Toter Rekrut in NÖ

Gardekommandant geht nun in die Gegenoffensive

Österreich
12.08.2017 16:48

Lebensfreude, Zukunftsglaube und die Hoffnung, als Gardesoldat einmal einen ordentlichen Job auszuüben. Daran glaubte Rekrut Toni P. Er freute sich, schon bald das begehrte rote Barett der Garde als Zeichen der Anerkennung tragen zu dürfen. Doch wenige Tage vor seinem 20. Geburtstag endete Anfang August sein Lebenstraum in einem Albtraum: Er brach nach einem Drei-Kilometer-Marsch im niederösterreichischen Horn zusammen - und starb wenig später im Spital. Antworten auf pietätlose Anschuldigungen nach dem tragischen Tod eines jungen Rekruten.

Offenbar ist Tonis tragischer Tod nicht auf die 32-Grad-Hitze, sondern auf einen akuten Infekt zurückzuführen: Keime im Blut lösten das hohe Fieber und eine Sepsis laut jüngsten Blutuntersuchungen aus.

Der Tragödie um den jungen Soldaten folgte ein trauriges, ja beschämendes Mediendesaster: 30 Kilogramm Gepäck, sadistische Ausbildner und sogar von 20 Soldaten, die am Vortag bei einem ähnlichen Hitzemarsch in Ohnmacht gefallen seien, war da plötzlich die Rede. Und da dann auch noch die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung ermittelte, fühlten sich einige verbissene Heereskritiker in ihren Vorwürfen bestärkt.

"Es ging offenbar nur um eines: Bundesheer-Bashing"
"Den Hauptakteuren dieses Schmierendramas ging es dabei offenbar nur um eines: um Bundesheer-Bashing, sprich den Militärs wieder einmal eines auszuwischen. Denn von all den Vorwürfen stimmt nichts", erklärte einer von Tonis Kameraden im "Krone"-Gespräch.

Auch Oberst Stefan Kirchebner, seit elf Jahren Kommandant der Garde, schüttelt ob etlicher absurder Kommentare den Kopf. "So wie es bei einem Ländermatch acht Millionen Teamchefs gibt, gibt es nun offenbar acht Millionen Experten, die genau wissen, wie es zu der Tragödie kommen konnte", erzählt der Pitztaler. Seit diesem schicksalshaften 3. August erreichen ihn täglich nahezu 100 Anrufe: Fragen, Bitten, Vorwürfe, Anweisungen etc.

Allerdings steht der Zwei-Meter-Hüne, Kommandant über 800 Soldaten, den zum Teil "absurden und pietätlosen Anschuldigungen" selbstbewusst gegenüber, da er sich von Anfang an vor Ort und mit Betroffenen ein Bild von der Lage gemacht hat. Kirchebner hat sich vor allem um "das Wichtigste, nämlich die Eltern und Verwandten", gekümmert.

"Der Wunsch der Familie ist mein oberster Befehl"
"Wir sind gemeinsam ins Horner Spital gefahren. Tonis Mutter hat noch gemeint, dass er so stolz war, bald ein roter Barettträger zu sein", erinnert sich der 50-Jährige sichtlich bewegt. "Der Wunsch der Familie ist mein oberster Befehl", bringt der Gardekommandant das weitere Vorgehen auf den Punkt. So wie es die Eltern wünschen, wird Toni im familiären Rahmen, aber begleitet von all seinen Kameraden, zu Grabe getragen. Beigesetzt mit allen militärischen Ehren.

Mit Fleiß und Ehrgeiz auf dem Weg zum Gardisten
Tatsächlich hatte es der 19-jährige Toni als Sohn einer vom Balkan zugewanderten Familie mit Fleiß und Ehrgeiz geschafft: Matura! Freude als Wasserballsportler und dazu die Aussicht, als Soldat bald bei der Garde seinen Mann zu stehen.

"Niemand wurde gegen seinen Willen auf den Marsch mitgeschleift. Wer nicht konnte, blieb in der Kaserne", spricht der Oberst beim Interview in der Maria-Theresien-Kaserne Klartext. Gleichzeitig verwehrt er sich dagegen, dass es nur "Schönwetterausbildung" beim Heer geben dürfe. Gardesoldaten stünden beim Assistenzeinsatz auch in der prallen Sonne und müssten für alle Eventualitäten gewappnet sein. Das heißt wohl, auch für einsatzrelevante Szenarien bereitstehen.

Und so wird Toni in Uniform und mit dem roten Barett seiner Garde begraben werden - als pflichtbewusster Soldat in Ausübung seines Dienstes für die Republik Österreich verstorben.

Christoph Matzl, Kronen Zeitung

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