Kleiner Pionier

Toyota Yaris: Der erste Kleinwagen mit Voll-Hybrid

Motor
06.06.2012 15:38
Wer hat's erfunden? Im Falle des Hybridantriebs sind es nicht die Schweizer. Nein, auch nicht Toyota. Trotzdem ist der größte Autohersteller der Welt unbestritten der Vorreiter dieser Technologie. Am 16. Juni bringen die Japaner nun den ersten Vollhybrid im Kleinwagensegment auf den Markt: den Yaris Hybrid.
(Bild: kmm)

Nach Prius, Prius+, Prius Plug-in und Auris ist er bereits die fünfte Modellreihe mit zwei Herzen. Im B-Segment tritt er vor allem gegen die Dieselmotorisierungen an, weil er günstigeren Verbrauch anbietet, aber trotzdem in der Anschaffung weniger kostet. Dazu kommt, dass er bei zurückhaltender Fahrweise extrem leise unterwegs ist, das fehlende Dieselnageln ist durchaus ein Argument.

Toyota ist das Kunststück gelungen, zwei Motoren und den dicken Batteriepack (0,9 kWh) auf 3,90 Meter Kürze unterzubringen. Dem überarbeiteten 1,5-Liter-Benziner (74 PS, 111 Nm bei 3.600 bis 4.400/min) steht nun ein deutlich leichterer und kompakterer Elektromotor (45 kW/60 PS, 169 Nm) als im Auris Hybrid zur Seite. Mit Inverter und Batterie ist der 20 Prozent leichter - und trotzdem kommen die beiden auf eine Systemleistung von 100 PS. Toyota hat auch die Nickel-Metallhydrid-Batterie um 11 Kilogramm leichter gemacht. Dadurch, dass der Akku jetzt unter die Rücksitzbank passt, entsprechen Gepäckraumvolumen (286 bis 786 Liter) und Variabilität dem normalen Yaris. Insgesamt wiegt der Yaris Hybrid 130 kg mehr als der 1,0-Liter-Benziner, aber nur 30 kg mehr als der Diesel-Kollege mit 1,4 Liter Hubraum.

Mit Gelassenheit besser unterwegs
Der stufenlose Antrieb ist natürlich kein Agilitätswunder, doch er bringt den Yaris in 11,8 Sekunden auf 100 Stundenkilometer, 165 km/h sind maximal drin. Wichtiger sind aber die vier Sekunden, die der Hybrid von Null auf 50 km/h braucht. Stadtverkehr macht also im kleinen Toyota durchaus Freude - und das geräuschlose Elektrorollen fasziniert auch im Miniformat. Die versprochenen 3,5 Liter Super im Drittelmix sind natürlich auch super (79 Gramm CO2 pro Kilometer!) - 3,1 im Stadtverkehr dank Elektro-Antrieb ist derzeit unschlagbar. Dadurch beträgt die NoVA nur 1 Prozent, und mit CO2-Bonus (600 Euro) fällt sie unterm Strich nicht ins Gewicht.

Auf ersten Testfahrten in Amsterdam war vom Erreichen dieser Werte aber keine Rede. Mit etwas über vier Liter Verbrauch sollte der Fahrer schon rechnen – selbst wenn er sein Temperament zügelt. Bis zu zwei Kilometer kann der Yaris Hybrid rein elektrisch zurücklegen; wird dazwischen immer wieder Bremsenergie zurückgewonnen, entsprechend mehr.

Faktisch ist der Yaris aber auch kein Sportwagen, sondern ein Cityflitzer, und für die Stadt ist er ja auch konzipiert. Im Stadtverkehr erleichtert die sehr leichtgängige Lenkung das Einparken, der Wendekreis ist mit zehn Metern angenehm gering, die straffe Fahrwerksabstimmung hält gut die Balance zwischen Komfort und Fahrbahnkontakt. Auch außerhalb der Stadt muss sich das Fahrwerk nichts nachsagen lassen, auch schnelle Kurven bringen es nicht aus der Ruhe, wobei sich hier auch der durch die Platzierung der Akkus niedrige Schwerpunkt auswirken dürfte.

Starke Ausstattung
Im Vergleich zu seinem Vorgänger - den es noch nicht als Hybrid gab - hat der neue Yaris ein Lob verdient: Den Innenraum haben die Japaner konsequent und erfolgreich weiterentwickelt, auch wenn für die Auswahl des Plastiks keine Schönheitspreise rausspringen werden. Auf den Rücksitzen können sich jetzt selbst größer Gewachsene für die Fahrt ins Kino oder zum Abendessen leidlich angenehm niederlassen. Die früher längs verschiebbare Fondbank gibt es allerdings nicht mehr – was manch bisheriger Yaris-Fahrer bedauern mag. Es hat wohl auch mit dem Hybrid-Akku zu tun.

Bereits in der Basisversion des stets fünftürigen Hybriden um 17.580 Euro sind Zweizonen-Klimaautomatik, höhenverstellbarer Fahrersitz, elektrische Außenspiegel, fernbediente Zentralverriegelung, Fensterheber vorn, höhen- und längsverstellbares Lenkrad, Berganfahrassistent und die komplette Sicherheitsausstattung mit ESP (VSC bei Toyota), ABS und sieben Airbags enthalten.

Besonders hochwertig wirkt die perlmuttgänzende Sonderlackierung "Pearl White" (Foto), die zum Aufpreis von 575 Euro exklusiv für den Hybrid angeboten wird. Dafür wurde am französischen Fertigungsstandort eigens ein neuer Produktionsprozess eingeführt. Ebenfalls nur der benzinelektrische Yaris trägt einen mächtigen Kühlergrill, der nach unten breiter wird und im Rückspiegel durchaus aufträgt. Das angedeutete Überholprestige kann der kleine Sparer – wie bereits angedeutet - aber nicht rechtfertigen.

Mitte ist mal gut, mal unerwünscht
Nicht vermissen dürften Interessenten den Mitteltacho des Vorgängers. Rechts von den konventionellen Instrumenten vor dem Fahrer sitzt nun das sehr empfehlenswerte Multimedia-System mit 6,1-Zoll-Touchscreen (auch wenn nicht ganz einleuchtet, warum es näher am Beifahrer als beim Fahrer platziert ist). Es ist leicht bedienbar, integriert Radio, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Rückfahrkamera und für 550 Euro extra auch ein Navi. Ab der Version Active (18.780 Euro) ist es serienmäßig. Da wird der Wohnraum auch bereits durch Lederbezüge für Lenkrad und Schalthebel aufgewertet, der Gepäckraumboden ist zweifach höhenverstellbar, die Rückleuchten haben LED-Technik, die Zentralverriegelung eine Funkfernbedienung. Das ist die goldene Mitte, die eine Empfehlung wert ist und voraussichtlich von den meisten Kunden bestellt werden wird. Darüber gibt es dann noch die Version "Lounge um 19.740 Euro mit Alu, Keyless Go usw.

Fazit:
Der Toyota Yaris Hybrid ist sicher kein Auto für jeden, der einen Kleinwagen sucht. Wer aber auf den Verbrauch schaut, keine Lust auf Diesel hat, nicht schalten will und sich auch nicht am stufenlosen Automatikgetriebe mit dem typisch aufheulenden Motor und der ungewöhnlichen Geräuschcharakteristik stört, der bekommt hier einen Cityflitzer, mit dem er wirklich gut leben kann. Wirklich angenehm ist die Ruhe, wenn der Yaris elektrisch oder elektrisch unterstützt angetrieben wird. Und wer noch eine Entscheidungshilfe braucht: Eine Start-Stopp-Automatik kann bisweilen nerven – in einem Vollhybrid ist das kein Thema: Wenn der Verbrennungsmotor einsetzt, kriegt man das nicht mal wirklich mit.

Übrigens: Das Patent auf den Hybrid-Antrieb hat nicht Toyota, sondern seit 1994 der russische Ingenieur Dr. Alexaner Severinsky, der von Toyota dafür eine Menge Geld bekommen hat. Dabei gab es das erste Hybridauto schon im Jahr 1900: den Lohner-Porsche Semper Vivus. Erfunden wurde der Hybrid also eigentlich von Ludwig Lohner und Ferdinand Porsche.

Warum?

  • Man ist auch im Alltag sparsam unterwegs.
  • Gelungene Optik, vor allem in Pearl White.

Warum nicht?

  • Die stufenlose Automatik ist nicht jedermanns Sache.

Oder vielleicht …

… einen anderen der Mengen an Kleinwagen – als Hybrid ist der Yaris im B-Segment konkurrenzlos.

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(Bild: kmm)



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