Suchtexpertin warnt:

Smartphone für Kinder “wie ein Gramm Kokain”

Elektronik
08.06.2017 09:27

Seinem Kind ein Smartphone zu geben, sei wie ihm "ein Gramm Kokain" zu verabreichen, warnt die britische Suchtexpertin Mandy Saligari. Die Nutzung von Snapchat, Instagram und Co. sei für Kinder und Teenager ebenso gefährlich wie Drogen und Alkohol und sollte dementsprechend behandelt werden, forderte die Leiterin der Harley-Street-Entzugsklinik daher jetzt auf einer Bildungskonferenz vor Lehrern und Direktoren in London.

"Ich sage immer zu den Leuten: 'Wenn du deinem Kind ein Tablet oder ein Smartphone gibst, gibst du ihm in Wahrheit eine Flasche Wein oder ein Gramm Koks", zitiert der britische "Independent" die anerkannte Suchtexpertin. Saligari zufolge werde die Smartphone- oder Tabletnutzung bei Kindern und Jugendlichen oftmals als Suchtauslöser "übersehen". "Warum widmen wir dieser Sache so viel weniger Aufmerksamkeit als Drogen oder Alkohol, wenn sie doch im Gehirn dieselben Mechanismen auslösen?"

Zwei Drittel der Patienten, die in ihrer Entzugsklinik behandelt würden, seien mittlerweile zwischen 16 und 20 Jahre alt - ein "dramatischer Anstieg" im Vergleich zu noch vor zehn Jahren, wie Saligari schildert. Doch viele ihrer Patienten seien sogar noch jünger. Das deckt sich dem Bericht nach auch mit Angaben der britischen Medienaufsicht Ofcom, denen zufolge selbst Drei- und Vierjährige im Schnitt bereits sechseinhalb Stunden pro Woche im Internet verbringen.

Die Folgen: Durch die intensive Nutzung von Smartphones oder Tablets steigt bei Kindern und Jugendlichen das Risiko für Konzentrationsschwächen und Hyperaktivität, so die Ergebnisse einer erst kürzlich veröffentlichten Studie aus Deutschland. Ärzte raten deshalb, Kindern erst mit zwölf ihr erstes Smartphone zu kaufen.

Frühzeitig die richtige Balance schaffen
Auch Saligari sieht vor allem Eltern und Schulen in der Verantwortung. Versuche, Teenagern das Smartphone wegzunehmen, stießen nur auf Widerstand, da das Gerät für sie "wie eine dritte Hand" sei, so die Expertin. Wirke man dem Suchtverhalten jedoch früh genug entgegen, etwa durch gezielte Handy-Auszeiten zu Hause und in der Schule, bringe man Kindern "Selbstregulierung" bei - und schaffe dadurch eine Balance zwischen Bildschirmzeit und anderen Aktivitäten.

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