Für 150 Mio. Euro

Merkels Geheimagenten wollen WhatsApp knacken

Web
01.12.2016 10:40

Die Causa Edward Snowden hat teure Folgen für den deutschen Bundesnachrichtendienst (BND). Weil Merkels Agenten wegen der erstarkten Verschlüsselung in Messenger-Apps nicht mehr mitlesen können, wollen sie WhatsApp, Telegram und Konsorten nun mit einem 150-Millionen-Euro-Projekt knacken. Doch das Geld ist noch nicht bewilligt.

Der Plan des BND geht aus internen Dokumenten hervor, die dem Blog Netzpolitik.org vorliegen. Demnach plant der Geheimdienst im Zuge eines Projekts namens "ANISKI" (Aufklärung nicht-standardisierter Kommunikation im Internet), in die Entschlüsselung populärer Messenger zu investieren.

Neben WhatsApp, das seit etwas mehr als einem halben Jahr Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einsetzt, bei der selbst der Anbieter nicht mitlesen kann, worüber sich zwei Nutzer unterhalten, dürften den Agenten auch andere Krypto-Messenger wie Telegram oder Signal ein Dorn im Auge sein.

Snowden-Enthüllungen hatten Folgen für Spione
In dem Papier heißt es, Verschlüsselung werde nicht mehr nur von "nachrichtendienstlich relevanten Nutzern" eingesetzt, sondern - eine Folge der Snowden-Enthüllungen über die exzessive Abhörpraxis des US-Geheimdienstes NSA - von einer breiten Masse der Internetnutzer.

Die Folge: Der BND hat nun Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Zielpersonen und beim Blick auf deren Inhalte. Von 70 Kommunikationsdiensten, die der BND auf seinem Radar hat, könne man durch die um sich greifende Verschlüsselung nur mehr rund zehn "inhaltlich erschließen", also mitlesen.

Bürgerrechtler und Linke gegen mehr Überwachung
Die Pläne des BND - noch ist das 150-Millionen-Projekt nicht bewilligt - rufen in Deutschland etliche Kritiker auf den Plan. Frank Rieger vom Chaos Computer Club weist im Gespräch mit dem IT-Portal "Heise" darauf hin, dass der Staat eigentlich seinen Bürgern verpflichtet sei, sie mit solchen Attacken auf Kommunikationsdienste aber erst recht gefährde.

Und von der Linkspartei kommt die Befürchtung, dass - sollte der BND WhatsApp wirklich knacken - Kriminelle einfach zu einer App wechseln, die der BND noch nicht abhören kann, während die normalen Nutzer auf der unsicheren Plattform bleiben.

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