Nackt und heiß

Yamaha XJR1300: Letztes Big Bike mit Luftkühlung

Motor
14.01.2009 13:28
Es ist nicht weniger als die Neuauflage eines Urgesteins, um die es hier geht. Ein massives noch dazu. Fast schon ein Dinosaurier, denn die Yamaha XJR1300 ist das letzte große Naked Bike mit Luftkühlung, muskulös, stark – und alles andere als zurückgeblieben. Sie schiebt mit Nachdruck an und hüllt den Fahrer geradezu in eine Hülle aus Kraft.
(Bild: kmm)

Diese Kraft spürt man im ganzen Körper, bei jeder Drehzahl, bei jedem Tempo. 98 PS klingt noch relativ unspektakulär, das hat eine FZ-6N S2 auch, aber das Drehmoment ist mit 108,4 Nm fast doppelt so hoch! Es ist ein Genuss, hier aus dem Vollen zu schöpfen. Der Sound geht durch und durch, der 1251 ccm große Vierzylinder harmoniert nicht nur mit dem Fahrer, sondern auch mit der 4-in-2-in-1 Auspuffanlage. Das überschäumende Drehmoment ist bestens im Zaum zu halten, wobei die vorzüglich zu dosierende hydraulische Kupplung sehr hilfreich ist.

Wie ein 7-Liter-V8-Mustang
Dieses Bike hat etwas von einem alten Ford Mustang, das kommt einerseits von der Lackierung mit den fetten weißen Streifen, andererseits vom fetten Auftreten und der ebensolchen Kraft. Zwar hatte etwa der 68er Mustang bis zu 335 PS und einen 7-Liter-V8, dafür lag er sicher nicht so gut wie die XJR mit ihren feinen Öhlins-Federbeinen. 

Trotz ihres nicht gerade rachitischen Gewichts von 222 Kilogramm trocken ist die XJR erstaunlich handlich. Ist die Masse mal in Bewegung, sind weder schnelle Kurven noch Hakenschlagen oder enges Gekurve ein Problem. Dabei lässt sie sich so harmonisch bewegen, dass man sich schon fast mit ihr verschmolzen fühlt. 

Letzteres kann aber auch im Wortsinn passieren. Die beiden Hitzebleche, die des Fahrers Knie vom Motor fern halten sollen, sind etwas schmal geraten. Es empfiehlt sich, nicht ohne belederte Beine aufzusteigen, wenn die Knie nicht mit den martialischen Kühlrippen des Motorblockes verschmelzen sollen. Obwohl das Bike eigentlich recht symmetrisch wirkt und ich Selbiges auch von mir angenommen habe, ist es bei mir vor allem das linke Knie, das in Gefahr ist. 

In Sachen Bedienung ist die XJR natürlich Retro, der Tacho ist analog und dadurch nicht sehr exakt abzulesen, aber früher ist man ja auch ohne Digitaltacho ausgekommen. Viel lästiger ist die extrem ungenaue Tankanzeige. Wenn die Maschine auf dem Seitenständer steht, zeigt sie schon bei halb vollem Tank gähnende Leere an. Und selbst als während der Fahrt schon seit Ewigkeiten ein leerer tank angezeigt wurde, habe ich nur 16 Liter reingebracht – obwohl angeblich insgesamt 21 Liter reinpassen sollten. Wie Fremdkörper wirken die LED-Heckleuchten, hier wären normale Lamperl irgendwie echter. 

Die XJR1300 ist ein Big Bike, das einem schnell ans Herz wächst. Schnörkellos, echt, ehrlich (abgesehen von der Tankanzeige), handlich, leicht zu fahren und sogar bequem. Mit 11.495 Euro ist sie nur 2.500 Euro teurer als etwa eine FZ-6 – und wer weiß, wie lang dieser Saurier noch gebaut wird! 

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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