Saferinternet-Studie

So geht unsere Jugend mit Propaganda im Netz um

Web
30.01.2017 12:00

Spätestens seit der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA ist Propaganda im Netz für eine breite Öffentlichkeit zum Thema geworden. Sogenannte "Fake News", also oft über soziale Medien verbreitete Falschmeldungen, gelten als Gefahr für die Demokratie. Aber wie wirken sie sich auf die Generation aus, für die soziale Medien die erste Adresse für Nachrichten sind? Das Institut für Jugendkulturforschung hat nachgeforscht.

Die Sozialforscher haben im Auftrag der Initiative Saferinternet.at, des österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation und des Providerverbands Internet Service Providers Austria (ISPA) 400 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren befragt, woher sie ihre täglichen Nachrichten beziehen und wie sie die Glaubwürdigkeit ihrer Nachrichtenquellen bewerten.

Soziale Medien sind Hauptinformationsquelle
Die Ergebnisse der am Montag präsentierten Studie zeichnen ein gespaltenes Bild. Einerseits sind soziale Medien wie Facebook neben dem Fernsehen für fast 60 Prozent der jungen Österreicher eine ihrer drei wichtigsten Informationsquellen. Damit informieren sich weit mehr Jugendliche über Facebook, Twitter und YouTube als etwa über Tageszeitungen (25 Prozent) oder Online-Zeitungen (20 Prozent).

Gleichzeitig scheinen sich Österreichs Jugendliche aber durchaus bewusst zu sein, dass die Infos, die sie in sozialen Medien vorfinden, nicht zwangsläufig wahr sind. Dafür spricht, dass die Jugendlichen just jene Medien, die sie im Vergleich zu sozialen Netzwerken nur spärlich nutzen, für die glaubwürdigeren halten.

Die unbeliebtesten Medien sind die glaubwürdigsten
In Zahlen: Die Befragten stufen Radio (32 Prozent), Fernsehen (29 Prozent) und Zeitungs-Websites (23 Prozent) häufiger als "sehr glaubwürdig" ein als soziale Netzwerke (10 Prozent). YouTube - für 17 Prozent der Jugendlichen Hauptquelle tagesaktueller Informationen - wird von nur neun Prozent als sehr glaubwürdig eingeschätzt. Insgesamt sind sich sechs von zehn Jugendlichen im Klaren darüber, dass soziale Medien oft Falschmeldungen verbreiten.

Daran erkenne man, in welchem Dilemma Jugendliche stecken. Saferinternet-Chef Bernhard Jungwirth: "Obwohl sie sozialen Netzwerken nur eine geringe Glaubwürdigkeit zugestehen, sind sie für Jugendliche die wichtigste Informationsquelle für tagesaktuelle Themen. Jugendliche sind sich dieser Widersprüche durchaus bewusst, wissen aber oft nicht, wie sie damit umgehen sollen."

Bildungsniveau ist von zentraler Bedeutung
Leichter tun sich beim Unterscheiden von falschen und wahren Nachrichten höher gebildete Jugendliche. YouTuber werden beispielsweise nur von drei Prozent der Jugendlichen mit höherer Bildung als vertrauenswürdig betrachtet, aber von 23 Prozent der Jugendlichen mit geringerer Bildung. Bei sozialen Netzwerken ist es ähnlich.

Dabei wäre es für Jugendliche von enormer Wichtigkeit, seriöse von unseriösen Quellen unterscheiden zu können. Immerhin geben neun von zehn Befragten an, sich manchmal nicht sicher zu sein, ob eine Nachricht im Netz wahr oder falsch ist. Fast 40 Prozent der Befragten geben an, oft Probleme bei der Einschätzung des Wahrheitsgehalts einer Nachricht zu haben.

Machart oft wichtiger als Inhalt einer Nachricht
Ob eine Nachricht als glaubwürdig empfunden wird, hängt dabei nicht unbedingt von deren Inhalt ab. Für viele Jugendliche ist die Aufmachung einer Nachricht zentral. Wenn ein Video professionell gemacht aussieht, wird es als glaubwürdiger empfunden als ein verwackelter Handyclip. Generell sprechen Jugendliche Bildern und Videos einen höheren Wahrheitsgehalt als geschriebenem Text zu.

Immerhin: Knapp über 60 Prozent der Jugendlichen überprüfen Nachrichten, die sie nicht sofort als wahr oder falsch einordnen können, wobei höhere gebildete Jugendliche (71 Prozent) dies öfter tun als Jugendliche mit niedriger Bildung (52 Prozent). Doch Recherche will gelernt sein und bleibt oft sehr oberflächlich.

Medienkompetenz muss gelehrt werden
Die Schlussfolgerung der Studienautoren: Eltern und Lehrer sind gefragt. Zwar gibt rund die Hälfte der befragten Jugendlichen an, in der Schule schon einmal gelernt zu haben, wie man Infos auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Das heißt aber auch, dass die andere Hälfte der Jugendlichen Probleme damit hat, wahre von falschen Informationen zu unterscheiden.

ISPA-Chef Maximilian Schubert: "Unsere Gesellschaft, und damit auch unsere Kommunikation, verlagert sich immer mehr ins Internet, daher wird die Fähigkeit, Informationen richtig einschätzen bzw. bewerten zu können zusehends wichtiger." Das sei auch von entscheidender Bedeutung für den Fortbestand unserer demokratischen liberalen Gesellschaft.

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