Concordia-Preis

Journalisten solidarisch mit türkischen Kollegen

Medien
04.05.2017 09:57

Die Verleihung des Concordia-Preises in der Kategorie Pressefreiheit am Mittwochabend ist zu einem eindringlichen Solidaritätsakt für bedrohte türkische Journalisten geworden. Die Auszeichnung ging heuer an jene Medienschaffende, die in der Türkei inhaftiert sind. Laute Unmutsbekundungen gab es für die österreichische Vertretung in der Türkei, weil der türkische Journalist Ismail Eskin nicht zum Festakt reisen durfte.

(Bild: kmm)

"Pfui"-Rufe erschallten aus dem Publikum im Sitzungssaal des Nationalrats, als "Standard"-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid - in ihrer Rolle als Laudatorin - aus dem Schriftverkehr mit den Behörden vorlas. Diese hätten "begründete Zweifel am Wahrheitsgehalt des Inhaltes der vorgelegten Belege und an der Glaubwürdigkeit der Angaben des Antragstellers" gehegt.

Ausreiseverbot für Eskin als "Ungeheuerlichkeit"
Eine "Ungeheuerlichkeit", so Föderl-Schmid, die auch die Stellungnahme des Außenministeriums in der Causa kritisierte: Dass Formulierungen, wie sie von der Vertretung verwendet wurden, durch gesetzliche Vorgaben gedeckt sind, wolle sie nicht glauben. Ismail Eskin habe schließlich seinen Antrag zurückgezogen - wäre dieser nämlich abgelehnt worden, hätte dies eine Speicherung im Schengen-Informationssystem für zehn Jahre bedeutet. All das "erinnert mich an längst vergangene Zeiten", so Föderl-Schmid. "Wie dieser Fall zeigt, geht Pressefreiheit uns alle an."

"In der Türkei sieht man, was passiert, wenn nur noch die Meinung derjenigen richtig und zum Recht erklärt wird, die die Macht haben", sagte sie mit Blick auf die Lage der dortigen Journalisten. "Pressefreiheit, das klingt sehr abstrakt, aber gerade das Beispiel Türkei zeigt, wie schnell es konkret werden kann. Wenn ein Kommentar schon Todesgefahr bedeuten kann. Liebe Kollegen: Ihr kämpft für Presse- und Informationsfreiheit, und ihr setzt dafür das Wertvollste ein, das ihr habt - eure persönliche Freiheit."

"Die Türkei ist nicht nur ein Erdogan-Land"
"Die Türkei ist nicht nur ein Erdogan-Land", betonte die türkische Journalistin Banu Güven. "Heute treffen sich Hunderte Journalisten in Istanbul zum Tag der Pressefreiheit." Sie werde die solidarischen Signale aus Österreich übermitteln, versprach sie und wurde mit Standing Ovations verabschiedet.

Das Preisgeld in der Höhe von 4000 Euro wird an einen Fonds zur Unterstützung der Inhaftierten und deren Familien übergeben. Über 160 sitzen laut Güven derzeit im Gefängnis. Der Presseclub Concordia legte bei der Feier eine Broschüre mit Informationen über sie auf - damit man nicht nur über Zahlen rede, sondern über die Menschen und ihre Geschichten, so der Presseclub Concordia.

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