Hochleistungs-Tablet

Fast am Ziel: Microsoft Surface Pro 4 am Prüfstand

Elektronik
22.11.2015 08:57
Microsoft verkauft seit wenigen Tagen die neueste Version seines Surface-Multifunktionsrechners in Österreich. Das Surface Pro 4 sieht optisch zwar ziemlich genau so aus wie sein Vorgänger, bringt unter der Haube aber mit Intels neuen "Skylake"-Chips eine vielversprechende Neuerung mit. Zudem hat Microsoft das Gerät und sein Zubehör im Detail überarbeitet – mit einem verbesserten Type Cover, einem magnetischen Stiftparkplatz und einem neuen Port Replicator. Ob das Hochleistungs-Tablet hält, was es verspricht, hat krone.at getestet.

Wer mit dem Gedanken spielt, ein Surface Pro 4 anzuschaffen, hat die Qual der Wahl. Microsofts Tablet-Laptop-Hybrid kommt in verschiedenen Ausstattungsvarianten, die sich bei CPU, RAM und SSD unterscheiden. Das günstigste Modell kommt mit eher schwachem Core-m3-Chip und vier Gigabyte RAM, die High-End-Variante mit Core i7 und 16 Gigabyte RAM geht dagegen richtig ins Geld.

Für diesen Test musste sich im krone.at-Testlabor das Mittelklasse-Modell mit Core i5, acht Gigabyte RAM und 256 Gigabyte SSD-Speicher beweisen. Kostenpunkt: Stolze 1450 Euro - ohne Tastatur-Cover. Alle Varianten des Surface Pro 4 finden Sie in der Tabelle:

Microsoft Surface Pro 4

CPU-Optionen

Core m3-6Y30: 2 x 0,9 GHz
Core i5-6300U: 2 x 2,4 GHz
Core i7-6650U: 2 x 2,2 GHz

RAM-Optionen

4 / 8 / 16 GB

Diagonale

12,3 Zoll

Auflösung

2736 x 1824 Pixel

Massenspeicher-Optionen

128 / 256 / 512 GB SSD

Optisches Laufwerk

Nicht vorhanden

Grafiklösung

Intel HD Graphics 515/520/540 (Onboard)

Anschlüsse

Mini-Displayport, USB 3.0, microSD-Kartenleser, 3,5-Millimeter-Klinke, proprietärer magnetischer Ladeport

Funkstandards

Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.0

Kameras

8 Megapixel (Hauptkamera)
5 Megapixel (Frontkamera)

Akku

9 Stunden Laufzeit (lt. Hersteller)

Software

Windows 10 Pro

Extras

Stylus
Optional: Magnetisches Tastatur-Cover, Port Replicator

Maße

292,1 x 201,4 x 8,4 Millimeter; 766 Gramm

Preis

965 / 1450 / 1845 Euro (ohne Zubehör)

Die von uns getestete i5-Version profitiert ebenso wie die anderen Varianten von den neuen "Skylake"-Chips. Dabei geht es weniger um die Leistung - die war beim im Surface Pro 3 schon hoch, wenngleich jetzt noch etwas höher -, sondern um die Hitzeentwicklung. Das Gehäuse des Surface Pro 3 erhitzte sich schon bei einfachen Aufgaben, etwa beim Surfen, stark.

Gerät bleibt cooler als Surface Pro 3
Bei der neuen Generation wurde das Chassis selbst während eines fordernden Benchmark-Tests lediglich handwarm. Sehr gut! Erwähnenswert: Ohne Lüfter kommt das Surface Pro auch in seiner vierten Inkarnation nicht aus, in der Praxis hält dieser sich aber dezent im Hintergrund. Wirklich hörbar - und dann leider etwas hochfrequent - wird er nur bei wirklich starker CPU-Beanspruchung.

Generell gilt: In der getesteten Core-i5-Version ist das Surface Pro 4 für fast alle Aufgaben des Alltags mehr als ausreichend gerüstet. Office, Surfen, hochauflösende Videos stellen das Gerät vor keinerlei Probleme, selbst das eine oder andere ältere 3D-Game läuft. Den potenten Gaming-PC oder die Workstation ersetzt das Gerät natürlich nicht, für alles andere - inklusive Bildbearbeitung - ist das Surface Pro 4 aber gut gerüstet.

Tolles Display im angenehmen Format
Apropos Bildbearbeitung: Die macht auf dem ausnehmend scharfen, angenehm hellen und seitlich gut ablesbaren IPS-Display des Surface Pro 4 viel Spaß, vor allem unter Zuhilfenahme des beiliegenden drucksensitiven Eingabestifts. Zumindest drinnen - im Außeneinsatz dürfte das spiegelnde Display eher wenig Freude bereiten.

Das ungewöhnliche und bereits vom Vorgänger bekannte Seitenverhältnis empfanden wir im Test als ausgesprochen angenehm. Bei Nutzung als Tablet passt es optimal, um A4-Dokumente - etwa PDF-Files - im Hochformat darzustellen, im Querformat erfreut es mit mehr Arbeitsfläche in der Vertikale. Dass das Display dank dünnerem Rahmen nun ein wenig größer als beim Surface Pro 3 ist, sei ebenfalls positiv hervorgehoben.

Die Kameras im Surface Pro 4 sind für den alltäglichen Gebrauch absolut ausreichend. Die Acht-Megapixel-Cam an der Rückseite reicht, um Dokumente abzufotografieren, wäre mit LED-Blitz aber wohl noch eine Spur mächtiger. Und die Frontkamera ist für Video-Chats oder Selfies adäquat, gestattet zudem das Entsperren des Geräts per Gesichtserkennung.

Für Tablet-Verhältnisse anschlussfreudig
Wünschenswert für manch einen Nutzer wären derweil wohl etwas mehr Anschlüsse. Für Tablet-Verhältnisse ist das Surface Pro 4 zwar gut ausgestattet, im Vergleich zu einem PC oder Laptop sind Mini-Displayport und ein USB-3.0-Anschluss aber eher wenig. Auch ein normal großer SD-Kartenleser wäre beim Arbeiten hie und da praktisch, gehört aber wohl zu den Opern, die man für 8,4 Millimeter Gehäusedicke und 766 Gramm Gewicht bringen muss.

Lob verdient Microsoft für den magnetischen Ladeanschluss: Er ist deutlich einfacher in der Handhabung als noch beim ersten Surface und dient nicht nur zum Laden, sondern kann über einen optionalen Port Replicator auch zusätzliche Anschlüsse bereitstellen.

Gerät überdauert fast ganzen Arbeitstag
Die Akkulaufzeit beziffert Microsoft mit neun Stunden, im Praxistest erschien uns dieser Wert auch tatsächlich erreichbar. Die Laufzeit hängt aber natürlich stark von der Art der Verwendung ab. Office-Arbeiten bei geringer Bildschirmhelligkeit sollte tatsächlich neun Stunden lang klappen, Videoschauen oder Surfen bei hoher Helligkeit saugen den Akku aber auch in fünf, sechs Stunden leer. Keine schlechte Leistung, aber im Vergleich mit konventionellen "Skylake"-Laptops auch keine überragende.

Die wohl wichtigste Frage bei einem neuen Surface-Tablet ist jene nach dem Handling. Ersetzt es wirklich Tablet und Laptop, wie von Microsoft versprochen, oder verlangt es Nutzern Kompromisse ab? Nach dem Test können wir sagen: Surface-User müssen weiterhin kompromissbereit sein, wenngleich das Surface-Konzept mit jeder neuen Generation mehr überzeugt und wir Microsoft mittlerweile schon fast am Ziel sehen.

Brauchbar als Tablet und Laptop
Das Surface Pro 4 ist mit unter 800 Gramm ohne Tastatur-Cover für ein 12,5-Zoll-Gerät mit potentem Intel-Chip erfreulich leicht, aber immer noch spizit ein leichtes Surfbrett sucht, ist mit dem Surface Pro 4 also eher schlecht beraten. Und wer auf die Tablet-Funktion verzichten kann, findet bei aktuellen Ultrabooks ähnliche Performance und mehr Anschlüsse für weniger Geld.

Den Spagat zwischen beiden Welten schafft das Surface Pro 4 aber gut. Es ist leicht genug, um hie und da als Tablet genutzt zu werden und dabei dank präzisem Eingabestift auch produktiv verwendbar. Es ist groß genug, um ein Ultrabook zu ersetzen und mit dem Tastatur-Cover durchaus auch für das Verfassen längerer Texte geeignet, zudem bietet das Cover nun ein großes Touchpad, das in dieser Form auch in Ultrabooks verbaut sein könnte.

Freilich: Um wirklich den vollen Nutzen aus dem Surface Pro 4 ziehen zu können, muss der Nutzer tief ins Börsel greifen und zusätzlich zum Gerät noch das hintergrundbeleuchtete und 285 Gramm schwere Type Cover (116 Euro) sowie den Port Replicator (173 Euro) kaufen. So kommt man schnell auf Beträge, für die man auch ein gutes Ultrabook und ein Surfbrett für die Couch bekäme.

Sauber verarbeitet, schwer zu reparieren
Immerhin macht sich der hohe Preis des Surface Pro 4 bei der Verarbeitung bemerkbar: Das aus einer Magnesiumlegierung gefertigte Gerät macht einen ausgesprochen stabilen Eindruck, nichts knackt oder knarzt. Der fast stufenlos verstellbare Ständer wirkt langlebig, das Material des Tastatur-Covers fühlt sich angenehm an, der Surface-Stift im Lieferumfang wirkt edel und kann sogar magnetisch am Gehäuse "geparkt" werden. Einzig die beim Vorgänger noch vorhandene Windows-Taste fehlt - sie ist nun als On-Screen-Bedienelement gelöst. Für so viel Geld hätte man aber trotzdem mehr als ein Jahr Garantie gewähren können, zumal das Surface Pro 4 laut "iFixit" ausgesprochen schwer zu reparieren ist.

Mächtiges Werkzeug dank Windows 10
Am Surface Pro 4 läuft Windows 10 Pro mit allen Vor- und Nachteilen des Microsoft-Systems. Sein größter Vorzug: Jedes beliebige Windows-Programm kann am Surface Pro 4 ausgeführt werden, womit es einem iPad Pro in puncto Produktivität haushoch überlegen ist. Im Tablet-Betrieb - der Nutzer kann jederzeit zwischen Touch-Interface und klassischer Windows-Oberfläche wechseln - kränkelt es allerdings an der immer noch überschaubaren Auswahl Touch-optimierter Windows-Apps. Klar gibt's Touch-Versionen von Werkzeugen wie Office, viele beliebte Apps für Tablet-Systeme wie iOS oder Android fehlen aber noch.

Fazit: Das Surface Pro 4 richtet sich an einen ganz bestimmten Nutzertyp. Für all jene, die ein Gerät suchen, mit dem sie primär ihre tägliche Arbeit am PC erledigen können und das man bei Bedarf als Tablet nutzen kann, ist es optimal - sofern sie kompromissbereit sind und das nötige Kleingeld haben. Diese Zielgruppe bedient Microsoft mit dem Surface Pro 4 so gut wie noch nie. Wer aber ein kompromisslos leichtes Tablet und ein ausdauerndes Ultrabook mit vielen Anschlüssen sucht, wird mit zwei Einzelgeräten glücklicher - zumal die auch kein größeres Loch ins Budget schlagen als ein Surface Pro 4.

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