Spaß darf sein!

So Achtziger wie Tennissocken, aber cooler: Subaru BRZ

Motor
31.01.2013 19:10
Es war nicht alles gut in den Achtzigern. Tennissocken, Netzhemden, Schweißbänder; Rauchen war noch cool. Aber es gab auch Rubik's Cube, Falco, Nena, Knight Rider. Heckantrieb hieß noch Standardantrieb, Autofahren war noch Handarbeit ohne elektronische Assistenten in immer größer werdenden Schwergewichten. Und irgendwie männlich. Spaß beim Fahren war noch nicht verpönt. Schön, dass es so was jetzt wieder gibt: Hier ist der Subaru BRZ!
(Bild: kmm)

Gleich vorweggeschickt: Der Subaru BRZ hat einen eineiigen Zwillingsbruder namens Toyota GT86, die beiden werden direkt nach der Geburt auf der gemeinsamen Fertigungsstraße bei Subaru getrennt. Technisch sind sie also identisch, aber der Subaru ist der Exklusivere der beiden, weil es von ihm schlichtweg weniger gibt. Österreich bekam im Jahr 2012 nur 16 Stück zugeteilt.

Was schade ist, denn dieses herrliche Blau ist eines der wenigen Unterscheidungsmerkmale vom Toyota (der hat ein Rostbraunmetallic als Exklusivfarbe zusätzlich zur gemeinsamen Farbpalette).

Ja, darauf haben wir gewartet
Der Subaru BRZ ist der Blech gewordene Traum vieler Autoenthusiasten: Ein erschwingliches Coupé, mit rahmenlosen Seitenscheiben, Motor vorn, Antrieb hinten, Sperrdifferential, eine echte Handbremse, nur 1.239 kg Leergewicht, 53 Prozent davon vorne, 47 Prozent hinten und dazu ein tiefer Schwerpunkt, dank des flach bauenden Vierzylinder-Boxermotors. Und ein knackiges Sechsganggetriebe.

Hier ist nichts Show, und deshalb ist der BRZ auch nicht everybody's darling. Er ist laut, so bretthart, dass mir auf der Wiener Flughafenautobahn die Stimme beim Sprechen vibriert, und eng. Die Rücksitze haben so viel Sinn, wie sie in einem Achtzigerjahre-Coupé brauchen, das Frontsitzlehnen-Umklapp-Procedere macht sie vollends absurd. Schrullig ist das grün beleuchtete Radio, denn die Armaturen sind eigentlich orange beleuchtet. Der Blinker blinkt nicht automatisch dreimal. Die Reifen sind für heutige Verhältnisse echt schmal, vor 30 Jahren wären die 215er auf 17-Zoll-Felgen noch durchaus als Breitreifen durchgegangen.

Das ist alles okay, denn der BRZ ist kein vernünftiges Alltagsauto, mit dem man vordergründig die Nachbarn beeindruckt, sondern ausschließlich für den Spaß gebaut. Und dafür ist die Reifenbreite ideal, schließlich soll sich das Heck mindestens so locker machen wie der Fahrer und dementsprechend tanzen und driften. Breitere Reifen würden zu viel Haftung aufbringen, und um die zu überwinden, bräuchte es wiederum mehr Leistung, als der BRZ zu liefern in der Lage ist.

Drehzahl bestimmt die Leistung
Der Subaru BRZ ist ein Sportwagen in reiner Form, aber kein Supersportler. Will er auch gar nicht sein. Der 2-Liter-Vierzylinder-Direkteinspritzer darf ohne Turbo arbeiten, wie das früher üblich war, und leistet 200 PS. Wer aktuelle Turbodiesel gewohnt ist, wird sagen, der Motor ist zäh. Tatsächlich gehört es aber zum Konzept dieses Triebwerks, dass Drehzahl gefragt ist. Die Maximalleistung gibt's bei glatten 7.000 Touren, das für Turboverwöhnte recht geringe Drehmoment von 205 Nm liegt zwischen 6.400 und 6.600/min. an. Vorteil: Die Kraftentfaltung ist sprunglos linear. 7,6 s von 0 auf 100, 226 km/h maximal. Was viel wichtiger ist: Das ESP ist abschaltbar. Komplett. Jawoll.

Hier gibt's so wenig Show, dass nicht mal die Hupe gut klingt, und auch der Auspuffsound könnte mehr hermachen. Die Show ist Aufgabe des Fahrers, der sich dabei auf öffentlichen Straßen aber nicht erwischen lassen sollte, denn Driften ist da verboten.

Auf der Straße liegt der BRZ sportlich-unkomfortabel, Feedback von der Fahrbahn kommt mehr, als manchem lieb ist, die Lenkung ist direkt bis nervös. Und dennoch ist Komfort serienmäßig: schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Zweizonenklimaautomatik, Bi-Xenon, elektrische Fensterheber, Türablagen mit Platz für große PET-Flaschen, USB-Anschluss, Tempomat, sieben Airbags inkl. Knieairbag für das sichere Gefühl oder beheizbare Außenspiegel – nur die eigentlich echt notwendigen Parksensoren sind nicht zu haben.

Unterm Strich
Der Subaru BRZ ist ein absolut ehrliches Auto – bis hin zum Verbrauch. 8,3 Liter waren es auf der Verbrauchsstrecke, das ist gerade mal ein halber Liter mehr als die Normverbrauchsangabe. Klar braucht man mehr, wenn man die Drehzahlen ausreizt, aber so nah ist bei normaler Fahrweise selten mal ein Testwagen am Datenblattverbrauch.

Und das alles um nicht einmal 34.000 Euro. Zeitreisegefühl: unbezahlbar. Allerdings: Wer den BRZ als Alltagsauto fahren will, muss jung sein, oder leidensfähig. Als Spaßmobil ist er aber das, worauf die Welt gewartet hat. Fast seit den Achtzigern.

Warum?

  • Einzigartig direkter Fahrspaß
  • Sehr ehrliches Auto ohne Show
  • Ziemlich kompromisslos

Warum nicht?

  • Ziemlich kompromisslos

Oder vielleicht …

… Toyota GT86.

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(Bild: kmm)



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