Wer kann Kanzler?

Der große Check: So direkt sind die Kandidaten

Nachrichten
26.09.2017 15:00

Wie ticken unsere Kanzler-Anwärter wirklich? Im zweiten Teil unseres objektiven Persönlichkeits-Checks: Wer seine Meinung unverblümt preisgibt - und wer sich eher bedeckt hält ...

Authentisch und offen - so soll er sein, der ideale Kanzler. Das gaben 53 Prozent der Österreicher bei unserer Umfrage mit dem Meinungsinstitut IMAS an.

Wir garantieren Objektivität!
Aber gerade in einem politischen Umfeld ist manchmal auch Diplomatie gefragt. Wir wollten wissen: Welcher Spitzenkandidat zeigt offen, was er denkt? Wer hält mit seiner Meinung eher hinter dem Berg? Gemeinsam mit der renommierten Beraterfirma HILL baten wir die Spitzenkandidaten zum wissenschaftlich fundierten objektiven Persönlichkeits-Check. Die anonymisierten Daten wurden von Wirtschaftspsychologe Othmar Hill ausgewertet. Notar Georg Schreiber beglaubigt die anonyme und damit objektive Beurteilung. Und Politologe Peter Filzmaier interpretiert das Ergebnis aus politischer Perspektive.

Top-Beraterfirma

Die Experten nahmen letztlich fünf der großen Sechs unter die Lupe. Zu Christian Kern (SPÖ) gibt es leider keine Auswertung, nachdem er den Test völlig überraschend abgebrochen hat, "weil das ein lächerlicher Gag" sei. Schade, Herr Bundeskanzler, dass Sie den "Krone"-Lesern nicht zeigen wollen, wie Sie ticken.

Die Ergebnisse der Spitzenkandidaten
Die detaillierten Ergebnisse der weiteren Spitzenkandidaten finden Sie im Folgenden - und sie sind sehr spannend: Ein Kandidat ist gnadenlos direkt, ein anderer bleibt diplomatischer. Wer hinter diesen Eigenschaften steckt? Lassen Sie sich überraschen!

Peter Pilz: Dosiert offen

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Der Kandidat verhält sich eher offen und ist kontaktbereit. Er präsentiert sich recht ehrlich, wägt aber im öffentlichen Auftritt mögliche Reaktionen der anderen diplomatisch ab.
  • Analyse Hill: Peter Pilz ist zwar kontaktfähig, aber nicht besonders kontaktfreudig. Er braucht persönliche Rückzugsmöglichkeiten und ist - je nach Situation - mehr oder weniger angemessen zugänglich.
  • Analyse Filzmaier: Bei Peter Pilz kann Diplomatie nicht im Mittelpunkt stehen. Das wäre absurd, wenn jemand stets als Einzelkämpfer auffiel und seine Partei verlässt. Nur benötigt er als Skandalaufdecker Informanten sowie Verbündete in Politik und Medien. Um diese nicht zu verlieren, muss er auch diplomatisch statt bedingungslos offen und direkt sein.

Heinz-Christian Strache: Taktvoll

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Dieser Kandidat kommuniziert der Situation entsprechend - entweder eher offen oder eher diplomatisch. Er hat kein Problem damit, sich bedeckt zu halten, und reagiert geistesgegenwärtig.
  • Analyse Hill: Heinz-Christian Strache wägt Situationen sehr genau ab. Das ermöglicht es ihm auch, unter der Oberfläche Verborgenes zu erkennen. Er kann sich in der Kommunikation rasch auf seine Gesprächspartner einstellen.
  • Analyse Filzmaier: Bei Heinz-Christian Strache fällt auf, wie verschieden er auftritt. Für die jetzigen Fernsehdebatten stimmt, dass er sich diplomatisch zurückhalten kann und nur je nach Thema offen und direkt wird. Auf Veranstaltungen agiert er mehr als der Polterer von früher. Das macht strategisch Sinn, kann Wechselwähler aber darüber verunsichern, was sein wahres Gesicht ist.

Matthias Strolz: Angemessen ehrlich

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Der Kandidat tendiert zur Offenheit. Ein respektvoller Austausch ist ihm wichtig. Dennoch fühlt er sich nicht immer zu absoluter Ehrlichkeit verpflichtet und verhält sich der Situation angemessen.
  • Analyse Hill: Im "Bad der Menge" gibt Matthias Strolz mehr von sich her als innerhalb der Partei. Er kann Geheimnisse für sich behalten und plaudert nicht alles aus. Durch seine ungestüme Art kommt es bei öffentlichen Auftritten mitunter zu verbalen "Ausrutschern".
  • Analyse Filzmaier: Auf den ersten Blick verkörpert Strolz das Bild eines Politikers, der sein Herz auf der Zunge trägt und sich voller Emotionen so gibt, wie er wirklich denkt und ist. Wer bei seinem Lebenslauf als Berater genauer hinschaut, erkennt freilich auch seine Fähigkeiten als schlauer Stratege. Also kann er sich durchaus zurückhalten und taktieren.

Sebastian Kurz: Kumpelhaft

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Hier gibt jemand frei und unverblümt preis, was er sich wirklich denkt. Nur in der Öffentlichkeit hält er sich mit seiner Meinung ein wenig mehr zurück.
  • Analyse Hill: Sebastian Kurz ist authentisch und zeigt eine große persönliche Vertrauensbereitschaft. Das wirkt zwar sympathisch, macht ihn aber angreifbar. Um das zu vermeiden, ist er häufig angespannt und kann im näheren Umfeld auch einmal gefühlsbetont reagieren.
  • Analyse Filzmaier: Theoretisch muss jeder Außenminister ein Diplomat sein. Doch Kurz versteht sich ja als Parteichef und Spitzenkandidat. Da hilft ihm Offenheit, damit punktet er im Inland. Ihn als "kumpelhaft" zu sehen, ist aber aus Sicht der politischen Kommunikation falsch. Unklar bleibt zudem, was authentisch ist und wo die Inszenierung beginnt.

Ulrike Lunacek: Sehr offenherzig

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Die Kandidatin ist ein sehr offenherziger Mensch. Ihre Direktheit wird von der Umwelt als authentisch wahrgenommen.
  • Analyse Hill: Ulrike Lunacek zeigt extrem hohe Kontaktfreude. Sie gibt großen Vertrauensvorschuss. Diese gnadenlose Offenheit grenzt manchmal an Naivität und kann dazu führen, dass sie sich zu wenig schützt.
  • Analyse Filzmaier: Eine Hauptforderung der Grünen ist mehr Transparenz. Also passt Lunacek perfekt zur Partei, weil sie sich ohne taktische Spielchen ganz offen zeigt, ob man ihre Meinungen mag oder nicht. Nur ist jenseits des Wahlkampfs in der Politik auch Diplomatie wichtig: Man kommt nicht weit, wenn man alles sofort öffentlich im Praterstadion verhandeln will.

Alexandra Halouska und Patrick Warger, Kronen Zeitung/kal

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