Anschlag auf Teambus

Tuchel kritisiert UEFA: “Ein ohnmächtiges Gefühl!”

Sport
13.04.2017 08:29

Borussia Dortmunds Trainer Thomas Tuchel hat die schnelle Wiederansetzung des Champions-League-Spiels gegen den AS Monaco nur einen Tag nach der Terrorattacke auf den BVB-Mannschaftsbus kritisiert. "Wir hätten uns mehr Zeit gewünscht, damit umzugehen", sagte der Coach am Mittwochabend kurz vor dem Anpfiff im TV-Sender "Sky". Dortmund verlor das Spiel gegen AS Monaco mit 3:2. Oben im Video sehen Sie die Reaktionen der BVB-Spieler.

Tuchel kritisierte die Europäische Fußball-Union (UEFA). In Nyon sei entschieden worden, "ohne dass das Ausmaß irgendwie klar war". Es sei "ein etwas ohnmächtiges Gefühl", meinte der 43-Jährige. Man müsse vor allem den Spielern zugestehen, "mit einem mulmigen Gefühl in den Bus zu steigen". Mit der Anstoßzeit (18.45 Uhr) und der Vorgeschichte fühle sich der Mittwoch nicht wie ein Champions-League-Feiertag an.

Am Dienstag waren kurz vor dem ursprünglich angesetzten Spiel drei Sprengsätze nahe des Dortmund-Buses explodiert. Dortmunds Abwehrspieler Marc Bartra wurde schwer an Hand und Arm verletzt und operiert. An seiner Stelle begann gegen Monaco Sven Bender. Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma und einen Schock. Die Ermittler gehen von einem gezielten Angriff aus.

"Entscheidung aus logistischen Gründen"
Die UEFA hatte am Dienstagabend von einer gemeinsamen Entscheidung mit den Klubs und Behörden gesprochen. "Die Anstoßzeit wurde aus logistischen Gründen gewählt, auch damit der AS Monaco noch am selben Abend nach Hause reisen kann, um die Vorbereitung auf sein Ligaspiel am Wochenende nicht zu beeinträchtigen", sagte ein Sprecher am Mittwoch der "Rheinischen Post" als Reaktion auf Tuchels Kritik.

Tuchel hatte den Spielern freigestellt, am Mittwochabend zu spielen. "Das gebietet der normale Menschenverstand und der Umgang zwischen uns", sagte der Trainer. Es sei aber niemand zu ihm gekommen. Es habe nicht mit Professionalismus zu tun, dass sie spielen würden. "Das, was uns gestern widerfahren ist, ist uns als Menschen widerfahren", sagte Tuchel. "Und das steckt uns allen in den Knochen."

"Als wäre eine Bierdose an unseren Bus geflogen"
Auch wie die Entscheidung zustande kam, ärgerte den BVB-Coach: "Wir wurden überhaupt nicht eingebunden. Das hat die UEFA in der Schweiz entschieden. Die Termine werden vorgegeben und wir haben zu funktionieren. Wir hatten das Gefühl, dass wir behandelt werden, als wäre eine Bierdose an unseren Bus geflogen. Wir wurden per SMS informiert, dass die Entscheidung in der Schweiz getroffen wird."

Es ging nicht um irgendein Spiel - die Champions League gilt schließlich als Königsklasse "Wir haben die Zeit leider nicht bekommen. Es geht auch um unseren Traum. Um unseren Traum, ins Halbfinale zu kommen. Die Spieler konnten sich nicht so fokussieren, wie sie es sich gewünscht hätten", sagte Tuchel und betonte: "Es schmerzt die Mannschaft unendlich, dass hier ein Viertelfinale zu Hause stattfindet und sie sich da wie reingeschoben fühlt."

Bürki: "Hatte nicht mal eine Stunde Schlaf"
Für die Spieler war die Situation nicht einfach. Nuri Sahin erklärte: "Man muss verstehen, was wir durchgemacht haben. Diese Minuten im Bus werde ich nie vergessen." Auch Roman Bürki kritisierte die UEFA-Entscheidung: "Man hat uns keinen Gefallen getan. Ich verstehe die Entscheidung nicht, ich hatte nicht mal eine Stunde Schlaf. Das ist keine optimale Vorbereitung auf so ein Spiel."

Abwehrchef Sokratis fand klare Worte: "Wir sind keine Tiere. Wir sind Menschen mit einer Familie, mit Gefühlen. Das war der schwierigste Tag meines Lebens. Ich konnte nicht ans Sportliche denken."

Wie konnte Tuchel seine Spieler auf das Spiel vorbereiten? "Ich habe versucht die Mannschaft zu ermutigen, dass sie sich nicht schämen muss, hart zu spielen und sich auch zu freuen. Wir müssen den Spielern helfen, ihren inneren Konflikt zu überwinden. Es war auf jeden Fall eine schlimme Erfahrung."

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(Bild: KMM)



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