Fast 40 Jahre lang:

Im Dienste der Gerechtigkeit

Burgenland
01.08.2017 10:15

Fast vier Jahrzehnte lang sprach Wolfgang Rauter am Landesgericht Eisenstadt Recht. Damit war der Großhöfleiner der dienstälteste Richter des Burgenlandes. Zusätzlich engagierte sich der Jurist auch in der Politik - zunächst bei der FP, später gründete er die Liste Burgenland. Unter Standing Ovations seiner Kollegen verabschiedete sich der 63-Jährige nun in die Pension.

Rund 7000 Urteile fällte Rauter in seiner Laufbahn als Strafrichter - doch dass er überhaupt Jurist wurde, war Zufall. "Mein Vater war Arzt", erzählt der im Iran geborene Burgenländer. "Aber ich kann keine Spritzen sehen. Daher war klar, Mediziner werde ich keiner", sagt er schmunzelnd. Zum Jurastudium kam der damals 19-Jährige durch einen Tipp: "Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ein Freund von mir hatte dieses Fach gewählt, daher schrieb ich mich ein. Nebenbei studierte ich noch etwas Psychologie." Das war 1973.

Kurz vor Ende seiner Ausbildung erhielt Rauter eine Jobzusage bei einem Notar. "Richter zu werden war gar nicht mein Plan. Doch während des Gerichtsjahres erlebte ich, wie ein Vorsitzender in der Verhandlung einem intervenierenden hohen Politiker unverblümt die Meinung sagte und ihn abblitzen ließ. Das hat mich tief beeindruckt, und mein Berufswunsch stand fest."

1981 trat Rauter seinen Dienst als Richter an und war als Berufsanfänger 1985 maßgeblich an der Aufklärung des Weinskandals im Burgenland beteiligt: "Monatelang fuhr ich durchs Land, führte Hausdurchsuchungen durch, sammelte Beweise und verhängte die U-Haft über Verdächtige." Diese Zeit sei lehrreich gewesen. Sein Credo seither: "Zügig und gründlich arbeiten, denn jeder Angeklagte hat das Recht auf einen raschen Prozess. Und nach bestem Wissen und Gewissen urteilen." Das brachte Rauter durchaus auch den Respekt vieler Täter ein.

Manchmal verzweifelte der Jurist aber an den Rahmenbedingungen und an so manchem weltfremdem Kollegen. So verurteilte Rauter beispielsweise einen brutalen Kinderschänder, der die eigene Tochter ab dem zweiten Lebensjahr immer wieder vergewaltigt hatte, zu 13,5 Jahren Haft. Doch die nächste Instanz reduzierte das Urteil auf achteinhalb Jahre. "Unverständlich", so sein Kommentar.

Dennoch sei dieser Beruf für ihn "der schönste der Welt" gewesen, schwärmt der Burgenländer. Und auch Karl Mitterhöfer, Präsident des Landesgerichtes Eisenstadt, streut seinem Mitarbeiter Rosen: "Kollege Rauter hat tadellos gearbeitet und hinterlässt eine Lücke." Der Pensionär selbst will nun viel Zeit mit seiner Familie verbringen und eventuell ein Buch schreiben.

P. Huber, Kronen Zeitung

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