Hilft viel viel?

Sony Xperia XZ Premium: 4K-Smartphone am Prüfstand

Elektronik
05.08.2017 06:00

"Viel hilft viel", heißt es im Volksmund. Sony überträgt diese Weisheit beim Xperia XZ nach dem Xperia Z5 Premium zum zweiten Mal auf die Pixelzahl und verbaut in seinem aktuellen High-End-Handy ein 4K-Display. Bedenkt man, dass eigentlich schon Full-HD am Handydisplay schärfer ist als es das menschliche Auge erfassen kann, klingt das zunächst nach einer Zahlenspielerei. Ob das 4K-Display wider Erwarten im Alltag Vorteile bringt, haben wir getestet.

Eine Pixeldichte von 300 dpi, also 300 mal 300 Pixel pro Quadratzoll, gilt in Verlagen und Druckereien gemeinhin als so scharf, dass das menschliche Auge keine Einzelpixel mehr erkennen kann. Sonys Xperia XZ Premium führt auf 5,5 Zoll Diagonale 3840 mal 2160 Pixel ins Feld, das entspricht einer Dichte von mehr als 800 dpi. Eigentlich schärfer als nötig.

Bevor wir uns dem Display zuwenden, werfen wir zunächst einen Blick auf die Leistungstabelle:

Sony Xperia XZ Premium

CPU

Qualcomm Snapdragon 835: 4 x 2,45 + 4 x 1,9 GHz

RAM

4 GB

Diagonale

5,5 Zoll

Auflösung

3840 x 2160 Pixel, HDR

Speicher

64 GB

microSD-Slot

bis 256 GB

Hauptkamera

19 Megapixel (F/2.0); Laser-, Kontrast- und Phase-Detection-Autofokus; Farbspektrumsensor; LED-Blitz

Frontkamera

13 Megapixel (F/2.0)

Funk

LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo

Maße

156 x 77 x 7,9 Millimeter; 195 Gramm

Akku

3230 mAh

Extras

Fingerabdruck-Scanner
Wasserfest (IP68-Standard)
Metall-Glas-Gehäuse

Software

Android 7.1

Preis

ab ca. 700 Euro

Im alltäglichen Betrieb bringt das 4K-Display unserer Einschätzung nach kaum Vorteile. Klar liefert es scharfen und klar lesbaren Text sowie sehr detailreiche Fotos und Videos. Das tun Full-HD-Displays aber auch, zumal - wie schon beim Xperia Z5 Premium - nur wenige Apps tatsächlich in 4K-Auflösung laufen. Meist betrachtet man hochskalierte Full-HD-Apps, 4K-Auflösung gibt es nur in ausgewählten Anwendungen wie der Foto-App.

Hier profitiert man noch am ehesten von den vielen Pixeln: Bilder offenbaren sehr viele Details, selbst bei näherer Betrachtung. Auch bei 4K-Videos stellt das Display sehr viele Details dar, wenngleich man hier kaum passendes Material bekommt - am ehesten noch auf YouTube.

Apps in 4K wären Gift für den Akku
Dass nur ausgewählte Apps vom 4K-Display Gebrauch machen und der Bildschirminhalt meist in Full-HD berechnet wird, dürfte mit Blick auf die Akkulaufzeit so umgesetzt worden sein. Die Darstellung von 4K-Inhalten braucht mehr Strom und wäre bei dauerhafter Nutzung Gift für die Akkulaufzeit. Gut haben uns indes die Farbdarstellung und die generelle Bildqualität gefallen. Das HDR-fähige Display liefert natürliche Farben, stellt auch Hochkontrastbilder sauber dar, liefert für LCD-Verhältnisse eine gute Schwarzdarstellung und lässt sich seitlich gut ablesen. Die maximale Helligkeit erlaubt auch die Nutzung im Freien, wir haben in den letzten Monaten aber auch noch deutlich hellere Displays gesehen - wohl ein Tribut an den hohen Stromverbrauch des 4K-Displays.

Viel Hardware Power dank Snapdragon 835
Die Hardware-Leistung ist beachtlich: Mit dem Qualcomm Snapdragon 835 verfügt das Xperia XZ Premium über einen der aktuell schnellsten Smartphone-Chips, was für ein jederzeit flüssiges Android-Erlebnis, problemloses Multi-Tasking und flotte App-Starts sorgt. Die hohe Grafikleistung freut insbesondere Gamer, wobei sie natürlich keine Games in nativer 4K-Auflösung zu Gesicht bekommen werden. Jagt man das Gerät durch den Benchmark-Vergleichstest "AnTuTu", bestätigt sich der gute Eindruck: Das neue Sony-Flaggschiff spielt mit einem Wert von rund 160.000 Zählern bei moderater Hitzeentwicklung auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.

Die 19-Megapixel-Hauptkamera macht einen guten Job, kann aber in Zwielicht nicht ganz mit den aktuell besten Smartphone-Kameras aufnehmen. Bei Tageslicht liefert sie scharfe und detailreiche Schnappschüsse mit natürlichen Farben und gutem Kontrast, stellt dabei auch angenehm schnell scharf. Bei schlechterem Licht dauert das Scharfstellen etwas länger, es kommt durch die Abwesenheit optischer Bildstabilisierung zudem leichter zu Verwacklern. Beim Rauschen hat man gegenüber den Vorgängern Fortschritte gemacht, es gibt aber lichtstärkere Rivalen.

Videofunktionen hinterlassen gemischten Eindruck
Einen gemischten Eindruck hinterlassen die Videofähigkeiten des XZ Premium. Die 4K-Videofunktion ist unverständlicherweise aus der ansonsten recht aufgeräumten Kamera-App ausgegliedert, liefert aber gute Videos - zumindest draußen, drinnen macht sich in Videos bei schlechtem Licht schnell Rauschen breit. Angesichts des erklecklichen Platzbedarfs von 4K-Videos werden die meisten User aber ohnehin in Full-HD bei 60 Bildern pro Sekunde filmen. Oder in Superzeitlupe: Sonys Neuheit nimmt bei Bedarf nämlich kurze Filmschnipsel mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde auf. Möglich wird das durch in die Kamera eingebauten Pufferspeicher, allerdings ist das Ergebnis stark vom Umgebungslicht abhängig. Draußen gelingen so - wenn man den rechten Moment erwischt - eindrucksvolle Zeitlupenvideos, drinnen trübt starkes Rauschen die Freude.

Saubere Verarbeitung, stark spiegelndes Chassis
Während Kamera und Display nicht jedermanns Sache sein werden, gibt es an der Verarbeitung des Xperia XZ Premium nichts auszusetzen. Das Gerät ist mit seinem Metall-Glas-Gehäuse ausnehmend steif und stabil, Verarbeitungsmängel wie zu große Spaltmaße sind uns am Testgerät keine aufgefallen. Das Design ist derweil Geschmackssache: In manchen Farbvarianten spiegelt die Rückseite derart stark, dass jeder Fingerabdruck zu sehen ist und maen schwarzen Version bleibt dieses Problem erspart, hier hat uns aber der viele ungenutzte Platz ober- und unterhalb des Displays gestört, der das Gerät ziemlich groß für ein 5,5-Zoll-Smartphone werden lässt.

Zumindest zum Teil dürften die breiten Ränder den gut klingenden Stereolautsprechern geschuldet sein, die Sony ober- und unterhalb des Displays verbaut hat. Ebenfalls auf der Habenliste finden sich neben aktuellen Funkstandards ein zuverlässiger und sinnvoll im Entsperr-Knopf auf der rechten Gehäuseseite platzierter Fingerscanner, überdies ist das Xperia XZ Premium wasserfest und übersteht kürzere Tauchgänge und Ausflüge unter den Wasserhahn unbeschadet, obwohl die Anschlüsse - Audioklinke und USB-C - offenliegen.

Solide Akkulaufzeit, viel Bloatware an Bord
Die Akkulaufzeit entspricht dem, was heute am Smartphone-Markt üblich ist: Ein Tag intensive Nutzung ist drin, ein zweiter oder dritter Tag für sparsamen Naturen ebenfalls. Die meisten User werden den Akku im Laufe eines Tages aber soweit ausgelaugt haben, dass sie nicht um nächtliches Aufladen kommen werden. Hier zeigt sich auch, dass Sonys Entscheidung, nicht jede App in 4K-Auflösung berechnen zu lassen, richtig war. Ohne diese Einschränkungen dürfte der Akku keinen Tag durchhalten.

Bei der Software macht das XZ Premium wieder einen zwiespältigen Eindruck. Sonys Android-Interpretation ist prinzipiell aufgeräumt und mit guten mitgelieferten Apps zur Foto- und Videobetrachtung sowie Musikwiedergabe ausgestattet. In den bisweilen etwas verschachtelten Einstellungen darf sich der Nutzer mit vielen Audio- und Videooptionen austoben, eine App-Übersicht mit Suchfunktion hält Unordnung vom Homescreen fern. Weniger gelungen sind die vielen Sony-eigenen Bloatware-Dreingaben wie die PlayStation- oder eine Reklame-App, die wohl nicht jeder User brauchen wird, die man aber nicht deinstallieren darf.

Fazit: Viel hilft im Falle des Xperia XZ Premium nicht viel, denn das 4K-Display erscheint uns wie einst beim Xperia Z5 Premium eher als Gimmick denn als wirklich sinnvoll. Wenn überhaupt, profitiert man nur bei der Fotobetrachtung, da hätten wir eine generell höhere Helligkeit sinnvoller gefunden. Die Kamera ist gut, kann es aber nicht ganz mit der aktuellen Referenz aus Korea aufnehmen. Und während die Verarbeitung sehr gut ist, wirken Design und Handling nicht ganz so durchdacht. Alles in allem hat das Premium-Modell trotz flotteren Chip und 4K-Display unserer Einschätzung nach nicht so viele Vorteile gegenüber dem normalen Xperia XZ, dass sich der Aufpreis von 200 Euro lohnen würde.

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