Kein Raki, kein Bier

Wirbel um Alkoholverbot in orientalischen Lokalen

Österreich
23.05.2017 10:39

Kein Wein, kein Bier, kein Raki - Letztgenannter gilt immerhin als türkisches Nationalgetränk: Immer mehr von Muslimen geführte Lokale streichen Alkohol von ihrer Getränkekarte. Bei vielen sorgt das für Kopfschütteln. Die "Krone" hat sich im 16. Wiener Gemeindebezirk, dem Stammsitz der Ottakringer Brauerei, umgehört.

Die Kellner im Etap, einem türkischen Lokal in Ottakring, sind auf zack, die Gäste schlürfen Tee. Was den Wirt zur Umstellung der Getränkekarte bewogen hat, wollte er uns leider nicht verraten.

Wir klappern einige Lokale rund um den Brunnenmarkt ab. Im bekannten Kent erklärt uns der Geschäftsführer, dass er nicht an eine Umstellung denke. Andere Gastronomen wollen überhaupt nichts zu diesem Thema sagen. Herr Temel K. erzählt, dass er sein Lokal in der Brunnengasse an Syrer verkauft habe. "Sofort wurde der Alkohol gestrichen."

"Das gefährdet die Vielfalt"
Ottakrings Bezirksvorsteher Franz Prokop ist über die Trennung besorgt: "Das gefährdet die Vielfalt, die hier sehr gut funktioniert." Hülya B. in ihrem Lokal in Linz schüttelt darob den Kopf - und schenkt weiter Bier aus.

Birol Kilic, der Obmann der Türkischen Kulturgemeinde, meint: "Alkohol wird seit osmanischer Zeit getrunken. Manche trinken, andere nicht. Das war nie ein Problem. Doch seit Kurzem gibt es einen Gesellschaftszwang, auf Türkisch 'mahalle baskisi'."

DATEN UND FAKTEN:
Der Konsum von Alkohol gilt im sunnitischen und schiitischen Islam sowie in allen Rechtsschulen als haram (verboten). Vier Verse des Koran befassen sich konkret damit. Allerdings wurde das Alkoholverbot in osmanischer Zeit nie so strikt gesehen.

Sultan Süleyman der Prächtige soll Schiffe mit Wein versenkt haben. Andere Sultane wie Murad IV. oder Selim II. tranken gerne Alkohol. Das hochprozentige Anisgetränk Raki wird seit Jahrhunderten im osmanischen Reich gebrannt und gilt bis heute als Nationalgetränk. Viel schlimmer als Alkohol sei für einen Muslim laut Islamexperten Verleumdung oder Lügen.

Martina Münzer, Kronen Zeitung

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