Hammer und sicher

Volvo XC60: Möbel-Haus mit Kompressor und Turbo

Motor
05.06.2017 14:27

Alter Schwede! Der aktuelle XC60 verkauft sich nach acht Jahren Laufzeit noch immer wie am ersten Tag, war 2016 Europas und auch Österreichs meistverkauftes Kompakt-SUV in der Premium-Liga. Trotzdem muss er Ende Juli weichen: dem neuen XC60. Kaum größer, kaum leichter, trotzdem kann er alles viel besser.

(Bild: kmm)

Eine kleine schwedische Flagge, in die Aluschiene unterhalb der Lüftungsdüse geprägt. Ein nettes Detail. Aber es wäre nicht das Völkchen aus dem Ikea-Land, wäre es nicht auch praktisch: Diese Metallschiene hält nämlich das geschwungene Holzpanel, das sich vom Lenkrad weg über den Armaturenträger des neues XC60 bis zur Türe schwingt. Und weil sich Holz als natürliches Material immer etwas bewegt, ist die kleine Flagge in Wahrheit eine Dehnfuge. Das nennt man Detail-Verliebtheit…

Das Cockpit des XC60 erinnert sonst stark an den großen Bruder XC90. Außer dass der Startknopf neben dem Ganghebel nun zum Aus- und Anschalten nur noch nach rechts gedreht zu werden braucht. Ist wohl einfacher als in zwei Richtungen zu drehen. Schlichte Eleganz ist in diesem schwedischen Wohnzimmer grundsätzlich erwünscht, so herrscht auch bei Knöpfen noble Zurückhaltung. Sogar in der geräumigen zweiten Sitzreihe wird mittels Touchscreen die Klimazone geregelt. Vorne verschwanden die meisten Funktionen wie Klimasteuerung ebenso kurzerhand in den 9-Zoll-Touchscreen im Hochformat. Die Logik mit "Home"-Taste gleicht einem Tablet, dazu passend gibt´s natürlich die Anbindung an Apple CarPlay und AndroidAuto. Und nach einer kurzen Eingewöhnung hat man den Dreh raus.

Ein Wischer zur Seite, schon ist man in einem Menü, in dem man die die meisten Assistenten aus- oder anknipsen kann. Da haben die Sicherheit liebenden Schweden natürlich alles hineingeräumt, was möglich ist. Wo der Aktuelle bisher nur warnte, greift Neue der jetzt aktiv ein: Um Kollisionen zu vermeiden, die durch Gegenverkehr, Hindernisse in der eigenen Spur oder aus dem toten Winkel kommend verursacht werden könnten, unterstützt der XC60 das Lenken. So hält der "Pilot Assist" nun bis Tempo 130 die Linie, in Verbindung mit dem adaptiven Tempomaten ein feiner Zug.

Würde das System nicht das allgemeine Lenkgefühl künstlich machen. Sowohl im schaukeligen Comfort- als auch im strafferen Dynamik-Modus. Knipst man die Unterstützung aus, fährt sich der XC60 gleich deutlich direkter. Zugegeben, richtig sportlich will die Lenkung deshalb trotzdem nicht werden. Aber das war offenbar auch nie der Plan. Der Volvo hat zwar eine Integralachse und Luftfederung, die Abstimmung legt aber stets ihr Augenmerk auf Komfort. Wohl eine kluge Wahl, mit 1814 kg (der Vorgänger hat nur um 8 kg mehr) ist das 4,68-m-SUV ein schwerer Brocken, keine Sportskanone. Sicherheit geht vor, weiß man von den Schweden.

Und setzen ihre Konsequenz bei den Motoren fort: Fünf- und Sechszylinder flogen raus, wie der Rest der Volvo-Familie kommt auch der XC60 ausschließlich mit aufgeladenen Zweiliter-Vierzylindern aus. Ab Herbst bildet ein Diesel namens D3 mit 150 PS, Handschalter und Frontantrieb (Allrad ist Option) die Basis. Zum Start im Juli wird aber erst einmal dick aufgetragen: Allrad ist immer Serie, der Diesel kommt mit 190 (D4, als Handschalter oder Automatik) oder 235 PS (D5), der Benziner mit 254 (T5, mit Turbo) oder 320 PS (T6, mit Kompressor und Turbo). Beim Erstkontakt fuhren wir die jeweils stärksten Motoren, die mit dem 1,8-Tonner nie überfordert wirken, von der serienmäßigen Achtgang-Automatik - ohne Schaltwippen am Lenkrad und "Segelmodus" - ruckfrei verwaltet.

Wobei sich zum T6 gleich zur Markteinführung eine Alternative anbietet: Im T8 gibt’s die 320-Benzin-PS auch mit einem 87 PS starken E-Motor zu 407 PS und 640 Nm Drehmoment Systemleistung kombiniert. Die elektrische Reichweite wird mit 45 km angegeben, und weil bei dem Plug-in-Hybrid keine NoVA fällig wird, ist er "nur" 5900 Euro teurer.

Apropos Geld: Bei 48.304 Euro geht´s derzeit mit dem 190-PS-Diesel los, das liegt auf Augenhöhe mit BMW X3 und Audi Q5; Mercedes GLC und Jaguar F-Pace rangieren etwas darüber. Dafür bekommt man ein fein eingerichtetes schwedisches Möbel-Haus mit nicht ganz so üppigen 505 Litern Lagerraum - bisher waren’s 495 Liter Kofferraumvolumen - im Heck, während Thors Hammer aus den Scheinwerfern der bulligen Front strahlt. Hammer und sicher...

Warum?

  • Fein verarbeitetes Kompakt-SUV mit hohem Komfort
  • Obwohl Bestseller in seiner Klasse noch immer abseits des Mainstream

Warum nicht?

  • Nichts für Fünf- und Sechszylinder-Nostalgiker und Kurvenjäger

Oder vielleicht ...

… Mercedes GLC, Audi Q5, BMW X3, Jaguar F-Pace

Stefan Burgstaller

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(Bild: kmm)



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