"Liebesg'schichten"

Neuanfang mit 96 Jahren: Ist es Liebe, Frau Rosa?

Österreich
15.07.2017 16:57

Bei "Liebesg'schichten und Heiratssachen" fand Frau Rosa (96) ihren Fredi (ebenfalls 96). Mit der "Krone" sprechen die beiden über das Ende der Einsamkeit, den Zufall, der sie zusammengeführt hat, und die Gnade, am Ende wieder geborgen zu sein.

Im Wohnzimmer von Frau Rosa scheint die Zeit stillzustehen. Biedermeier-Möbel, Kristallluster, weiße Büsten. Auf dem dunkelvioletten Kuschelsofa liegt ein echter Fuchs, geschossen von ihrem letzten Ehemann. "Neun Jahre lang hat sie nur die Eingangstür gesehen", erklärt Herr Alfred. "Und den Kaiser", ergänzt Frau Rosa und blickt ehrfürchtig zum goldgerahmten, 1,50 Meter hohen Porträt des jungen Franz Joseph, von dem ihre Enkelin immer glaubte, es sei der Opa.

Nun sitzen sie beide da, Frau Rosa und Herr Alfred. Gemeinsam sind sie 192 Jahre alt. Mit ihrem Liebesduett haben sie am vergangenen Montag die Herzen von mehr als 800.000 Zuschauern gewonnen. Beim "Krone"-Interview haben sie sich auch farblich aufeinander abgestimmt. Frau Rosa trägt ein brombeerfarbenes Kleid, Herr Alfred ein Polo in denselben Tönen.

"Krone": Frau Rosa, wer bei "Liebesg’schichten" auftritt, kann danach unter vielen Partnern auswählen. Warum haben Sie sich ausgerechnet in Alfred verliebt?
Rosa: Ich gestehe Ihnen jetzt etwas. Ich habe eigentlich gar keinen Mann gesucht. (lacht) Meine Enkelin hat mir eines Tages gesagt: "Weißt du, Rosi-Oma, ich habe dich jetzt bei der Frau Spira angemeldet." Ich dachte, das ist für die "Alltagsgeschichten". Dann kam das Team von "Liebesg'schichten", und ich dachte, so unhöflich kannst du jetzt nicht sein. Dabei war ich auf die alten Pfrintner, die nur nörgeln und schimpfen, nicht neugierig. Aber ich habe Frau Spira zuliebe mitgemacht.
Alfred: Ich habe die Sendung nicht einmal gesehen, bei mir hat auch die Enkeltochter gesagt: "Der Opa ist so viel allein, warum sollte er nicht diese Frau Rosa kennenlernen?"

Wie viele Bewerber waren es?
Rosa: Um die 50. Ich habe jeden einzelnen angerufen und mich bedankt, dass sie so nett geschrieben haben. Außer Alfred kam noch ein 90-jähriger Tiroler. Er reiste extra nach Wien und war dann sehr enttäuscht. Dreimal dürfen Sie raten, was der wollte. Ich ließ ihn abblitzen, und er meinte: "Außer Spesen nix gewesen."

Wie war es bei Alfred?
Rosa: Als wir einander das erste Mal begegnet sind, dachte ich mir: Interessantes Gesicht! Und dann, zack! Wie eine Lawine kam das alles über mich.
Alfred: Ihre Seele, ihr Herz, da war von Anfang an ein Gleichklang. Wir kennen auch dieselben Lieder. Wir singen sehr gerne gemeinsam. Rosa ist auf einem Ohr schwerhörig, deshalb ist Fernsehen schwierig.
Rosa: Ich trage jetzt auch wieder elegante Kleider. Der Fredi mag das lieber als Hosen. Es fühlt sich wunderbar an, ich bin wieder Frau.

Ist es Liebe?
Rosa (nickt): Nach unserem ersten Treffen ist er drei Wochen mit seiner Schwester in die Türkei auf Urlaub gefahren. Er hat mich alle paar Tage angerufen. Ich habe dann schon sehnsüchtig auf seine Anrufe gewartet. Ich hatte ja sonst keine Abwechslung, außer den Friseur hier im Haus. Dort ist das Telefon heiß gelaufen. Die Friseurin fragte mich: Haben Sie Sex auch? Ich bin ja dort Stammkundin. Aber der Sex geht uns nicht ab. Gell, Fredi?
Alfred: Wollen wir so sagen: Er kommt selten vor. (Beide lachen)

Wie nennt er Sie?
Rosa: Schatzilein. Und ich sage Herzerl zu ihm.

Hat man mit 96 noch weiche Knie oder Herzklopfen?
Rosa: Wo denken Sie hin? Meine Füße sind ein Motor ohne Benzin. Herzklopfen hatte ich heute, weil ich wusste, dass die "Krone" zu uns kommt.
Alfred: Im Alter bedeutet Liebe etwas anderes. Zu wissen, dass man nicht mehr allein ist. Jemanden zu haben, wo man sich anlehnen kann.
Rosa: Wir gehen jetzt auch wieder aus. Ins Theater oder ins Restaurant.

Wie viele gemeinsame Jahre wünschen Sie sich?
Rosa: So viele Gott will. In unserem Alter ist jeder Tag ein Geschenk. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, sage ich: "Lieber Gott, danke, dass dieser Tag wieder mir gehört." Und am Abend, wenn ich die Augen zumache, sage ich: "Danke, es war schön."
Alfred: Das Leben wird wertvoller. Aber ich war eigentlich auch mein ganzes Leben glücklich. Mein Vater hat gesagt: Alle Frauen sind Engel. Wenn du sie wie Engel behandelst, wirst du immer wie im Himmel leben.
Rosa: Ich hätte nie gedacht, dass ich so alt werde. Im Haus wohnt ein ehemaliger Gemeinderat, der hat gesagt: "Frau Rosa, bitte steuern Sie den Hunderter an, weil dann machen wir in Meidling ein Fest, wie es Meidling noch nicht gesehen hat."

Ist der Gedanke da, wer als Erster gehen muss?
Rosa: Nein, daran will ich nicht denken.
Alfred: Ist doch egal, wann ich sterbe. Das Leben war wunderschön! Außerdem: Jetzt war die Rosi neun Jahre allein, dann wird sie doch die Zeit nach mir auch noch allein auskommen. (lacht)
Rosa: Ich vermisse ihn schon, wenn er einmal einen Nachmittag weg ist.

Könnten Sie sich vorstellen, noch zu heiraten?
Frau Rosa sagt nichts.
Alfred ergreift das Wort: Das mag jetzt vielleicht unromantisch klingen, aber heiraten können wir nicht. Weil dann würden wir beide die Witwenpensionen verlieren.
Rosa: Wir sind ja sowieso zusammen.
Alfred: Für uns wäre es schön, wenn wir anderen alten Leuten Mut machen könnten. Es ist egal, ob man 50 oder 70 oder 90 ist. Man kann sich immer verlieben. Auch wenn man es nicht für möglich hält.

Die Männer ihres Lebens
Rosa-Maria L., geboren am 12. März 1921. In den letzten Kriegstagen erschießen Partisanen ihren Verlobten vor ihren Augen. 1947 heiratet sie das erste Mal. Die Ehe dauert 35 Jahre, ihr entstammt ein Sohn, der heute 69 ist. Dann stirbt Rosas Mann. Mit 60 lernt sie einen Anwalt kennen. Hochzeit 1985. Nach 19 Jahren stirbt auch der zweite Ehemann. Ihre Enkeltochter hat die Oma dann bei "Liebesg'schichten und Heiratssachen" angemeldet, wo sie noch einmal die große Liebe fand: Alfred X., ebenfalls 96. Seit fünf Monaten sind die beiden ein Paar.

Über die neue Staffel "Liebesg'schichten und Heiratssachen"
Den Auftakt zur neuen Staffel von "Liebesg'schichten und Heiratssachen" verfolgten letzte Woche bis zu 835.000 Zuschauer. Am kommenden Montag stellt Elizabeth T. Spira sieben neue Singles vor (20.15 Uhr, ORF 2).

Conny Bischofberger, Kronen Zeitung

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