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Volvo XC90: Thors Hammer schlägt voll zu

Motor
27.05.2015 20:45
Die Chinesen haben bei uns in Sachen Automobilbau nicht gerade den besten Ruf. Und doch sind so etwas wie Heilsbringer unter ihnen: Autohersteller Geely hat 2010 Volvo übernommen - nun kommt mit dem Volvo XC90 das erste Fahrzeug der neuen Ära auf den Markt. Erste Testfahrten vor Marktstart zeigen: Der XC90 ist nicht nur der beste Volvo seit sehr langer Zeit, sondern überhaupt ein bestechend gutes Fahrzeug.
(Bild: kmm)

Optisch ist der asiatische Schwede ein absoluter Herzensbrecher. In seinen Augen schlägt Thors Hammer, die Linien sind fließend und elegant wie selten zuvor und trotz 4,95 Meter Länge und 1,78 Meter Höhe wirkt der Volvo XC90 geradezu drahtig.

First-Class-Ambienteund Konzertsaalatmosphäre
Schlank und reduziert geht es auch im Innenraum zu, aber nur, was die Bedienung betrifft. Gerade mal acht Knöpfe gibt es noch, alles andere wird über den senkrecht stehenden, iPad-ähnlichen Touchscreen gesteuert. Genau gesagt ist es ein Fast-Touchscreen, denn da die Berührungen per Infrarot erkannt werden, würde es schon reichen, wenn der Finger nur bis knapp über die Oberfläche geführt wird. Aber das nur am Rande, jedenfalls funktioniert das Ganze technisch perfekt und von der Programmierung her sehr intuitiv.

Andererseits geht es in verschiedenerlei Hinsicht opulent zu: Die Materialien in meinen beiden Testwagen waren höchst edel. Leder, Holz, Metall, angenehme Kunststoffe, das ist schon fast ein Fünf-Elemente-Innenraum. Ein augenschmeichelnder Ruhepol, der sogar genug Ablagemöglichkeiten für die Dinge des Alltags bietet. Auch das Platzangebot insgesamt ist hervorragend und macht den Volvo XC90 zum Familienvan, nicht zuletzt weil er optional als Siebensitzer bestellt werden kann. Der Gepäckraum fasst zwischen rund 700 Liter und knapp 1,9 Kubikmeter und öffnet sich per Kick unters Heck. Die Sitze sind höchst bequem (Massagefunktion optional), Bein- und sonstige Freiheit auf den Rücksitzen laden zu langen Reisen ein. Etwas Platz wurde aber verschenkt, weil die Armablage in den hinteren Türen etwas zu hoch angesetzt ist.

Ein praktisches Detail: Auf Tastentipp am Display lässt sich mit der elektrischen Sitzverstellung des Fahrersitzes der Beifahrersitz einstellen.

Ein beeindruckendes Detail: Die Zwölfkanal-Soundanlage von Bowers & Wilkins mit 19 Lautsprechern und 1.400 Watt kann den Sound des Göteborger Konzertsaales imitieren. Das hat was.

Ausschließlich Vierzylinder-Motoren
Es passt gut, dass die neue Plattform, auf der der XC90 aufbaut, "SPA" heißt, auch wenn der Name eigentlich nichts mit einer Thermen-Wohlfühllandschaft zu tun hat, sondern "Skalierbare Produkt-Architektur" heißt. Das ist die Basis für alle künftigen Volvos, die übrigens noch eine weitere Gemeinsamkeit haben werden: ausschließlich Vierzylinder. Das ist vielleicht der einzige Punkt, wo man beim XC90 Abstriche beim Premium-Anspruch machen muss.

Wobei - nichts gegen die beiden Zweiliter-Motoren, mit denen ich unterwegs war. Vor allem der D5 genannte Diesel mit seinen 225 PS ist ein absolut empfehlenswertes Triebwerk, weil er mit 470 Nm ab 1.750/min. souverän anschiebt und sich akustisch vorbildlich zurückhält und nie stört. 7,8 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h soll er schaffen, ich bin geneigt, das zu glauben.

Nominell deutlich stärker ist der T6, also der 320 PS starke Benziner, der ab 2.200/min. immerhin 400 Nm bietet. Diese Werte unterstreicht er mit einem Sprintwert von nur 6,5 Sekunden, gefühlsmäßig wirkt der Diesel aber souveräner und keineswegs träger. Beim T6 neigt der Motor zur Überanstrengung und nervt mit seinem Geräusch. Dem Wunsch nach flottem Gleiten setzt die Achtgangautomatik ein nervöses Herunterschalten entgegen. Das aus japanischer Produktion stammende Getriebe wirkt beim Diesel geschmeidiger, kommt aber an die ZF-Achtgangautomatik bei Konkurrent BMW nicht heran.

Weitere Motorvarianten: D4, der Diesel mit 190 PS (einziger Fronttriebler), T5, der Benziner mit 254 PS sowie ab Herbst der Plug-in-Hybrid T8 mit dem starken Benziner sowie zusätzlich einem 87-PS-Elektromotor.

Erstklassiges Fahrwerk
Ganz auf der Höhe der Münchner fährt hingegen das Fahrwerk mit Doppelquerlenker vorn und Integralachse hinten. Die optionale Luftfederung bietet eine hervorragende Mischung aus Komfort und dynamischer Präzision. Auch die Lenkung überzeugt auf der ganzen Linie (bzw. auf allen gefahrenen Linien) und vermittelt gut zwischen Fahrer und Straße. Die Lenkkräfte sind einstellbar, was aber nicht notwendig ist. Die Standardeinstellung funktioniert bestens, auf "Sport" kommt nur ein synthetisch wirkender Widerstand dazu, der das Steuer verstärkt in der Mittenposition hält.

Serienmäßig hat der XC90 hinten anstelle der traditionellen Spiralfedern eine besonders leichte Querblattfeder aus Verbundwerkstoff.

Der sicherste Volvo aller Zeiten
Volvo will sich das Image vom Sicherheits-Vorreiter zurückholen und hat die "Vision 2020" ausgerufen, d.h. ab dem Jahr 2020 soll niemand mehr durch einen neuen Volvo getötet oder schwer verletzt werden. Der XC90 kommt diesem Ziel ein Stück näher: Zusätzlich zum serienmäßigen Selbstbremsassistenten (und vielen weiteren, optionalen Systemen) hat der neue Volvo einen ebenfalls serienmäßigen Kreuzungsassistenten, der beim Abbiegen eventuellen Gegenverkehr erkennt und bremst. Außerdem hat er eine "Run off Road"-Protection, die erkennt, wenn man von der Straße abgekommen ist und blitzschnell die vorderen Sitzgurte strafft.

Zum Start bieten die Schweden den Volvo XC90 in zwei Versionen an: als D5 für 58.450 Euro sowie als T6 um 67.950 Euro, beide allradgetrieben. Die anderen Motorisierungen folgen im Herbst.

Thors Hammer ist übrigens erst in der obersten Ausstattungslinie serienmäßig dabei: Er liegt als Tagfahrlicht in den LED-Scheinwerfern. Aber auch ohne ist der Volvo XC90 ein echter Hammer. Und absolut premium.

Warum?

Endlich eine Alternative auf Augenhöhe zu den etablierten Premium-Konkurrenten aus Bayern und Schwaben

Warum nicht?

Nur Vierzylindermotoren erhältlich

Oder vielleicht …

… Audi Q7, BMW X5, Mercedes ML, GL, auch bei Land Rover kann man fündig werden

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(Bild: kmm)



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