mal fahren, jedenfalls wenn man den hinteren Teil mit der gläsernen und beheizten Heckscheibe zu lässt. Mit Heizung und Anorak lässt sich der Winter ganz gut kompensieren. Und bei geschlossenem Verdeck freut man sich, dass es gut gefüttert ist.

Apropos füttern: Sechseinhalb Liter sind im Mischbetrieb realistisch, in der Stadt werden es über sieben, vor allem wenn man sich angesichts der 84 PS eher als Pilot denn als Fahrer versteht (was ich nur zu gut verstehen kann). Im Fall des Testwagens muss man sich knapp 18.000 Euro vom Futter absparen. Dafür gäbe es sogar einen VW Golf. Aber weniger Auto ist manchmal mehr.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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