krone.at-Filmkritik

Emma Watson hätte als „Belle“ einen Oscar verdient

Kino
15.03.2017 11:22

Ein schönes Mädchen, eine hässliche und anfangs böse Kreatur und am Ende siegt doch die Liebe - das ist der Stoff, aus dem Märchen sind. Oder eben Disney-Filme. In diesem Fall die mit Spannung erwartete Realverfilmung von Walt Disneys oscarprämiertem Meisterwerk "Die Schöne und das Biest". Große Schuhe, in die der unter der Regie von Bill Condon entstandene Streifen passen muss. Doch wird er den hohen Erwartungen gerecht? krone.at hat "Die Schöne und das Biest" vorab gesehen.

Schon die Trailerpremiere hatte sämtliche Rekorde gebrochen, in den ersten 24 Stunden waren auf YouTube 9,18 Millionen Abrufe erzielt worden. Jede Menge Vorschusslorbeeren also, nicht zuletzt aufgrund der hohen Stardichte in der Besetzung. Der Großteil der Geschichte ist ja bekannt. Deshalb werden die kleinen Abweichungen der Zeichentrick-Handlung hier nicht verraten.

Die schöne Belle, genial gespielt von Emma Watson, lebt mit ihrem Vater Maurice in einem kleinen und ebenso kleingeistigen Dorf. Bücherwurm Belle wird von den Bewohnern mit Argwohn betrachtet, man tuschelt über sie und nicht zuletzt wird "die Schöne" sogar Opfer böswilliger Schikanen. Als wäre das noch nicht genug, muss sie auch noch die Avancen des primitiven Dorfschönlings Gaston (Luke Evans) abwehren - was Watson aber dermaßen brillant rüberbringt, dass man zwischendurch sogar ein bisschen Mitleid mit dem bemüht spielenden Luke Evans hat. Der kann dem eigentlichen Bösewicht leider nicht wirklich glaubhaft Leben einhauchen. Singen und tanzen kann Evans aber definitiv - und das sind auch die Highlights seiner Performance als verschmäter Schönling.

Gastons homosexueller Kompangon sorgt für Wirbel
Anders sein Sidekick LeFou, der von Josh Gad (war als Steve Wozniak in "Jobs" zu sehen), großartig humorvoll und herrlich klischeehaft überzeichnet dargestellt wird. Der Bursche hat nämlich nur Augen für Gaston - und zwar nicht nur auf freundschaftlicher Ebene ... In Malaysia und Russland stieß dieser offene Umgang mit Homosexualität auf heftige Kritik. Teilweise mussten Szenen rausgeschnitten werden, damit der Streifen wieder in den Kinos gezeigt werden durfte.

Kevin Kline tritt als Belles Vater Maurice gewohnt routiniert auf, er wirkt als nachdenklicher Künstler ernsthafter als das Zeichentrick-Original des schusseligen Erfinders. Die Dorfszenen sind definitiv ein Highlight des Films, danach folgt ein kurzer Durchhänger, bis im Schloss des Biests wieder Fahrt aufgenommen wird.

Das Biest auf Zehenspitzen
Dan Stevens musste für seine Darstellung des verwunschenen Prinzen in einem 20 Kilogramm schweren Motion-Capture-Anzug schlüpfen und auf den Zehenspitzen laufen, denn das Biest entstand komplett am Computer. Keine leichte Aufgabe, die der "Downton Abbey"-Star allerdings bravourös meistert. Sein Biest besitzt nicht nur Charme, sondern auch trockenen Humor gepaart mit viel Gefühl, sodass man sich schon als ZuseherIn zwischendurch gerne an seine pelzigen Schultern kuscheln möchte. Die Tanzszene im Ballsaal geht richtig ans Herz, besonders weil Emma Watson NICHT das schüchterne Prinzesschen gibt, sondern auch kurzerhand die Führung übernimmt.

Und damit wären wir bei jenem Punkt angelangt, der dem Film seinen absoluten Zauber, ganz abseits der durchaus gelungenen, aber hin und wieder etwas kitschigen Animationen, verleiht: Emma Watson! Denn ihre Belle ist anders. Nicht nur schön, sondern auch intelligent, richtig frech, tapfer, furchtlos und ganz schön emanzipiert. Zwischendurch fragt man sich fast, wozu sie eigentlich einen Helden braucht. Denn auch den könnte sie ganz leicht selber geben, charmantes Lächeln inklusive.

Oscar-Komponist Menken wieder für Musik zuständig
Was die Musik angeht, waren die Erwartungen angesichts der Oscarmeriten, die das Zeichentrickoriginal eingefahren hatte, schon fast überdimensional. Aber: Auch hier hat die Umsetzung tadellos funktioniert, sogar die neuen Songs können überzeugen. Hier setzten die Produzenten mit Komponist Alan Menken auf ein sicheres Pferd, denn Menken hat bereits acht Oscars für seine Arbeit bei Disney in der Tasche - unter anderem eben 1991 für "Die Schöne und das Biest". Nicht nur Watson überrascht mit tadellosen Gesangseinlagen, auch ihre Kollegen des starbesetzen Ensembles (Ewan McGregor als Kerzenhalter "Lumiere", Ian McKellen als mürrische Uhr "Von Unruh", Emma Thompson als "Madame Pottine", usw.) geben sich da keine Blöße.

Insgesamt schafft es Disney, seinen Klassiker abzustauben und in perfekter Manier ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. So erklärt die selbstbewusste Belle nicht nur ihrem Ankleideschrank "Madame Garderobe", sondern auch den Kinozuschauern knochentrocken: "Ich bin keine Prinzessin." Der Humor kommt dank genialem Drehbuch von Stephen Chbosky (schrieb auch den Bestseller "Vielleicht lieber morgen") und Evan Spiliotopoulos nicht zu kurz, zwischendurch wird sogar die verkitschte Prinz-Prinzessin-Romantikwelt selbst auf die Schaufel genommen. Magisch bleibt es trotzdem, und am Ende kriegt sie natürlich ihren "Prince Charming". Denn sonst wäre es ja kein Disney-Film.

Kinostart "Die Schöne und das Biest": 16. März 2017

Video: Adabei-TV bei der Premiere in Wien

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