Offener Angriff

Muslime: “Sehen wir, wer zuletzt lacht, Herr Kurz”

Österreich
04.02.2017 19:16

Erneut sind Tausende Menschen nur einen Tag nach der Akademikerball-Demo durch Wien gezogen: Ab 13.30 Uhr versammelten sich beim Wiener Museumsquartier zahlreiche Demonstranten, um unter anderem gegen das viel diskutierte Kopftuchverbot zu kämpfen. Die vom Netzwerk Muslimische Zivilgesellschaft (NMZ) organisierte Veranstaltung fand unter dem Motto "MuslimBanAustria - Mein Körper, mein Recht auf Selbstbestimmung" statt. Zielscheibe der Demonstranten war vor allem Integrationsminister Sebastian Kurz.

Neben dem NMZ waren auch die Dokustelle für Muslime sowie der Jugendrat der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Wien Mitorganisatoren der Veranstaltung. Zu Beginn der Demonstration fanden sich etwa 250 bis 300 Teilnehmer am Treffpunkt ein. Die Zahl der Teilnehmer erhöhte sich jedoch stetig.

"Wütender, aber friedlicher Protest"
Zum Auftakt der Demo riefen Rednerinnen zu einem "lauten, wütenden, aber friedlichen Protest auf." Teilnehmer hielten Plakate mit den Aufschriften "Nein zum Kopftuchverbot", "Ich will meine Freiheit" und "Wir sprechen für uns" in die Höhe.

Der Ärger einer Poetry-Slam-Sprecherin richtete sich inbesondere an den von ihnen bezeichneten "Desintegrationsminister" Sebastian Kurz: "Haben Sie verstanden, was Integration bedeutet?"

"Die weißen Männer schauen gerne weg"
Und weiter: "Wen kümmert's, wenn sie (Anm.: die Demokratie) entblößt liegt im Dreck, die weißen Männer schauen gerne weg", so die Rednerin und richtet sich noch einmal direkt an den Integrationsminister: "Doch sehen wir mal, wer als Letztes lacht, Herr Kurz! Ich jedenfalls, habe Sie schon jetzt mit einem Lächeln bedacht."

"Wir sind laut, weil ihr uns unsere Freiheit raubt"
Kurz nach 14.30 Uhr setzte sich der Demonstrationszug laut Veranstalter mit etwa 3500 Teilnehmern begleitet von einem Hupkonzert in Bewegung. Die Polizei zählte hingegen 2500 Aktivisten. Die Route führte die Demonstranten vom Platz der Menschenrechte, über den Ring und den Ballhausplatz bis zum Innenministerium. "Wir sind laut, weil ihr uns unsere Freiheit raubt", wurde gerufen. Frauen führten den Demonstrationszug an, die Männer gingen in einem eigenen Block dahinter.

Beim Eintreffen am Minoritenplatz vor dem Innenministerium kurz nach 15.30 Uhr richteten die Rednerinnen noch einmal ihre Worte an Kurz. Sein geplantes Integrationspaket sei viel mehr ein "Diskriminierungspaket". "Der Islam ist ein Bestandteil unserer Identität", so eine Sprecherin bei der Schlusskundgebung.

Keine besonderen Maßnahmen der Polizei
Die Polizei hatte im Vorfeld der Demonstration keine besonderen Maßnahmen geplant. Obwohl weit mehr Menschen vor Ort waren, als ursprünglich gedacht - die Veranstalter selbst rechneten zuvor mit etwa 1000 Teilnehmern - verlief die Aktion friedlich.

Die Ahndung von Vollverschleierung brauchten muslimische Teilnehmerinnen dort übrigens nicht befürchten. Zwar gab es wie bei jeder Demonstration ein Vermummungsverbot, dieses ziele allerdings eindeutig auf mögliche Straftaten ab.

Muslimische Jugend sagte Teilnahme ab
Die Muslimische Jugend hatte bereits am Freitag ihre Teilnahme an der Demonstration abgesagt. "Sicherheitsbedenken" wurden in einer Aussendung als Grund genannt.

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