1,3 Mio. Zusagen

Facebook-Geburtstagsparty sprengt alle Dimensionen

Web
21.12.2016 10:15

Bis vor kurzem war Rubi ein ganz normales Mädchen, jetzt ist sie die wohl berühmteste 15-Jährige in Mexiko. Sie tingelt durch Fernsehsendungen, gibt Interviews und empfängt Journalisten zu Hause. Designer, Musiker, Politiker und Unternehmer bemühen sich um das Mädchen. Das ganze Land fiebert ihrer Geburtstagsfeier am Montag entgegen. Und das alles wegen eines Online-Videos.

"Wir laden Euch alle am 26. Dezember zum 15. Geburtstag unserer Tochter Rubi Ibarra Garcia im Dorf La Joya ein", sagt ihr Vater Crescencio Ibarra in dem kurzen Clip. "Es gibt ein Pferderennen mit einer Siegprämie von 10.000 Pesos. Die Messe beginnt um 13.30 Uhr. Ihr seid alle herzlich eingeladen."

Die Einladung ist eigentlich nur für Freunde, Verwandte und Nachbarn gedacht, aber nachdem das örtliche Fotostudio den Clip bei Facebook hochgeladen hat, verbreitet sich das Video aber plötzlich wie ein Lauffeuer. Zehntausende Menschen kündigen im Internet an, zu der Feier im Bundesstaat San Luis Potosi zu kommen.

"Ein bisschen außer Kontrolle geraten"
"Es ist ein bisschen außer Kontrolle geraten - damit haben wir nicht gerechnet", sagt Vater Crescencio Ibarra im Fernsehsender Univision. Auf dem Land sei man eben gastfreundlich und lade das ganze Dorf ein. Auch wenn der potenzielle Gästekreis über die sozialen Netzwerke nun explodiert ist, hält er an seiner Einladung "an alle" fest. "Jeder der kommen will, ist eingeladen", bekräftigt Rubis Vater.

Der 15. Geburtstag eines Mädchens - die Quinceanera - ist in Lateinamerika von großer Bedeutung. Er markiert den Übergang vom Kind zur Frau. Zu den Feiern werden oft hunderte Gäste eingeladen. In Mexiko beginnt die Quinceanera mit einem Dank-Gottesdienst, dann folgt die Party zu Hause oder in einem gebuchten Veranstaltungssaal.

Das Mädchen erhält ihr letztes Spielzeug und tanzt Walzer mit gleichaltrigen Buben - den sogenannten Chambelanes. Es gibt ein Festmahl mit lokalen Spezialitäten, Bier und Tequila fließen in Strömen und Mariachis spielen zum Tanz auf.

Behörden rechnen mit 20.000 Gästen
Rubi wurde schon Ende August 15 Jahre alt. Allerdings haben ihre Eltern die große Feier um vier Monate verschoben, damit auch Familienangehörige aus den USA dabei sein können. Nun ist die Quinceanera etwas aus dem Ruder gelaufen. Auf einer Facebookseite des Events haben 1,3 Millionen Menschen ihr Kommen angekündigt. Die Behörden rechnen mit mehr als 20.000 Gästen. Polizei und Streitkräfte werden für Sicherheit sorgen.

Da es in dem Dorf keine Hotels gibt, wurde ein Zeltplatz eingerichtet. Auf Anraten des Zivilschutzes wurde die Feier auf eine rund acht Kilometer von Rubis Wohnort entfernte Freifläche von 200 Hektar in der Ortschaft Charcas verlegt.

Im Internet kursieren zahlreiche Online-Parodien, sogenannte Memes, über die Geburtstagsfeier von Rubi. Der bekannte Schauspieler Gael Garcia Bernal drehte ein Scherzvideo. Musiker wie El Komander, K-Paz de la Sierra und Espinoza Paz wollen auf der Party singen. "Das wäre genial, wenn sie kommen würden", sagt Rubi.

Erzbischof kritisiert Hype um Geburtstagsfeier
Angesichts des Hypes um die Quinceanera melden sich auch Kritiker zu Wort. Die Behörden würden die Posse nutzen, um von den wahren Problemen der Region abzulenken, sagt der Erzbischof von San Luis Potosí, Jesus Carlos Cabrero Romero. Der Bundesstaat habe mit Gewalt und Armut zu kämpfen und bedürfe einer Wirtschafts- und Sozialpolitik zum Wohle der Bürger.

Wegen des plötzlichen Ruhms des Mädchens wollen nun viele eine Scheibe vom Kuchen abhaben. Der Designer Mitzy, der sonst für die Pop-Sängerin Thalia schneidert, hat ein Kleid für Rubi angefertigt. Der Make-up-Artist von Mexikos First Lady Angelica Rivera will das Mädchen an ihrem Ehrentag schminken. Das Tourismusministerium des Bundesstaats San Luis Potosi wirbt mit Rubi für Reisen in die Region. Reiseveranstalter und Fluglinien bieten Pakete an. Mehrere Konditoren aus der Region wollen die Geburtstagstorte backen.

Die größte Sorge von Rubis Eltern ist, dass das Essen nicht ausreicht. Zunächst hatten sie ein Menü für 800 Gäste bestellt. Jetzt will der Lebensmittelhersteller Dona Maria aushelfen und Mole - eine traditionelle mexikanische Soße aus Chili und Schokolade - spenden. Außerdem soll es Grillfleisch, Reis und Bohnen geben. "Wir geben, was wir haben", sagt Vater Crescencio Ibarra. Mit Hilfe von Spendern und Sponsoren will er bis zu 4000 Gäste satt bekommen. "Und wenn es nichts mehr gibt, müssen wir eben noch Enchiladas kaufen."

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