Konsumentenschützer:

Trauen Sie nicht jedem Produkttest im Internet!

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19.06.2017 11:43

Produkttests sind beim Online-Einkauf eine unschätzbare Entscheidungshilfe für viele Kunden. Doch der Schein trügt: Konsumentenschützer der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnen vor geschobenen Produktbewertungen als Geschäftsmodell. Bei weitem nicht jeder Produkttest im Netz sei vertrauenswürdig.

Fast jeder liest sie, doch nur die wenigsten vertrauen ihnen: Laut einer Umfrage bayerischer Konsumentenschützer vertrauen nur zwei Prozent der Internetnutzer Online-Bewertungen "voll und ganz", 22 Prozent vertrauen ihnen zumindest "eher". Drei Viertel der Internetnutzer sind dagegen eher skeptisch bei Bewertungen auf Testportalen oder in Online-Shops.

Blogger und gekaufte Testberichte
Der Verbraucherzentrale NRW zufolge kommt dieses Misstrauen nicht von Ungefähr: Viele vermeintliche Tester haben nicht das Ziel einer möglichst objektiven Bewertung, sondern wollen ihre Leser zum Kauf eines Produktes animieren. Als Beispiel nennen die Konsumentenschützer etwa Blogger und YouTube-Stars, die Produkte gegen Bezahlung in Postings und Videos vorstellen.

Hier fließt oft Geld von Händlern oder Herstellern: Über sogenannte Affiliate Links werden Blogger beispielsweise bei Käufen, die durch ihre Berichte zustande kamen, mit Provisionen belohnt. Blogger und YouTuber werden überdies oft mit kostenlosen Produkten zu positiven Erfahrungsberichten verleitet. In diesem Zusammenhang warnen die Konsumentenschützer auch vor Portalen, die Testberichte sammeln. Oftmals werden hier auch dubiose Tests als Quellen herangezogen, nur dass diese noch schwerer zu entlarven sind.

Besser sei, sich auf wirklich unabhängige Tester zu verlassen, die ein Produkt mit wissenschaftlichen Methoden unter die Lupe nehmen. Während manch Blogger ein vermeintlich getestetes Produkt womöglich gar nicht wirklich in der Hand gehabt hat oder schlicht nicht das Fachwissen für eine objektive Bewertung mitbringt, sind bei Institutionen wie Stiftung Warentest penible Profis am Werk. Ihren Testberichten kann man vertrauen, versichern die Konsumentenschützer.

Auch Laienbewertungen sind problematisch
Vorsicht ist freilich nicht nur bei Produkttests von Bloggern auf dubiosen Websites geboten, sondern auch bei Laienbewertungen - etwa den Käuferbewertungen auf Amazon. Oftmals werde hier ohne Fachwissen geurteilt, wodurch keine fundierte Kritik zustande komme. Außerdem bestehe die Gefahr, dass der Händler etwa durch Produkttester-Clubs oder schlicht die Platzierung der verschiedenen Bewertungen Einfluss darauf nehme, wie gut oder schlecht ein Produkt wahrgenommen wird.

Vor allem vor Produkttester-Clubs warnen die Verbraucherschützer. Hier winken den Testern oft Vorteile für ihre Teilnahme - seien es Gratis-Produkte oder Provisionen. Um diese Vorteile nicht zu verlieren, bewerte manch ein Tester tendenziell positiver als wenn er sich eines Produkts wirklich objektiv annähere. Besonders lobende Erfahrungsberichte wiederum können dann auch vom Händler prominenter auf der Website platziert werden, während die Meinungen unzufriedener User nicht so leicht zu finden sind.

Ebenfalls eine Gefahr: Gerade bei großen Online-Händlern gibt es auch gekaufte Bewertungen. Hier kaufen Hersteller eines Produktes als Dienstleistung dubioser Firmen positive Produktrezensionen, mit denen sie Käufer in die Falle locken wollen. Online-Händler wie Amazon gehen zwar mit harten Strafen gegen diese Praxis vor, vollständig vermeiden lassen sich gekaufte Bewertungen aber nicht.

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