Ursache geklärt

Tod eines Häftlings wirft weiter Fragen auf

Österreich
24.03.2017 11:39

Die Todesursache ist zwar mittlerweile geklärt, der Fall wirft aber noch immer Fragen auf. Nach dem Tod eines 55-jährigen Häftlings der Justizanstalt im niederösterreichischen Hirtenberg - der Mann war Anfang Dezember des Vorjahres in einem Krankenhaus in Wien verstorben - wurde via gerichtsmedizinischem Gutachten eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung als Grund für den tödlichen Herz-Kreislauf-Stillstand festgestellt. Der Auslöser der schweren Entzündung ist bislang aber nicht geklärt.

Gerichtsmediziner Christian Reiter findet in seiner Expertise, die er Anfang März der Staatsanwaltschaft Wien übermittelt hat - ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung ist anhängig -, "bei derzeitigem Aktenstand keine Anhaltspunkte für ein fremdes Verschulden am Tod des Mannes". Allerdings hält Reiter die Beiziehung eines weiteren Sachverständigen für erforderlich, zumal der 55-Jährige im Gefängnis seit Längerem über starke Bauchschmerzen geklagt haben soll.

Entzündung vorhersehbar und abwendbar?
"Ob die medizinische Betreuung in Hirtenberg bzw. in den nachfolgenden medizinischen Einrichtungen sorgfaltskonform war und ob die Bauchspeicheldrüsenentzündung vorhersehbar und abwendbar war, muss ergänzend einem Sachverständigen für Chirurgie unter Heranziehung der jeweiligen Krankenunterlagen übertragen werden", so Reiter in seinem Gutachten.

Mirsad Musliu, der Rechtsvertreter der Hinterbliebenen, die sich dem gegen derzeit unbekannte Täter geführten Strafverfahren als Privatbeteiligte angeschlossen haben, hat bereits die Einholung eines chirurgischen Gutachtens beantragt. Außerdem will er mehrere Häftlinge der Justizanstalt Hirtenberg zeugenschaftlich vernehmen lassen. "Die haben alle mitbekommen, unter welchen Schmerzen der Mann im Gefängnis gelitten hat", so Musliu. Der 55-Jährige habe zunächst nur Schmerzmittel und Infusionen bekommen und sei nicht rechtzeitig ordnungsgemäß behandelt worden. Die Generaldirektion für den Strafvollzug hatte diesen Vorwurf bereits Ende Februar zurückgewiesen.

Zustand vor Hodenbruch-OP dramatisch verschlechtert
Der Häftling war am 1. Dezember 2016 zur operativen Behebung eines Hodenbruchs in ein Wiener Spital überstellt worden. Am 2. Dezember verschlechterte sich kurz vor dem geplanten Eingriff plötzlich sein Gesundheitszustand, er musste reanimiert und auf die Intensivstation verlegt werden, wo ein Venenkatheter gesetzt wurde.

Nach einer Stoffwechselentgleisung zeigten sich erhöhte Leber- und Pankreaswerte, eine Computertomografie wies schließlich eine ausgeprägte Bauchspeicheldrüsenentzündung nach. Am Morgen des 6. Dezember trat der Herz-Kreislauf-Stillstand ein.

Ursache für Entzündung völlig unklar
Was die Bauchspeicheldrüsenentzündung ausgelöst hat und inwieweit dabei eine vorbestehende Erkrankung der Leber eine Rolle gespielt hat, konnte die gerichtliche Obduktion nicht klären. Gerichtsmediziner Reiter fand jedenfalls keine Hinweise, dass die Bauchspeicheldrüsenentzündung "schon längere Zeit bestanden hat". Überdies hält Reiter in seinem Gutachten fest: "Die chronische Lebererkrankung kann mit Oberbauchschmerzen verbunden gewesen sein."

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