Surfen auf der Piste

Alpen-WLAN: Spezialtechnik für eine extreme Umwelt

Elektronik
12.02.2017 09:00

Der Skifahrer von heute ist anspruchsvoll, fordert selbst in höchsten Lagen Zugang zum Internet. Ein Wunsch, den Skigebiete unter Zuhilfenahme extremer WLAN-Technik erfüllen. Wir haben beim deutschen Netzwerkspezialisten LANCOM nachgefragt, worauf es bei hochalpiner WLAN-Technik ankommt und was für Herausforderungen die Vernetzung ganzer Skigebiete mitbringt.

Zweistellige Minusgrade, dann wieder Nässe, dann meterhoher Neuschnee: Würde man im Hochgebirge einen konventionellen WLAN-Router aufstellen, wäre er wohl binnen weniger Stunden Geschichte. Verwöhnte Skifahrer, die ihre Heldentaten auf der Piste sofort in die sozialen Netze schicken wollen, hätten dafür aber kein Verständnis.

Abgehärtete Technik für extreme Lagen
Die Lösung: Skigebiete setzen bei der Vernetzung ihrer Pisten auf speziell angepasste Technik, die selbst den extremsten Wetterbedingungen trotzt. Jens Nüsse vom deutschen Netzwerkspezialisten LANCOM hat uns die Technik erklärt.

"Die Hardware muss sehr hohe Temperaturunterschiede aushalten sowie gegen Spritzwasser, Eis oder Staub geschützt sein. Verwendung im alpinen Bereich finden daher nur besonders robuste Outdoor WLAN Access Points in speziellen Schutzgehäusen", weiß Nüsse.

Die Schutzgehäuse werden mit Spezialmaterialien wie GoreTex-Membranen geschützt. So abgehärtete Technik hält Temperaturen von -33 bis 70 Grad Celsius aus. Und das ist auch notwendig: Am Gletscher können die Temperaturen an einem Tag vom zweistelligen Minus- in den zweistelligen Plusbereich wandern.

Das Terrain macht es Technikern schwer
Die Bedingungen in den Alpen haben auch Auswirkungen auf die Platzierung der Netzwerktechnik. Halterungen und Kabelführungen müssen Wind und Wetter trotzen, überdies muss für eine stabile Verbindung zur DSL- oder Glasfaserleitung gesorgt werden. Weil naturgemäß nicht jede Berghütte mit solchen Leitungen ausgestattet ist, arbeiten die Netzwerkausrüster im Hochgebirge mit speziellen Richtantennen, die bei Bedarf mehrere Kilometer überbrücken können. Der Haken dabei: Es muss eine Sichtverbindung bestehen, die durch Bäume oder Felsen beeinträchtigt werden kann.

Das macht die Installation von WLAN am Berg vor allem für die Techniker zu einer heiklen Sache: Gefrorene Böden und felsiger Grund bieten wenig Halt, weshalb man die Komponenten oft direkt an Liftmasten anbringt - idealerweise bereits vor dem Winter. Besuche auf der Piste bleiben den Technikern trotzdem nicht erspart. Mit zunehmendem Schneefall verändert sich nämlich das Reflexionsverhalten der Hänge, was erst beim Nachjustieren ausgeglichen wird.

Hilfe erhalten die Techniker - hierzulande ist die Firma LOOP21 aus Wien einer der Pioniere bei Hochgebirgs-WLAN - von Drohnen. Sie erkunden mit Sensoren und Mess-Hardware das zu vernetzende Gebiet und liefern die benötigten Infos. "Der Techniker kann so blitzschnell die Gegebenheiten vor Ort auslesen und die passende Installation sowie optimale Signalabdeckung der WLAN-Komponenten anpassen", erklärt Nüsse.

Mehr Infos und mehr Unterhaltung auf der Piste
All dieser Aufwand wird freilich nicht nur für die Skifahrer betrieben. Klar schätzen Touristen die Möglichkeit, unter Umgehung hoher Roaminggebühren per VoIP-App mit ihren Liebsten zu telefonieren oder Schnappschüsse in soziale Netze hochzuladen.

Eine vernetzte Piste hat aber auch Vorteile für die Betreiber: Sie können dem Besucher über eine Landingpage Infos wie den Pistenplan oder Notrufnummern mitteilen oder die Werbetrommel für die touristischen Angebote der Region rühren.

"Ein besonderes Angebot für seine Gäste hält hier zum Beispiel das Skigebiet Schmitten in Zell am See bereit. Betritt der Gast die Gondel, kann er - nachdem er sich mit dem kostenfreien WLAN-Netzwerk verbunden hat - ohne Installation einer speziellen App auf eine Entertainment-Plattform zugreifen und im Netz surfen, Bilder auf Instagram hochladen oder sogar auf eine Jukebox mit mehr als 100 Musiktiteln zugreifen und diese während der Fahrt über ein in den Gondeln integriertes Multimedia Soundsystem abspielen", weiß LANCOM-Experte Nüsse.

Betreiber können Skigebiete besser lenken
Praktisch ist WLAN am Berg freilich auch für die Pistenbetreiber. "Zum einen ist es mit der Drahtlostechnik möglich, nicht nur ein reines Gäste-WLAN aufzuspannen, sondern daneben auch alle möglichen anderen Kommunikations- und Entertainment- oder gar Notfallsysteme zu steuern. Ein Beispiel hierfür ist die hochmoderne 3S Penkenbahn in Mayrhofen in Tirol", so Nüsse. Ein anderer Aspekt ist aber auch das Messen und Leiten von Besucherströmen.

Nüsse: "Durch eine ausgedehnte Analyse des Besucherstroms über eine bestimmte Zeit ermöglich es diese neue Technik den Skiliftbetreibern, die Personalplanung zu Spitzenzeiten perfekt auf den erhöhten Besucherandrang an den Kassen und die Frequenz der Gondeln anzupassen. Darüber hinaus lässt sich durch gezielte Angebotszeiten, die der Betreiber den Besuchern per App oder Webseite mitteilt, auch gezielt Einfluss auf den Besucherstrom nehmen."

Idealerweise profitieren so am Ende des Tages alle von der vernetzten Piste: Der Kunde durch geringere Wartezeiten und mehr Komfort, der Betreiber durch bessere Auslastung seiner Ressourcen und höhere Kundenbindung.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele