Der Reflex entspannt

Gähnen Sie den Stress weg!

Gesund
12.08.2017 06:00

Die moderne Lebensweise macht uns oft gereizt, nervös und erschöpft. Gähnen beruhigt, wirkt wie ein Atemtrainung und kann sogar Schmerzen lindern. Nicht von ungefähr liegt dieser Reflex auf der Lustskala ganz oben. Legen Sie also los! Sie werden über die Effekte staunen...

Über viele Jahrhunderte herrschte die Angst vor, die Seele könnte beim Gähnen entweichen und böse Geister - bei Kindern Kröten und Krankheiten - würden eindringen. Heute gebieten nur noch gesellschaftliche Normen, die Gähn-Lust zu unterdrücken. Dabei weiß man inzwischen um die positiven gesundheitlichen Aspekte. Lassen Sie sich also anstecken. Es gibt genug Möglichkeiten, dieses Bedürfnis unbeobachtet bzw. in nicht heiklen Situationen auszukosten. Denn in nur sechs Sekunden - etwa so lang dauert ein befreiender Gähnvorgang - schaltet der Körper auf Entspannung. Es bleibt ein angenehmes Körpergefühl zurück.

Gähnen befindet sich auf einer Lustskala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bei 8,5, wie Peter Cubasch, Atemlehrer und Psychotherapeut in Wien sowie Autor des Buches "Gähnen - der natürliche Weg zu Entspannung und Wohlbefinden" (HCD-Verlag) berichtet. Er bietet unter anderem das von ihm entwickelte Chasmo-Training (Gähntraining) an, das darauf abzielt, mit spielerischen Übungen wieder Energie zu tanken und in Balance zu kommen. Hektische Arbeitswelt und moderner Lebensstil machen viele Menschen geradezu atemlos, weil diese rasanten Taktvorgaben unsere biologischen Rhythmen verändern. Wir atmen schneller, flacher, starrer. Spontanes Gähnen durchbricht diesen Ablauf und ermöglicht, dass sich Tempo und Rhythmus neu einschwingen können. "Gähnen verlängert sowie vertieft die Atmung und hat starken Einfluss auf das parasympathische Nervensystem, wir beruhigen uns", erklärt Cubasch. "Das Zwerchfell senkt und hebt sich, die Zwischenrippenmuskeln spannen sich an und lösen sich wieder. Dabei wird die Lunge gedehnt, das Herz während des Einatmens ein wenig nach unten gezogen und steigt beim Ausatmen wieder nach oben. Alle diese Abläufe unterstützen den Atemvorgang und regen das Herz-Kreislauf-System an." Sanftes Gähnen und Dehnen wirkt auch schmerzlindernd, weil es die Schonhaltung "auflöst" und von der Fixierung auf den Schmerz ablenkt.

Gemeinsam Gähnen verbindet

Eine wahre Flut an Wiederholungen kann innerhalb einer Minute in Gang gesetzt werden. "Geben Sie diesem Bedürfnis nach. Dies ist meist ein Zeichen dafür, dass Sie schon länger ihre Balance zwischen Anstrengung und Erholung verloren haben", meint Cubasch. Dehnen am Morgen, nach längerem Sitzen, anstrengender Computerarbeit oder einer unangenehmen Situation erhält nicht nur die Elastizität des Bindegewebes, der Muskelhüllen (Faszien) und bringt alle Muskeln in eine optimale Spannung. Automatisch wird dabei auch Gähnen ausgelöst, beides macht beweglicher und frischer. Biochemische Untersuchungen haben sogar gezeigt, dass gemeinsames Gähnen mit vertrauten Menschen den Neurotransmitter Dopamin - zuständig für Lust und Vergnügen - und das Bindungshormon Oxytocin, das bei der Festigung zwischenmenschlicher Beziehungen aktiv ist, anregt.

Als einfache Übung empfiehlt Peter Cubasch "So tun als ob":

  • 3-mal bewusst gähnen - daraus kann der echte Reflex ausgelöst werden
  • Nach fünf Versuchen setzen Speichelfluss und feuchte Augen ein
  • 10-mal gähnen sollte innere Ruhe und gleichzeitig geistige Wachheit bewirken
  • Eine Übung für Kiefergelenk-freundliches Gähnen:
    Mit beiden Händen eine Weile den Unterkiefer halten, die Ellenbogen auf einem Tisch abstützen. Nach einiger Zeit langsam und bewusst den Mund aufmachen. Mund, Rachenraum und Kehle weiten sich, das Kiefergelenk öffnet sich nur wenig. Gleichzeitig einatmen. Damit lösen Sie den Gähnreflex aus, aber Sie behalten die Kontrolle darüber, wie weit und in welchem Tempo Sie den Mund aufmachen.

Doch auch Tipps, um das Gähnen zu unterdrücken, wenn es gerade nicht passt, wollen wir nicht vorenthalten:

  • Von unten nach oben über die Stirn streichen
  • Die Zähne zusammenbeißen
  • Nase zuhalten
  • Augen bewusst offen halten

Eva Rohrer, Kronen Zeitung

Weitere interessante Themen am Samstag, den 12. August, im Gesundmagazin Ihrer Kronen Zeitung:

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